Gegen Moslems:
Die "echten Wiener" im Wahlkampf
Von Karl Pfeifer, 23.10.2005
In ein paar Stunden werden wir erfahren, ob der
menschenverachtende Wahlkampf der Wiener FPÖ erfolgreich war. Ariel
Muzicant, Präsident der Wiener Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), setzte
sich zu Recht mit diesem gegen Moslems gerichteten Wahlkampf auseinander.
Muzicant sagte dem Standard (21.10.05): "Als Präsident der Israelitischen
Kultusgemeinde fühle ich mich verpflichtet, [...], massiv davor zu warnen,
dass zwischen dem, was die Antisemiten und Nazis in den 20er- und
30er-Jahren gemacht haben und dem, was die FPÖ-Politiker in diesen Wochen
treiben, kein großer Unterschied ist. Wohl betont: 20er- und 30er-Jahre".
Und weiter "eine Schande für unsere österreichische Heimat, dass im Jahr
2005 so etwas möglich ist. Und dann wundern wir uns, wenn man uns im Ausland
als Nazis beschimpft." Für den IKG-Präsidenten ist längst "die Grenze
überschritten, die in einer zivilisierten Gesellschaft zulässig ist."
David
Lasar, seines Zeichens Alibijude der FPÖ und Spitzenkandidat dieser
rechtsextremen Partei in Floridsdorf reagierte sofort mit einer Aussendung
an die APA, in der er seine Partei und deren Vorsitzenden in Schutz nahm.
Lasar behauptete, "dass es unter den jüdischen Mitbürgern in Wien zahlreiche
gäbe, die den Kurs von HC Strache durchaus mit Wohlwollen sehen würden."
Wenn
das so ist, könnte IKG-Mitglied David Lasar bei den nächsten Wahlen zum
Vorstand der IKG "zahlreiche" jüdische "Mitbürger" für eine FPÖ Liste
mobilisieren. Da die IKG Wahlen geheim sind, würden wir erfahren, wie viele
Juden sich dazu bekennen.
Lasar
verkündet: "Das Judentum sei mit Wien untrennbar verbunden und auch Teil
dieses "echten Wien", für das HC Strache politisch eintritt."
Man
kann auf vieles stolz sein im Leben, vor allem auf das was man getan oder
nicht getan hat. Jedoch auf die Tatsache, dass man an einem Ort geboren
wurde oder eine Sprache spricht sollte man nicht stolz sein. Es entbehrte
nicht der Lächerlichkeit als Bruno Kreisky oder Peter Sichrovsky glaubten
betonen zu müssen, dass schon ihre Ahnen hier lebten und deutsch sprachen.
Ein
Blick in die Wiener Telefonbücher belehrt uns, dass hier wie in jeder
mitteleuropäischen Großstadt eine Massenzuwanderung stattfand und
stattfindet. Eine solche Zuwanderung bringt Probleme mit sich, aber die
Vorschläge von HC Strache, die Ausgrenzung aller als nicht "echte Wiener"
qualifizierten Menschen, bieten keine Lösung dieser Probleme. Sich lustig
machen, über Menschen die "nix verstehen" ist die unterste Schublade.
Ariel
Muzicant glaubt nicht, dass FP-Chef Heinz-Christian Strache ihn klagt, denn:
"Was will er klagen? Dass die Nazis gesagt haben, die Juden stehlen den
Österreichern die Arbeitsplätze? Dass gesagt wurde, die Juden nehmen den
braven Österreichern die Wohnungen weg? Das haben sie gesagt. Und das ist
genau derselbe Stil."
Die
überwiegende Mehrzahl der Wiener – so hoffe ich – teilt die Meinung von
Ariel Muzicant, dass die FPÖ mit ihrem Wiener Wahlkampf – wie schon das
letzte Mal die Grenze überschritten hat, die in einer zivilisierten
Gesellschaft zulässig ist.
hagalil.com 25-10-2005 |