Auf dem richtigen Weg?:
Wenn Ghadaffi arabisch lehrt
Von Magdi Allam, übersetzt und redigiert von Karl Pfeifer
Nachdem Filippo Saltamartini, Sekretär der autonomen
Polizeigewerkschaft am 6. Dezember in Rom einen Vertrag mit Khaled Biagioni
Gazzoli, Generalsekretär der UIO (Islamische Union im Westen), über
Unterricht der arabischen Sprache und der islamischen Kultur für Polizisten
unterzeichnet hatte, sagte er, sicher "auf dem richtigen Weg" zu sein.
Es wurde vereinbart, dass der Kurs am 19. Januar 2005 in der
Polizeidirektion von Rom beginnen soll, dass die Lektionen von "Dozenten der
Universität Tripoli und italienischen Koranschulen" gegeben werden sollen
und es "für die besten auch die Möglichkeit [geben wird] sich in Libyen, der
Zentrale der UIO weiterzubilden." Muss
man sich wegen diesem Vertrag, der die sprachliche und kulturelle Ausbildung
unserer Polizisten dem von Ghadaffi geführten Libyen anvertraut im Kontext
der internationalen Notlage, die uns zwingt gegen Extremismus und
Terrorismus islamistischer Prägung Stellung zu beziehen, Sorgen machen?
Nein, wenn man in Betracht zieht, dass am 30. November
Innenminister Pisanu, in den "Rat für den italienischen Islam" Mansur
Tantush, UIO-Präsident der italienischen Sektion des Wics (World Islamic
Call Society) berufen hat. Nein, wenn man sich vergegenwärtigt, dass UIO
sich als die erste islamische Organisation, die in Italien 1947 gegründet
wurde präsentiert, die Wics seit 1972 vertritt und von den italienischen
Behörden 2001 anerkannt wurde.[...]
Allerdings gibt es auch die andere Seite der Medaille, die alles andere als
beruhigend ist. Am 16. August 2003 wurde im Londoner Flughafen Heathrow
Abdurahman Alamoudi, Gründer des "American Muslim Council" verhaftet. Er
hatte 340.000 Dollar in bar bei sich, und gestand, dass diese Teil einiger
Millionen Dollar des Wics wären, die einem Befehl Ghadaffis folgend für den
Zweck vorgesehen waren, ein Attentat gegen den damaligen saudischen
Kronprinzen Abdallah zu organisieren, der nach dem Tod von König Fahd den
Thron bestieg. Alamoudi, enthüllte laut "New York Times", dass während
zweier Treffen mit Ghadaffi im Juni und August 2003, der libysche Führer ihm
befahl: "Ich möchte Abdallah tot, oder ermordet oder mit einem
Staatsstreich" beseitigt sehen. Ghadaffi und Abdallah hatten einen
öffentlichen Wortwechsel während des arabischen Gipfeltreffens in Scharm el
Scheich am 19. März 2003, in dem sie sich u.a. gegenseitig beschuldigten
sich Amerika verkauft zu haben. Außer
Alamoudi wurde in Ägypten Mohamed Ismael, libyscher Oberst verhaftet,
nachdem er vier saudische Terroristen aus Mekka traf. Er gestand direkt von
den Chefs des libyschen Geheimdienstes Abdullah Senoussi e Musa Kusa den
Befehl erhalten zu haben, Abdallah zu ermorden. Kusa, ein Schwager Ghadaffis
wurde rechtskräftig in Abwesenheit von der französischen Justiz verurteilt,
weil er das Attentat gegen ein französisches Flugzeug der UTA im September
1989 über Niger, welches 170 Menschenleben kostete, befohlen hatte.
Eine noch offene Tragödie: Das Gericht von Paris hat Libyen
erst vor wenigen Tagen verurteilt 3,5 Millionen Euro denjenigen Opfern zu
zahlen, die nicht als Privatkläger aufgetreten waren. Wegen all dem und
trotz der Entschädigung von 10 Millionen Dollar an die Familien der 270
Opfer des Pan Am Flugzeuges über Lockerbie, lassen die USA Libyen auf der
Liste der Staaten, die den Terrorismus unterstützen.
Tatsache ist auch, dass Wicks, offiziell vom "Jihad Fund",
einem Fonds der für den heiligen Krieg 1970 geschaffen wurde,"um den
Palästinensern in ihrem Kampf gegen Israel zu helfen", finanziert wird. Oder
dass Wics von Anfang an hetzt, "der zionistischen Offensive und der Kreuzzug
Aggression entgegenzutreten". Deswegen
ist es legitim zu fragen: Können wir die Ausbildung unserer Polizisten oder
die Führung des italienischen Islam einem Staat anvertrauen, der wenigstens
problematisch ist bezüglich seines Verhältnisses zum Terror und wegen seiner
antiisraelischen und antiwestlichen Ideologie?
Quelle: Corriere della
Sera, 12.12.05
hagalil.com 15-12-2005 |