Ein Mann des Friedens und der Gerechtigkeit:
Reaktionen auf Simon Wiesenthals Tod
Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem
"Schimon Wiesenthal war ein Mann des Friedens und der
Gerechtigkeit", sagte Schevach Weiss, Holocaustüberlebender, ehemaliger
Vorsitzender der Knesset, der Gedenkstätte Yad Vaschem und Israels
Botschafter in Polen. Der Mosad habe mit großer Virtuosität das Wissen
Wiesenthals verwendet, um Adolf Eichmann zu fangen, sagt Weiss im
israelischen Rundfunk. Wiesenthal sei aber gescheitert, Josef Mengele zu
fangen und vor Gericht zur Rechenschaft ziehen zu lassen.
Etwa 600.000 Menschen seien in ganz Europa an den Verbrechen gegen die Juden
in der Nazizeit direkt oder indirekt beteiligt gewesen. Aber nur 7000 seien
vor Gericht zur Verantwortung gezogen worden. "Da hat Wiesenthal mehr als
jeder Andere getan. Denn wenn diese Verbrechen nicht gesühnt werden, macht
das ganze Rechtssystem von Strafe und Sühne keinen Sinn. Wiesenthal hat sich
sein ganzes Leben bemüht, nach so viel Unrecht das Recht wieder
herzustellen." Schimon Wiesenthal sei der "ultimative Mann" gewesen für
"Gerechtigkeit und Frieden".
Wiesenthal gründete nach dem Krieg in Linz ein Dokumentationszentrum über
die Verbrechen an den Juden. Er wurde am 31. Dezember 1908 in Buczacz in
Galizien geboren, wo auch S.Y. Agnon herstammte, Nobelpreisträger und
Klassiker der Hebräischen Literatur. Laut der Personaldatenbank "Munzinger"
wurde seine gesamte Familie und die seiner Frau Cyla durch die
Nationalsozialisten umgebracht.
Recht, nicht Rache war die Devise seines Lebenswerks, das jetzt von
Jerusalem aus Epharim Zuroff fortsetzt. Der hat in Österreich, Deutschland
und in osteuropäischen Ländern vor einigen Monaten einen Telefondienst
eingerichtet und verspricht 10.000 Euro Belohnung für Tipps, die zur
Verhaftung und Verurteilung von heute noch lebenden Naziverbrechen führen.
Die Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte reagierte mit Trauer über den Tod
jenes Mannes, der sein Leben gewidmet habe, Nazi-Verbrecher der Justiz
zuzuführen und dafür zu sorgen, dass das Gedenken an die Schoah nicht
erbleichen möge.
Wiesenthal, so Yad Vaschem in einer Pressemitteilung, sei zum Symbol der
"Jagd auf Nazis" geworden. Gleich nach dem Krieg habe er die Aufgabe
aufgegriffen und bis zu seinem Lebensende fortgesetzt. Durch seine
unermüdlichen Bemühungen wurden viele Nazi-Kriegsverbrecher daran gehindert,
gebührender Strafe zu entfliehen. Er war einzigartig in einer Umgebung, die
nicht genügend Schuldige zur Rechenschaft gezogen hat. Mit seinem Willen,
die Verbrechen der Nazis zu entlarven, war Wiesenthal das Gewissen der Welt.
Yad Vaschem "betrauert einen großen Verlust für das jüdische Volk und die
internationale Gemeinschaft". ©
Ulrich Sahm / haGalil.com Der
Doyen der internationalen Täterforschung:
Simon Wiesenthal im
Portrait
Biographen,
Journalisten, Freunde und Gegner haben Simon Wiesenthal mit zahlreichen
Etikettierungen versehen...
Eine lange Geschichte - und
doch zu kurz:
Die
Wiesenthal-Chronologie
Simon Wiesenthal wird in Buczacz, Galizien, damals Teil
Österreich-Ungarns, heute ukrainisch, als Sohn von Ascher und Rosa
geboren...
Von und über Simon Wiesenthal:
Thema, Autor
und Herausgeber
Eine Bibliographie...
Die Arbeit geht weiter:
Eine Warnung an die Mörder von
morgen!
"Ich hätte mir nie vorgestellt, mit 51 noch Kriegs-verbrecher des
2.Weltkrieges zu suchen und zu finden" bekennt Efraim Zuroff...
hagalil.com 20-08-2005 |