
Rechtsradikalismus:
Stiftung entlässt Sohn von Yehudi Menuhin
DIENSTAG, Israel Nachrichten 15. NOVEMBER 2005
DÜSSELDORF - Der Vorstand der Jehudi Menuhin Stiftung
Deutschland hat am Samstag seinen Vorsitzenden Gerard Menuhin (57) des Amtes
enthoben.
Wie der Geschäftsführer der Stiftung, Winfried Kneip, in
Düsseldorf mitteilte, hat der Sohn des 1999 in Berlin gestorbenen weltberühmten
jüdischen Geigers regelmäßig in der "National-Zeitung" des
DVU-Bundesvorsitzenden Gerhard Frey eine Kolumne verfasst. Außerdem werde Gerard
Menuhin auf der Website der NPD im Vorabdruck eines Interviews mit der ebenfalls
rechtsradikalen Monatszeitung "Deutsche Stimme" zitiert.
Ein von der Stiftung beauftragtes Anwaltsbüro solle den
Sachverhalt juristisch prüfen. Die Menuhin-Stiftung missbilligte "aufs Schärfste
die Nennung unserer Stiftung und ihres Wirkens in einem Medienorgan, das auch
laut Innenministerium dem "einschlägigen rechtsextremistischen Umfeld
zuzurechnen ist". Weiter heißt es in der Mitteilung: "Vorstand, Kuratorium und
alle Mitarbeiter sind zutiefst bestürzt, da im Umgang mit Gerard Menuhin nichts
auf seine ideologische Haltung hindeutete." Ziel der vom Vater gegründeten
Stiftung ist es, mit Künstlern "Kindern, insbesondere in sozialen Brennpunkten
mit hohem Migrantenanteil, durch Kunst ein gewaltfreies Miteinander zu
ermöglichen".
In dem Interview spricht Gerald Menuhin, der sich selbst als Jude
bezeichnet und nach Angaben der Stiftung als Journalist arbeitet, von einem
"Schweigegebot" und einer "endlosen Erpressung", der die Deutschen seiner
Meinung nach unterliegen wegen ihrer NS-Vergangenheit. Andere Nationen,
hauptsächlich die USA, aber auch europäische Länder würden "von einem fügsamen
Deutschland profitieren". Und im Hintergrund agiere "nach wie vor eine
internationale Lobby einflussreicher Menschen und Vereinigungen", die im Sinne
ihrer Sache die Deutschen unter Druck hielten. "In dieser giftigen Brühe
schwimmen die Deutschen heute. Wer versucht, ans Ufer der Vernunft zu gelangen,
wird von den eigenen Leuten unter Wasser gedrückt, bis er ertrinkt", sagte
Gerard Menuhin in dem Interview.
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