Verliebt in die Besatzung:
Palästinenser in Argumentationsnot
Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem
Der Sturm von Palästinensern auf Ägypten und deren
Überschreiten der Grenze ist nicht nur "unzivilisiert" wie
Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas sagte. Wie soll denn die
Palästinensische Autonomiebehörde ihr Hauptargument gegen das "Ende der
israelischen Besatzung" aufrecht erhalten, wenn sich herausstellt, dass der
Gazastreifen doch kein "riesiges Gefängnis" ist?
Wo bleiben die israelischen Kontrollen und Schikanen, wenn
die Palästinenser problemlos aus ihrem vermeintlichen Gefängnis ausbrechen
können? Zudem hat Abbas eigenhändig eine palästinensische Flagge an dem
verlassenen Grenzübergang bei Rafah aufgepflanzt. Wie anders symbolisiert
man dessen Übernahme, vorausgesetzt, die andere Seite, Ägypten, spielt mit?
Die Palästinenser sind offenbar so verliebt in die Besatzung,
dass sie händeringend die absurdesten Argumente anbringen, um der Welt zu
erklären, dass Israel als Besatzer weiter die volle Verantwortung für das
Wohlergehen der Palästinenser in Gaza trage.
Denn man bedenke: sollten die Palästinenser eingestehen, dass
Israel nicht mehr Besatzer ist, müssten sie die Verantwortung übernehmen und
den Aufbau ihres Staates in Angriff nehmen, anstatt alle Schuld für ihr
Elend auf Israel abzuschieben. Schrecklich der Gedanke, nicht mehr die
"Jahud" wegen jeglicher Not verurteilen zu können.
Der palästinensische Minister für Verhandlungen, Saeb Erekat,
schrieb zudem in "Bitterlemons", dass Israel weiterhin Besatzer sei, solange
Gaza abhängig von israelischem Strom und Wasser sei. Da werden also die
armen Palästinenser gezwungen, jüdisch-zionistisch verseuchtes Wasser zu
trinken und ihre Häuser mit dem Strom des Feindes zu beleuchten.
Das ist eine ziemlich unzivilisierte Zumutung, im Sinne des
Palästinenserpräsidenten Abbas. Vielleicht sollte man Ariel Scharon
auffordern, diesen Strom- und Wasserimperialismus umgehend einzustellen.
Versteht der denn nicht, dass die Palästinenser lieber verdursten als sich
mit jüdischem Wasser besetzen zu lassen?
© Ulrich Sahm / haGalil.com
hagalil.com 13-09-2005 |