Antisemitismus in Russland:
Olmert bittet russische Regierung um Aufklärung
Der stellvertretende israelische Ministerpräsident Ehud Olmert hat
gestern mit dem russischen Ministerpräsidenten über die Entscheidung eines
Moskauer Staatsanwalts beraten, Ermittlungen über angebliche Hetze gegen
Nichtjuden in einem jüdischen religiösen Rechtstext einzuleiten.
Offizielle Stellen in Israel, jüdische Persönlichkeiten,
Menschenrechtsaktivisten und Journalisten in Russland versuchen seit Tagen
zu verstehen, was hinter der Entscheidung des russischen Staatsanwalts
steht, ein Verfahren gegen die Verleger der russischen Übersetzung des
"Verkürzten Shulchan Aruch" einzuleiten. Handelt es sich etwa um den
Ausdruck antisemitischen Geistes in den Reihen der Staatsanwaltschaft in
Russland oder vielleicht um eine Untersuchung, die vom Kreml und dem, der an
dessen Spitze steht, d.h. "von oben angeordnet" wurde?
Am vergangenen Donnerstag war Rabbiner Zinubi Kogan, der
Kongress-Vorsitzende der jüdischen Gemeinden in Russland (einer der beiden
großen jüdischen Dachverbände im Staat) in das Büro des Anklägers in Moskau
gekommen. Der Grund für die Vorladung Kogans war eine Übersetzung der
"Verkürzten Shulchan Aruch" ins Russische, für deren Verbreitung der
Gemeinden-Kongress verantwortlich ist. Das Treffen wurde als Test für die
Entscheidung bezeichnet, eine Untersuchung gegen den Gemeinden-Kongress
einzuberufen, wegen des Verdachts auf gesetzeswidrige Verbreitung von
Verleumdungsreden mit rassistischem Hintergrund.
Die jüdischen Organisationen in Russland reagierten auf das Verhör Kogans
mit Zorn und Entsetzen.
Auch in Jerusalem schweigt man nicht zu der "Befragung" Kogans. Politische
Stellen sagten, dass das Verhör eines jüdischen Religionsvertreters ein
Vorfall sei, wie man "ihn weder in Russland noch in anderen Ländern, mit
denen Israel diplomatische Beziehungen unterhält, bis heute gesehen hat".
Das russische Außenministerium ignorierte den Protest und die Aufforderungen
zu einer Klärung, die Israel in den letzten Wochen zu den Ermittlungen in
Russland eingereicht hatte.
Erklärung des israelischen Außenministeriums an die Presse am 27.6.:
Wir nehmen die Reaktion der Anwaltschaft, wie sie in der russischen Presse
veröffentlicht wurde, sehr ernst.
Die Erklärung der Staatsanwaltschaft steht in völligem Gegensatz zur
Reaktion des russischen Parlaments und des russischen Außenministeriums auf
den "Brief der 5.000" (Unterschriften).
Sie widerspricht auch der Erklärung von Präsident Putin bei verschiedenen
Gelegenheiten diesen Jahres.
Israel wird ununterbrochen gegen den Antisemitismus kämpfen, bis der
Schandfleck, der dem jüdischen Volk und einer seiner heiligen Schriften, dem
"Shulchan Aruch", aufgedrückt wurde, entfernt ist.
Wir erwarten von der russischen Regierung, dass sie nichts ungetan lässt, um
den Antisemitismus entsprechend ihrer Erklärungen und Verpflichtungen zu
vernichten. (27.6.)
hagalil.com
29-06-2005 |