antisemitismus.net / klick-nach-rechts.de / nahost-politik.de / zionismus.info

haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     

  

Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!

hagalil.com

Search haGalil

Veranstaltungskalender

Newsletter abonnieren
e-Postkarten
Bücher / Morascha
Musik

Koscher leben...
Tourismus

Aktiv gegen Nazi-Propaganda!
Jüdische Weisheit
 

 

Messianische Hoffnungen auf biblische Grenzen:
Ein nationales Trauma

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem

Der Sechs-Tage-Krieg von 1967 weckte messianische Hoffnungen auf einen jüdischen Staat in den biblischen Grenzen. Vor Allem die Eroberung der Altstadt Jerusalems mit Tempelberg und Klagemauer bot nationalreligiösen Träumen den Nährboden.

Ähnlich wie die Aufteilung in links und rechts in Deutschland, hat auch der jüdische und später israelische Nationalismus gegensätzliche Richtungen entwickelt. Es hat nie ein "zionistisches Programm" gegeben. Vielmehr betonten linke Zionisten gesellschaftliche Werte, während den Rechten das Territorium wichtiger war.

Schon lange vor der Staatsgründung gaben die Sozialisten den Ton an. Unter David Ben Gurion riefen sie 1948 den Staat aus und gestalteten ihn bis 1977. Weder die Größe des Landes noch der Zugang zu den Stätten jüdischen Glaubens hatten Priorität. Allein die Schaffung eines sicheren Asyls für Juden aus aller Welt stand im Vordergrund. David Ben Gurion akzeptierte deshalb Minimalgrenzen entsprechend des UNO-Teilungsplanes von 1947 und konnte sich 1949 mit dem Verlust Ostjerusalems abfinden. Die Staatsgründer standen unter dem Eindruck des Holocaust. Millionen Menschen hätten überlebt, wenn es schon in der Nazizeit einen jüdischen Staat gegeben hätte. Unmittelbar nach der Staatsgründung setzte die Massenflucht von Juden aus allen arabischen Ländern ein. Israel nahm mehr Juden aus arabischen Ländern auf, als zuvor Araber aus den jüdischen Gebieten geflüchtet sind.

Erst nachdem sich Israel als nahöstliche "Supermacht" etabliert hatte, war die Zeit reif geworden für territoriale Ansprüche. Die "Rechten" unter Menachem Begin schufen die "politische Siedlungspolitik" und lösten so die militärstrategischen Überlegungen der Sozialisten beim Festlegen des Standorts neuer Siedlungen ab. Die Rückkehr der 1929 aus Hebron vertriebenen Juden ist die wichtigste Ausnahme dieser Regel.

Selbst die "Rechten" änderten trotz ihrer Ansprüche auf die "biblische Heimat" nichts am Status der besetzten Gebiete. Außer Ostjerusalem, das schon 1967 erweitert und annektiert wurde, folgten der Eroberung des Westjordanlandes von Jordanien und des Gazastreifens von den Ägyptern keine politischen Schritte. Ausgerechnet Ariel Scharon bewies 1982 im Sinai, dass "Tatsachen vor Ort", Siedlungen, rückgängig gemacht werden können. Amtsvorgänger Ehud Barak war bereit, Teile des annektierten Jerusalem aufzugeben.

Das Festhalten am Status der besetzten Gebiete war wegen demographischen Bedenken notwendig, den arabischen Bevölkerungsanteil Israels nicht zu vergrößern. Der "linke" Ministerpräsident Jitzhak Rabin löste das Dilemma, indem er im Rahmen der Osloer Verträge die arabischen Städte und über 95 Prozent der Palästinenser in eine Selbstverwaltung entließ, obwohl Jericho, Bethlehem und Sichem (Nablus) im Mittelpunkt der biblischen Geschichte standen. Premierminister Benjamin Netanjahu zerbrach bei den "Rechten" den Traum eines "Großen Landes Israel", indem er Teile der Stadt der Erzväter, Hebron, an die palästinensische Autonomie übergab. Für religiös gefärbte Ideologen ist es eine schmerzhafte historische Tatsache, dass die Palästinenser mehrheitlich in biblischen Gefilden leben, während sich der jüdische Staat im biblischen Philisterland entlang der Mittelmeerküste etabliert hat.

Gleichwohl sterben Ideologien nicht einfach, vor Allem wenn sie mit irrationalen religiösen Glaubenssätzen versetzt sind. Wer glaubt, muss keine Beweise liefern und kann Realitäten wegzudiskutieren. Fromme Siedler behaupten gar, dass Erzvater Abraham in der isolierten Siedlung Netzarim gewesen sei.

Die Rückzugsgegner zählen zu den rechtsgerichteten frommen Ideologen. Ariel Scharon hingegen ist nicht fromm und war niemals ein Ideologe. Als pragmatischer Politiker besinnt er sich heute wieder auf die Grundsätze David Ben Gurions, einen jüdischen Staat als sicheres Asyl für alle Juden zu garantieren. Ebenso knüpft er an die Politik Rabins und Netanjahus an, indem er Gebiete an die Palästinenser abgibt, die nicht in sein Konzept Israels als jüdischer Staat in sicheren Grenzen passen. Für die Räumung von Siedlungen wie für die Übergabe "biblischen" Landes an die Palästinenser gibt es schon Präzedenzfälle. Scharon handelt wie seine Vorgänger in einer schnell wandelnden Realität im Nahen Osten. Er definiert die Interessen Israels und passt sie der Wirklichkeit an.

Solange kein arabischer Staat zu Frieden mit Israel bereit war und die PLO sich als politische Kraft noch nicht etabliert hatte, konnte Israel die besetzten Gebiete nur mit zivilen Siedlungen unter Kontrolle halten. Heute erweisen sich diese Siedlungen als Hindernis. Deshalb beschloss Scharon die Räumung des Gazastreifens, trotz der Gefahr, die Minderheit der ideologischen Rechten vom Rest der Bevölkerung zu entfremden. Die Mehrheit der Israelis, Linke wie Rechte, stimmt heute jedoch der Räumung der Siedlungen zu, so wie sie bis vor wenigen Jahren deren Errichtung mitgetragen hat.

© Ulrich Sahm / haGalil.com

hagalil.com 18-08-2005

Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!

Advertize in haGalil?
Your Ad here!

 

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2006 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved