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Kobe:
Schlüssel zu Jüdischer Erfahrung in Japan

Von Andy Rolnick
Übersetzung: Selma Stern

KOBE, JAPAN – Ich lebe nun seit wenig mehr als zwei Jahren in Japan, lehre Englisch, lerne Japanisch und diese faszinierende Insel kennen. Bevor ich nach  Japan kam, fragte mich meine Familie: "Wie um Himmel’s Willen willst du an einem Platz wie Japan einen Jüdischen Sinn beihalten?" Zu dieser Zeit war mir nur das Jüdische Gemeindezentrum in Tokyo bekannt; aber darüber hinaus wusste ich nichts über die Geschichte von Juden in Japan. Wenig wissend war ich offen für eine neue Erfahrung.

Mein erster Job in Japan war Englischlehrer in einer kleinen Stadt, Kakegawa, im Kreis Shizuoka, nicht weit weg vom Berg Fuji. Es war ein tolles Jahr in dieser kleinen Stadt. Ich bestieg den Berg Fuji, schloss Freundschaften und studierte Japanisch. An den religiösen Feiertagen, stieg ich in einen der berühmten Schnellzüge, die in Japan als "shinkansen" bekannt sind, und kam in Tokyo an, um am Gottesdienst im Jüdischen Gemeindezentrum teilzunehmen. Ich traf mehrere Leute, und wenn ich erzählte, dass ich im Kreis Shizuokal wohnte, sagte man mir: "Wenn du da unten lebst, solltest du zur Synagoge in Kobe gehen."

"Kobe. Wo ist das?", fragte ich.

Wie sich herausstellt, ist es ungefähr drei Stunden mit dem Schnellzug südlich von Tokyo in Richtung der berühmten Hafenstadt.

Im Oktober 2003 beendete ich meinen Vertrag als Lehrer in Shizuoka, in der Nähe von Nagoya, und fand einen anderen Job als Englischlehrer für Kinder in Handa, ungefähr 34 Kilometer von Nagoya.

Neben dem Praktizieren von Hebräisch mit Israelis, die Schmuck in den Strassen von Nagoya verkauften, schien Japan wie eine spirituelle Wüste für einen netten Jüdischen Jungen aus New Jersey. Ich sehnte mich nach einer Gelegenheit, um eine Pause vom Arbeiten zu machen und nach meinen Jüdischen Brüdern in Kobe Ausschau zu halten.

Endlich, im Dezember 2003 während der Channukah Woche, nahm ich den 1-Stunde Zug von Nagoya nach Kobe.

Ich lief durch das Kitano-cho Viertel von Kobe, wo viele Gebäude in westlichem Stil nach Vorbildern aus London, Paris und anderen Gegenden der westlichen Hämisphere sind. Kitano-cho bedeutet wortwörtlich "nördliche Stadt" auf Japanisch und ist, logisch, im nördlichen Teil der Stadt angesiedelt.

An den Strassen sind Museen, Cafes und Geschäfte angereiht, und man kann nicht umhin, eine Christliche Kirche, einen Indischen Temple und dann – weiter runter die Strasse – das legendäre Ohel Shlomo (Solomon’s Zelt) Jüdische Gemeindezentrum zu erblicken. Das Synagogengebäude selbst ist alt und, nach überstandenen Regenstürmen, Taifunen und gar Erdbeben, bedarf dringender Reparatur.

Aber eine Jüdische Präsenz hat es in Kobe schon seit den 1890er Jahren gegeben. Seit hunderten von Jahren ist Kobe eine Hafenstadt, und Menschen von überall auf der Welt sind aus wirtschaftlichen Gründen an diesem Ort eingeströmt.

Die Jüdische Gemeinschaft in Kobe begann mit einer Gruppe Syrisch- und Irakisch-jüdischer Händler, die dort ihre Sephardische Gemeinde errichteten. Bis zum heutigen Tage gebraucht die Synagoge in Kobe noch immer die im Sepharsischen Stil stehenden Torah-Rollen, wenn die Torah gelesen wird.

