
Rechtsrock-CD:
Direkt aufs Ohr gezielt
Von Andreas Speit
Die Songs liefern für die NPD die Message. Erneut
will die älteste neonazistische Partei mit einem Rechtsrock-Sampler
"Hier kommt der Schrecken aller linken Spießer und Pauker!"
Jungwähler werben. Denn Rechtsrock ist der ideologischen Transmitter
für ihre Schlagworte. Auch
das Merchandising hat die NPD ausgebaut. Im CD-Booklet preist sie
ihren Versandkatalog für "nonkonforme" Musik und Bekleidung an -
wohl wissend, dass rechtsorientierte Jugendliche gerne mit neuen
"Styles" ihre politische Zugehörigkeit ausdrücken. Über mangelnde
Kundschaft können sich auch die Inhaber von "Odin & Freya" nicht
beschweren. Der Hamburger Laden ist Spezialist für rechte Outfits.
Verärgert haben dürfte sie aber der Protest gegen ihr
Geschäft: Gleich nach dem St.-Pauli-Heimspiel am Samstag
demonstrierten Fußballfans und Kiezanwohner unter dem Motto
"Naziladen Talstraße dichtmachen", rund 2.500 waren dem Aufruf des
"Bündnis gegen Naziläden" gefolgt, den 190 Kneipen, Geschäfte, und
Initiativen unterzeichnet haben.
"Wer rechte Marken vertreibt, finanziert die rechte
Szene", so Cornelia Kerth von der "Vereinigung der Verfolgten des
Naziregimes". Ein weiterer Bündnissprecher wies darauf hin, dass die
rechte Subkultur viele Styles zulasse, solange die Botschaft
eindeutig sei. Entsprechend finden sich auch auf der neuen NPD-CD
Musikstile von Rock bis Balladen. Für heute ist eine bundesweite
Verteilaktion angekündigt. In allen nördlichen Bundesländern hat die
NPD bereits die Gratis-CD an Infoständen oder vor Schulen
ausgereicht. Am "Neuen
Gymnasium" in Oldenburg, wie auch an der "Peter Petersen
Gesamtschule" in Hamburg versuchten sie erfolglos, die Tonträger an
die Schüler zu bringen. Nur im Raum Hannover sollen sie ihnen "aus
den Händen gerissen" worden sein. Aufgetaucht sind sie dort am
"Johannes Kepler Gymnasium", der "Caroline Herschel Realschule" und
"IGS Garbsen" aufgetaucht.
Vorsorglich hat die NPD die Scheibe rechtlich überprüft. Denn als
2004 Neonazis die Multimedia-CD "Anpassung ist Feigheit" verteilen
wollten, verhängte die Staatsanwaltschaft Halle einen
Beschlagnahmebeschluss. Nun sind die Texte der Bands, von denen
andere Lieder indiziert sind, moderater, aber nicht minder
neonazistisch gehalten: So spielt "Carpe Diem" auf ein
"großgermanisches Reich" an; "Noie Werte" droht "Ich kenne deinen
Namen () Du bist nicht die Faust wert, die deine Nase bricht" und
die Sängerin Annett jammert "wenn ein Deutscher im Staat weniger
zählt, wie ein Flüchtling (...) Da frag ich laut: Läuft hier nicht
was schief?" Die CD ist nicht
strafbar, heißt es seitens der Verfassungsschutzbehörden. Umso
wichtiger also, dass es andere Vorgehensweisen gegen diese
Wahlwerbung gibt. So bietet die Arbeitsstelle Neonazismus der
Fachhochschule Düsseldorf eine Argumentationshilfe an, die unter
www.arbeitsstelle-neonazimus.de abgerufen werden kann: Vor allem
für Lehrer gedacht, skizziert sie die eweiligen Interpreten und
analysiert die Songs. Unter dem Motto "Gebt die CD zurück" bietet
"Bündnis 90/Die Grünen" ein Gewinnspiel an: Zur Beteiligung reicht
es, ein Exemplar der NPD-CD einzureichen. Toppreis: eine Berlinreise
und zwei VIP-Tickets zum Abschlusskonzert von "Laut gegen Nazis".
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13-09-2005 |