Saudischer Kommentar:
Europäische Heuchelei
Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem
Die saudische Zeitung "Arab News" bezichtigt den Westen
einer "Heuchelei" wegen der Aufregung über die Worte des iranischen
Präsidenten Ahmadinedschad, Israel von der Landkarte zu tilgen. So habe doch
der französische Botschafter in London, Daniel Bernard, Israel als "kleines
sch... Land bezeichnet". Der Westen habe geschwiegen, als Hashemi
Rafsandschani vor vier Jahren schon eine nukleare Zerstörung Israels
vorgeschlagen habe.
Weil aber Rafsandschani vom Westen als "Gemäßigter" betrachtet worden sei,
so "Arab News", habe der Westen "nicht mal mit den Augen gezwinkert". Seit
der Revolution 1979 sei der Iran scharf anti-israelisch eingestellt gewesen.
Die Welt habe damit gelebt, zumal jeder wusste, dass es doch reine Rhetorik
war von jenen iranischen Führern, die von ihrem eigenen Scheitern ablenken
wollten.
Der Rest der Welt, so "Arab News", teile doch erfreut die die Ansicht von
Moslems und Arabern, dass Israel nicht existieren dürfe. Da Israel aber
existiert, heiße es, eine Realität zu akzeptieren. Weshalb regt sich also
der Westen so sehr auf, fragt die saudische Zeitung.
Die Antwort habe mehr mit westlicher Angst vor den atomaren Absichten Irans
zu tun als mit seinen Ansichten über Israel.
Washington, ohne diplomatische Beziehungen zu Teheran, nutze die
Gelegenheit, seine Sorgen über das iranische Atomprogramm zu äußern.
Angesichts des Mythos der Massenvernichtungswaffen des Irak sei es unlogisch
zu glauben, dass Iran den Staat Israel bombardieren könne. Es könne auch
nicht ausgeschlossen werden, dass (durch die Aufregung) Israel der Boden
bereitet werde, Iran anzugreifen.
Die Zeitung schließt mit Kritik an den "radikalen Worten" des
Ahmadinedschad, denn mit seiner Rhetorik liefere er den Feinden seiner
Nation den Vorwand zu handeln. ©
Ulrich W. Sahm / haGalil.com
hagalil.com 30-10-2005 |