Kipurim:
Höchste Zeit zur Buße?Haifa: Schimschi sitzt
auf dem Balkon und blickt versonnen auf's Mittelmeer.
Der jüdische Schädel zermartert sich an der Aufgabe,
hier und heute seine Vergehen zuzugeben - wo er doch auf einem Körper hockt,
der über die Bande der Ehe fixiert ist, als wäre er ans Kreuz genagelt.
Wozu also dann noch seine Sünden bereuen? Die Strafe steht
derweil in der Küche und häutet Erdäpfel. Doch dies genügt nicht, zumal man
erst unlängst der Meinung war, den Sabbat nicht in vollem Umfange
respektieren zu müssen, wo man doch keinesfalls innerhalb von sechs Tagen
Himmel und Erde geschaffen hatte. Der Befehl den Ruhetag einzuhalten gilt
nur demjenigen, der eben die sechs vergangenen Tage mit dieser Arbeit
verbracht hatte.
Eventuell versteht man also, warum es so viele Planeten gibt. Jeder Jude hat
einen davon erschaffen, nur um hernach den Sabbat einhalten zu dürfen -
solch ketzerisches Gedankengut muß also zu Rosch haSchanah und Jom Kipur
zugegeben und gebüßt werden. Die Ehestrafe reicht nicht aus. Übrigens, á
propos Ehe, im vorletzten Toraabschnitt fiel mir ein interessanter Aspekt
auf: Der Übertritt einer attraktiven, nichtjüdischen Frau sei nicht nötig,
denn es würde genügen, ihr die Haare abzuschneiden und die Fingernägel
wachsen zu lassen, schon könnte man sie sich zur Frau nehmen, stand da.
Naja, vielleicht muss auch diese frevelhafte Auslegung gebüßt werden.
Nun sind es acht Tage zwischen Rosch haSchanah und Jom Kipur, und jeden Tag
bittet man um ein gnädiges Urteil, sofern man denn seine drei Tagesgebete
absolviert.
Würde man jedoch dies vermeiden, dann hätte man einen Grund mehr, eben dies
zu tun - ein Paradoxon höchster Qualität!
Die allerhöchste Qualität erreicht das Rätsel, wenn man die hohen Feiertage
zu keinem einzigen Besuch der Synagoge nutzt, denn dann hätte man die größte
Sünde begangen, aber auch keine Gelegenheit, sich ihrer gewahr zu werden,
noch sie zu bereuen.
Die Strafe folgt unmittelbar! Der Maschiach verweigert seine Ankunft, der
Tempel wird schon wieder nicht gebaut, und plötzlich mag den einen oder
anderen der Geschmack am Schweineschnitzel mit Sahnecreme vergangen sein.
In diesem Augenblick steigt die warme Freude hoch, erwärmt das Herz und
drückt Zuversicht in die Gedanken hinein. Man findet sich in einem wippenden
Haufen Menschen wieder, alles in edlem Tuch gehüllt, ein Gebetbuch vor Augen
und das schwungvolle hebräische Wort murmelnd, wie nobel und überlegen ER
doch ist, und wie gnädig ER unsere Sünden zur Kenntnis nimmt, um sie
unverzüglich zu vergeben. Wie ER unsere Reue aufnimmt, und das Versprechen
aber das folgende Jahr doch sicherlich öfters aufmerksam auf den koscheren
Lebenswandel zu achten. Könnte es sein, daß man auf seinen imaginären
Gesichtszügen ein nachsichtiges Lächeln ausgemacht hätte? Da rauscht der Ton
des Widderhorns durch den Gemeindesaal, und man fällt ab in die schnöde
Feststellung, "der Bläser vom letzten Jahr war aber besser gewesen!" Und
wieder hat man mit schädlichen Gedanken ein Gebot verletzt, was man sogleich
auch - hier und jetzt bereuen kann. Hätte ER uns denn sonst aus der
Knechtschaft in Ägypten herausgeführt?
ER hat uns losgeschickt, um die Gesetze der Tora einzuhalten und dann auch
noch aufgetragen unsere Sünden jedes Jahr- wie geradeeben - zu bereuen, denn
wer könnte uns besser kennen als unser Schöpfer?
Umkehr und Gebet und Liebeswerke:
Die Hilchoth
Tschuwah des RaMBaM
Wer einen Fehler begangen hat, soll umkehren von seinem Fehler gegen
G'tt und den Fehler zugeben...
hagalil.com 10-10-2005 |