|
Die Linke sieht im Leben den obersten Wert:
Der Krieg der Orangefarbenen gegen die Blauen
Yael Paz-Melamed, haArez
Kaplan-Kreuzung, Freitag Mittag. Es ist heiß. Sehr
heiß. Zehn junge Siedler mit orangefarbenen Bändern stehen drei jungen,
linken Volontären mit blauen Bändern gegenüber.
Die Orangefarbenen stürzen sich auf jedes
anhaltende Fahrzeug, während die Blauen schüchtern ihre Ware anbieten. Es
wäre aber falsch den nicht unwesentliche Unterschied zwischen dem
begeisterten Engagement der Rechten und dem Schulterzucken der Linken auf
einen Mangel an Opferbereitschaft oder Überzeugung der Linken zu schließen.
Er weist vielmehr auf den Inhalt dieser Ideologie hin.
Die Weltanschauung der gemäßigten Linken, der auch viele Vertreter der Mitte
angehören, ist es, am Leben festzuhalten, auch auf Kosten von Boden,
historischen Steinen und Mauern. Das Leben ist der oberste Wert. Er steht
weit, weit über Eretz Israel oder dem kompromisslosen Kampf um einige
illegale Outposts. Darüber hinaus verabscheut dieses Lager jede Art von
Extremismus.
Die Werte dieser beiden Lager sind völlig unterschiedlich, und deshalb
unterscheiden sich auch ihre Handlungsweisen.
Das rechte Lager, und vor allem das radikale, ist der Meinung, dass für
Eretz Israel fast alles getan werden darf: gegen Gesetze verstoßen, das
tägliche Leben beeinträchtigen, ein anderes Volk seiner Freiheit berauben
und es zu demütigen.
Die Linke glaubt, dass man den Staat Israel schützen und verteidigen muss,
aber nur, wenn es sich dabei um einen demokratischen, jüdischen Staat mit
moralischen Werten von Gleichheit und Gerechtigkeit handelt. Einen Staat,
der ein anderes Volk nicht wie zweitklassige Menschen behandelt. Die Linke,
die das Leben als obersten Wert sieht, glaubt, dass auch das Leben des
anderen Volkes etwas wert ist. Es ist auch gar nicht schlecht, ein ganz
normales Leben zu führen. Die Kinder in Ruhe großzuziehen, sich zu
amüsieren, den Kampf um seine eigene, tägliche Existenz führen. Das ist
keine materielle Auffassung, sondern eine Auffassung, auf die man stolz sein
kann. Denn sie wird letzten Endes die langfristige Existenz des Staates
Israel gewährleisten. Erst wenn wir wie jede andere Nation leben, können wir
hier einen Staat und eine Gesellschaft erhalten, die ihrer Bürger würdig
sind.
Wenn wir den Weg fortsetzen, auf den die Rechte uns ziehen will - das
ständige Leben mit dem Schwert, damit wir auf keinen Meter verzichten -
begehen wir Selbstmord.
Deshalb zieht die Linke nicht auf die Straßen und Kreuzungen. Um dort zu
sein, muss man den blinden Glauben haben, dass nur eine Seite in dem
Konflikt recht hat, dass nur die eigenen Forderungen legitim sind, dass man
nur mit Gewalt der anderen Seite diese "Legitimität" aufzwingen kann.
Wer ans Leben glaubt, der bleibt daheim, um es zu leben. Er arbeitet hart,
um sich seine Prioritäten erfüllen zu können. Deshalb sieht man auf den
Straßen sehr viel mehr orangefarbene Bänder. Deshalb darf die Linke nicht in
diese Falle gehen und versuchen, eine Präsenz blauer Bänder herzustellen.
Denn das ist nicht ihr Weg.
[FORUM]
hagalil.com
29-06-2005 |
|
|