Nach 60 Jahren:
Rotes Kreuz öffnet die Tür für den Roten Davidstern
Auszüge aus einem Artikel von Yoav Stern,
Ha'aretz, 09.12.2005
Übersetzung Daniela Marcus
Gestern wurde bei einer internationalen
Konferenz im schweizerischen Genf ein neues Rot-Kreuz-Symbol
akzeptiert. Damit wurde für Israel der Weg geebnet, der humanitären
Organisation nach beinahe 60jährigem Ausschluss beizutreten.
Die 192 Unterzeichner der Genfer Konventionen genehmigten in einer
Abstimmung das neue Symbol, das einen roten Kristall darstellt. (…)
Eine Mehrheit von 70% der Mitgliedstaaten entschied sich für das
Symbol. Alle moslemischen und arabischen Staaten stimmten dagegen,
mit Ausnahme von Jordanien, das sich der Stimme enthielt.
Nun kann "Magen David Adom" (Roter Davidstern) für humanitäre
Missionen im eigenen Land oder im Ausland –falls das Gastland dies
genehmigt- einen roten Davidstern im Zentrum des neuen Symbols
platzieren.
"Leider war es nicht möglich, das Protokoll übereinstimmend zu
akzeptieren. Jedoch wurde es mit einer klaren Mehrheit angenommen",
sagte Didier Pfirter, ein Schweizer Diplomat, der weltweite
Anstrengungen für die Unterstützung des neuen Symbols koordiniert
hatte. (…) Schweizer Offizielle, unter ihnen die Schweizer
Außenministerin Micheline Calmy-Rey, hatten die Kampagne, ein neues
Symbol zu finden, das auch für Israel akzeptabel war, angeführt. (…)
Der israelische Außenminister Silvan Shalom sagte, die Entscheidung
werde die historische Ungerechtigkeit, die dem Magen David Adom über
Jahrzehnte hinweg den Zugang zum Roten Kreuz verwehrt hatte,
korrigieren.
Durch die Akzeptanz des neuen Symbols wird es Israel nun möglich
sein, nächstes Jahr dem Internationalen Roten Kreuz offiziell
beizutreten. Aber auch andere Staaten profitieren davon, z. B.
Eritrea und Kasachstan, die dieses Symbol ebenfalls verwenden
werden.
Magen David Adom benutzt einen roten Davidstern, um seine Ambulanzen
und sein medizinisches Personal zu identifizieren. Doch der Antrag,
dieses Symbol international anzuerkennen, wurde 1949 zurückgewiesen.
Seitdem haben arabische Staaten alle Versuche blockiert, ein
alternatives Symbol zu finden.
Bei Treffen, die der Vorbereitung der Konferenz dienten, entstand
bei der Schweiz der Eindruck, dass die moslemischen Staaten nicht
gegen das neue Symbol stimmen würden, sollten Israel und die
Palästinenser einer Kooperation zwischen dem Magen David Adom und
dem Palästinensischen Roten Halbmond zustimmen.
Trotz dieser erreichten Kooperation kündigte der syrische Vertreter
jedoch seinen Einwand an. (…) Seine Forderungen zur Akzeptanz des
Symbols deuteten unter anderem an, dass Syrien ein Abkommen mit
Israel erreichen wolle, in dem Syriens Souveränität über den Golan
anerkannt werde. (…)
Israelische Diplomaten bezeichneten Syriens Einwände als
überraschend und empörend. Im Gegensatz zu einem Abkommen, das in
vorbereitenden, von der Schweiz koordinierten Gesprächen erreicht
worden war, weigerte sich Syrien nun, seine Forderungen
zurückzunehmen und knüpfte diese an die Wahl für oder gegen das
Symbol.
Israelische Diplomaten wurden auch von Ägypten überrascht, denn
dieses stellte sich an die Seite Syriens. Mauretanien, das
diplomatische Beziehungen mit Israel unterhält, kündigte ebenfalls
seinen Einwand an. Der Iran, der zu Anfang noch gesagt hatte, er
werde sich der Stimme enthalten, stimmte nun gegen das neue Symbol.
(…)
"Die wichtigste Sache ist das Ergebnis", sagte gestern Noam Yifrach,
der Leiter des Magen David Adom. "Morgen wird sich niemand mehr an
die Zahlen erinnern." (…)
hagalil.com 09-12-2005 |