In der Kansai Gegend liegend, ist Kobe auch relativ nahe an den berühmten Japanischen Städten Osaka und Kyoto. Während des zweiten Weltkrieges lebten etwa 17.000 aus Europa geflohene Juden vorübergehen in Kobe. Während der 1940er Jahre gab es dort zwei Synagogen, eine war Sephardisch, und die andere war Askenazi. Zu dieser Zeit war dort sogar eine aktive Yeshiva in Kobe. Dann, sobald Israel ein Staat wurde, zog die Mehrheit der Juden nach Israel.

Ein Japanischer Diplomat, Chiune Sugihara, ein bemerkenswert rechtschaffender Nichtjude, rettete hunderte Jüdischer Familien vor Hitler’s Völkermord und ist bis heute in Erinnerung geblieben.

Sugihara arbeitete im Japanischen Konsulat in Kaunas, Litauen, wo er Transitvisa für Jüdische Flüchtlinge ausstellte, damit diese im Zug über Russland und dann per Schiff nach Japan reisen konnten. Dank Sugihara, der entgegen der Vorschriften der Japanischen Regierung, die ja mit Nazi Deutschland verbündet war, handelte, kamen insgesamt 5.000 bis 6.000 Juden in Japan an. Am Ende des zweiten Weltkrieges wurde Sugihara gezwungen, sich vom Japanischen diplomatischen Korps zu zurückzuziehen, weil er der Politik der Japanischen Regierung entgegengetreten war.

1969 ehrte die Israelische Regierung Sugihara mit einem würdevollen Silberset zur Dekoration mit Diamanten vom Israelischen Premierminister, als er zum ersten Mal nach Israel kam, und Sugihara’s Sohn, Nobuki, wurde ein Stipendium angeboten, um an der Hebräischen Universität in Jerusalem zu studieren. 1985 ehrte die Israelische Regierung Chiune Sugihara nochmals als "Rechtschaffend Unter Nationen". Der ehemalige Diplomat starb 1986 im Alter von 86.

1990 schrieb Sugihara’s Ehefrau Yukiko ein Buch, Visas for Life, welches die Geschichte ihres Gatten und seinen Heroismus, so vielen Menschen das Leben gerettet zu haben, erzählt. Bis zum heutigen Tage, wenn Japanische Touristen Israel besuchen, fragen Israelis sie oft: "Kennen Sie Herrn Sugihara?"

In der Stadt Yaotsu, wo Sugihara geboren wurde, ist ein hübsches Museum, das dem Werk Sugihara’s gewidmet ist, und ich hatte die Gelegenheit, einen Zug von Nagoya zu nehmen und diesen wunderbaren Ort zu sehen. Einige Monate später traf ich einen Bus voll mit gespannten Jüdischen Besuchern der Ohel Shlomo Gemeinde in Kobe, die meine Begeisterung teilten.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Museums ist der Berg des Menschlichkeits-Parkes, auf dem, neben einem atemberaubenden Monument, das diesem rechtschaffenden Heiden gewidmet ist, leichte Musik gespielt wird. Das Museum selbst hat Filme in Englisch, Japanisch und Hebräisch, die detailliert über die Mission des Diplomaten, das Leben von Jüdischen Flüchtlingen zu retten, erzählen.

Das Holocaust Memorial Museum in Houston, Texas, zeigt gegenwärtig eine Ausstellung zur Geschichte von Edith Hamer, einer Überlebenden, die von Sugihara gerettet wurde. Sie was gerade ein Kind an diesem heißen Julitag im Jahre 1940, als ihr Vater das Visum #7 und ihre Mutter das Visum #8 erhielten.

Obwohl die zeitgenössische Jüdische Gemeinde in Kobe sehr klein ist, verglichen mit 1940, strahlt der Ort noch immer ein einmalig spirituelles Gefühl aus. Am ersten Abend von Pessach 2004, nahm ich an einer in meinem Leben denkwürdigsten Pessach Seder teil.

