Unglaubwürdige
Distanzierung:
Fritz Edlinger von jüdischen Journalisten verfolgt?
Von Karl Pfeifer
Obwohl ich bereits im Mai 2005 die "Blumen aus Galiläa" als
antisemitisches Machwerk kritisierte, versprach Fritz Edlinger erst heute im
Standard sich vom Buch "Blumen aus Galiläa", das er herausgegeben und mit
einem Vorwort versehen hat, zu distanzieren und es auch nicht zu bewerben.
Vorausgegangen war der zunächst erfolgreiche Protest einer Gruppe Grazer
Intellektueller, die sich im November an den Rektor der Universität wandten
und dagegen protestierten, dass der Herausgeber einer antisemitischen
Hetzschrift an der Universität Graz eine Diskussion leiten darf.
Edlinger versucht weiterhin das antisemitische Pamphlet von Jermas-Shamir
als "legitime Kritik" an Israel zu verharmlosen, und unterstellt:
"Bestimmte jüdische Journalisten verbreiten halt seit Jahren
die These, der Herr Edlinger ist ein typisches Beispiel eines linken
Antisemiten."
Die
österreichische Wissenschaftlerin Margit Reiter charakterisierte in ihrem im
Studienverlag 2001 erschienenem Buch "Unter Antisemitismus-Verdacht" einen
Brief den Fritz Edlinger 1982 an die Israelitische Kultusgemeinde Wien
gerichtet hatte so: "Bemerkenswert an diesem Beispiel ist vor allem der
Umstand, dass diese Worte nicht von einem der "Ewiggestrigen", sondern von
einem "Nachgeborenen" mit einem expliziten "linken" und "antifaschistischen"
Selbstverständnis stammten. Ihm waren nicht nur die ohnehin spärlich
fließenden "Wiedergutmachungs"-Zahlungen ein Dorn im Auge, sondern er
verstand es auch, die österreichischen Juden und Jüdinnen in altbekannter
Manier vom österreichischen Wir-Kollektiv abzugrenzen und ihnen subtil die
Instrumentatlisierung der Shoah für politische Zwecke zu unterstellen. Diese
Anspielungen sowie der anmaßende Ton des Briefes und auch seine aggressive
und uneinsichtige Reaktion auf die gegen ihn vorgebrachte Kritik, verweisen
– wenn nicht auf latent antisemitische Ressentiments – so zumindest auf
einen erheblichen Mangel an historischer Sensibilität." (S 302)
Edlinger bezichtigte damals Erika Wantoch des willkürlichen Zitierens, "was
anhand des Originaltextes allerdings klar widerlegt werden konnte, weiters
berief er sich auf "jüdische Kronzeugen", um solcherart den
Antisemitismusvorwurf zu entkräften." (ibid S. 465)
Edlinger beruft sich wenn nötig auf "jüdische Kronzeugen" und stellt sich
heute als ein von jüdischen Journalisten zu unrecht kritisierter
Sozialdemokrat dar.
Doch
Edlinger scheute sich nicht Ende November (Falter 47/05) zu
unterstellen, dass die Kritiker des vom ihm herausgegebenen Buches
"Linke" seien,
"die mit dem israelischen Geheimdienst und den USA Schulter an Schulter
arbeiteten." Das ist die sonst von Stalinisten gebrauchte
Diffamierungsmethode, die der langjährige Vertreter der SPÖ beim
Nahostkomitee der Sozialistischen Internationale einsetzt.
Bis heute findet sich auf
seiner Homepage sein am 18.9. publiziertes Interview, in dem er behauptet:
"Zunächst einmal ist festzustellen, dass ich noch selten eine derartig
massive und hysterische Kampagne erlebt habe, wie jene gegen Israel Shamir
und seine Schriften."
Die angebliche "massive und hysterische Kampagne" in Österreich
besteht bis heute lediglich in Publikationen im Internet. Als einziges
Printmedium hat das nicht an Kiosken verkaufte offizielle Organ der IKG in
seiner Novemberausgabe eine Rezension des antisemitischen Machwerkes
publiziert.
Fritz Edlingers
Distanzierung ist wenig glaubwürdig, anscheinend geht es ihm nur darum, in
Graz auf Universitätsboden diskutieren zu dürfen.
hagalil.com
16-12-2005 |