Nachspiel zum Pfingstreffen in Mittenwald:
Traditionskameradschaft aufgelöst
Nach Enthüllungen muss sich
Soldatentraditionsverein der Gebirgsjäger von der SS distanzieren
VVN-BdA NRW
"Im 'Kameradenkreis' sind rund 6000 ehemalige und aktive
Gebirgsjäger aus Wehrmacht, SS und Bundeswehr vereint - darunter auch
Angehörige von Einheiten, die im Zweiten Weltkrieg Massaker an Zivilisten
begangen und Juden deportiert haben." Das berichtete die Frankfurter
Rundschau im Mai über ein Pfingstreffen des Kameradenkreises Gebirgstruppe
in Mittenwald/Oberbayern und den Protest von zahlreichen vor allem jungen
Leuten dagegen. In dem
höchstgelegenen Ferienort Deutschlands hatten Sprecher der
Wehrmachtsveteranen und der Bundeswehr behauptet: "Kein Mitglied unseres
Kameradenkreises ist wegen Kriegsverbrechen angeklagt oder verurteilt."
Dabei verschwiegen sie, dass gegen Hunderte von ihnen staatsanwaltschaftlich
ermittelt wird, dass es verstorbene Mitglieder, auch hohe Funktionäre gab,
die als Kriegsverbrecher angeklagt und verurteilt wurden, dass dem
Kameradenkreis auch Gemeinschaften angehörten, die Verbrechen begangen haben
und als verbrecherische Organisationen eingestuft worden sind.
Daher hat – wie jetzt bekannt wurde – der
völkisch-nationalistische Kameradenkreis nur wenige Tage nach Pfingsten
beschlossen, die Traditionskameradschaft "Polizeigebirgsjägerregiment 18"
aufzulösen, denn diese sei der SS unterstellt gewesen, was der
Kameradenkreis angeblich nicht gewusst hätte. Der Vorsitzende des
SS-Polizeiregiments war noch im April von der Bundeswehr und dem
Kameradenkreis zu seinem 95. Geburtstag geehrt worden.
Örtliche Medien, die Bundeswehr und der Kameradenkreis hatten
die Kritiker des alljährlichen Treffens heftig befehdet und verunglimpft.
Doch nun wurde ein Teil der Forderungen der als "polizeibekannte
Randalierer" und "Terroristen" beschimpften Leute aus der VVN-BdA und dem
Historikerarbeitskreis "Angreifbare Traditionspflege" plötzlich
verwirklicht: Der Ausschluss des SS-Polizeiregiments, das an der Ermordung
von mindestens 1.700 Athener Juden mitschuldig war. Ein Sprecher der
Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten
bekräftigte bei der Veröffentlichung der Fakten über die Untaten der
Gebirgsjäger und ihre Beziehungen zur SS die Forderung nach Beendigung der
Soldatentreffen am Hohen Brendten und nach Einstellung der Förderung der
Bundeswehr für die Traditionsverbände der Hitler-Wehrmacht, ferner nach
Entschädigung der Opfer. Der
Arbeitskreis Angreifbare Traditionspflege und die VVN-BdA haben schon rund
200 Strafanzeigen gegen mutmaßliche überlebende Mörder aus der Gebirgstruppe
gestellt. Sie fordern, dass auch die Polizeiregiments-Veteranen vor Gericht
gestellt werden, darunter der von der Bundeswehr und dem Kameradenkreis hoch
geehrte Leiter Karl Staudacher (Garmisch-Partenkirchen), der sich beim
Geburtstagsempfang topfit gab. Ein Sprecher der VVN-BdA: "Dann kann er auch
auf der Anklagebank Platz nehmen." Dort gehörten auch die Herren Alfred
Artmann und Alois Eisl hin, die ebenfalls sehr rüstig sind und die
seinerzeit das Kommando über die Mordaktionen gegen die Bevölkerung mehrerer
griechischer Dörfer führten.
hagalil.com 29-07-2005 |