Die Ohel Shlomo Gemeinschaft hatte volles Haus mit mehr als 150 Menschen. Mindestens die Hälfte waren Israelis (einige Israelis arbeiten mit Geschäften im anliegenden Osaka). Sie wurden begleitet von einigen Japanischen Leuten, die zum Judentum konvertiert waren, und Jüdischen Menschen von ganz Nordamerika, die als Englischlehrer in Japan arbeiteten. Ich traf sogar Leute aus New Jersey.

Die Pessach Seder 2005 zog mehr als 200 Menschen an und war eine noch faszinierendere Erfahrung als im Jahr zuvor.

Pessach in Kobe wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben. Haben Sie jemals Pessach Haggadot auf Japanisch gedruckt gesehen? Nun, das lesen wir bei Ohel Shelomo. Es dürfte der einzige Ort sein, wo es möglich ist, Japanisch, Hebräisch und Englisch auf einmal zur gleichen Zeit zu hören.

Neben Kobe ist das Museum in Yaotsu ein "Muss-Gesehenwerden" für einen Jüdischen Besucher in Japan. Rotem Poraz Arad lebt zur Zeit in Yaotsu, wo sie als Koordinateurin für Internationale Beziehungen im Rahmen des Japanisch-Englischen Lehrprogrammes (JET), ein Programm der Japanischen Regierung, das Ausländer einlädt, in Japan zu arbeiten, tätig ist. Unter ihren zahlreichen Aufgaben gibt Arad Touren zum Sugihara Museum in Hebräisch, Englisch und Japanisch.

Ich habe auch kürzlich herausgefunden, dass es einen "Israelischen Garten" in Osaka, nur fünf Minuten zu Fuß vom Tsuruki Ryokuchi Bahnhof, gibt. Der Eintritt ist frei, und dort sind Picknicktische und Bäume, die an Eretz Yisroel erinnern.

Eli Cohen, der Israelische Botschafter in Japan, reichte vor kurzem einen Artikel bei einer Englischsprachigen Tageszeitung, The Japan Times, ein, in dem er detailliert beschreibt, wie Japan und Israel 1952 diplomatische Beziehungen gründeten und wie die beiden Länder heutzutage eine enormen Menge an Handel betreiben.

2004 hatten Japan und Israel ein bilaterales Ergebnis von 2 Milliarden US Dollar. Weiter erwähnt Cohen, dass eine riesige Handelskonferenz im April stattfand, an welcher 500 Japanische Unternehmen zusammen mit mehr als 60 Israelischen Investitions-, Informations-, Bio- und Nanotechnologie Unternehmen teilnahmen.

Erst gestern, lief ich am Mitsukan Firmengebäude in Handa, wo ich zur Zeit wohne, vorbei. Mitsukan ist eine der größten Aktiengesellschaften in Japan. Vor dem Gebäude wehen die Japanische Flagge und die blau-weisse Israelische Flagge nebeneinander!

Aber der für mich bedeutsamste Ort bleibt die Ohel Shlomo Gemeinschaft in Kobe, wo meine Jüdische Entdeckung in Japan begann.

Die Jüdische Gemeinde in Kobe benötigt Hilfe. Die Synagoge, welche Regenstürme, Taifune und sogar Erdbeben überlebt hat, ist alt und bedarf der Reparatur. Diejenigen, die mehr über diese wundervolle Gemeinde wissen möchten, können mit David Moche, einem Freund der Ohel Shelomo Gemeinschaft, der in New York ist und unter sdavid@moche.com erreicht werden kann, und Leslie Brezak, die dem Ausführungskommittee der Gemeinschaft in Kobe dient, Brezak.Leslie@ma9.seikyou.ne.jp, in Kontakt treten. Die Webseite der Kobe Synagoge ist www.jcckobe.org

hagalil.com 15-08-2005

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