antisemitismus.net / klick-nach-rechts.de / nahost-politik.de / zionismus.info

haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     

  

Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!

hagalil.com

Search haGalil

Veranstaltungskalender

Newsletter abonnieren
e-Postkarten
Bücher / Morascha
Musik

Koscher leben...
Tourismus

Aktiv gegen Nazi-Propaganda!
Jüdische Weisheit
 

 

Gudenus, Freunschlag und Kampl:
Wohlfühlen im braunen Sumpf

Von Bernhard Torsch

Ich hege persönliche Zweifel daran, dass irgendetwas Holocaustrelativierer weißer waschen könnte als eine weisungsgebundene Staatsanwaltschaft unter dem Kommando einer als Justizministerin fungierenden Kärntner Wasserrechtsexpertin. Bundesrat John Gudenus weiß das auch. Er hat "eigentlich erwartet", dass man das Verfahren gegen ihn einstellen würde.

Nun, da das Erwartete wie erwartet eingetroffen ist und die Staatsanwaltschaft Wien ihm offiziell attestiert, nicht die Existenz von Gaskammern geleugnet, sondern bloß völlig straffreie "persönliche Zweifel" daran angemeldet zu haben, fühlt sich der Offizier des österreichischen Bundesheeres ermutigt und räumt in einem Interview mit dem "standard" jegliche persönliche Zweifel, die man an der Farbe seiner Gesinnung hegen könnte, aus. "Es gab Gaskammern, aber nicht im Dritten Reich, sondern in Polen".

Leider steht zu bezweifeln, dass diese offene Leugnung von NS-Gaskammern strafrechtliche Konsequenzen haben wird. Wir leben schließlich in Österreich und schreiben das Jahr 2005. Seit fünf Jahren regiert Bundeskanzler Schüssel mit der Partei der Gudenuse, Kampls und Freunschlags. Dass Gudenus im April zum Austritt aus der FPÖ bewogen wurde, zählt angesichts der bizarren Metamorphosen dieser Gruppierung, die sich kürzlich in zwei Parteien aufgespalten hat, nicht viel. Ob FPÖ oder BZÖ: Diese Leute können und wollen nicht verleugnen, dass sie aus dem Naziauffangbecken VDU herausgekrochen sind.

So wie Herr Gudenus sich auf die Justiz verlassen kann, kann der freiheitliche Präsident des Kärntner Landtages, Jörg Freunschlag, auf die Abgestumpftheit der Medien und die Großherzigkeit der politischen Konkurrenz zählen. Der Mann mag mit dem Satz "die größten Verlierer der NS-Herrschaft waren die schlagenden Burschenschaften" Millionen Nazi-Opfer verhöhnt haben, Konsequenzen braucht er nicht zu fürchten. "Er hat sich ja entschuldigt", liest man sogar in Zeitungskommentaren, als sei diese von Jörg Haider stets erfolgreich angewandte Vorgehensweise, zunächst Unsägliches zu sagen, um dann, nachdem das Tabu erfolgreich gebrochen wurde, augenzwinkernd den Rückzug anzutreten, außerhalb von Kindergärten akzeptabel.

Dass Politik und Medien das dumme Geschwätz des Gurker Bürgermeisters Siegfried Kampl, wonach Wehrmachtsdeserteure "Kameradenmörder" gewesen seien und es nach dem Zweiten Weltkrieg eine "Naziverfolgung" gegeben hätte, zur Staatsaffäre machen und die perfide Leugnung des NS-Massenmordes, den der Satz von Freunschlag beinhaltet, zur Nebensache erklären, lässt nur zwei Schlussfolgerungen zu: Entweder ist man nicht in der Lage, Naziverharmlosung zu erkennen, wenn man sie sieht, oder man verhält sich berechnend, da man weiß, dass Jörg Haider einen Freunschlag im Gegensatz zu einem Kampl niemals fallen lassen und eher die Koalition in Wien sprengen würde, als seinen persönlichen Freund zu opfern.

Die Kärntner Grünen und die ÖVP haben sich bereits mit Freunschlags "Entschuldigung" abspeisen lassen, die Sozialdemokraten, die, was in Kärnten doch überrascht, ein bisschen konsequenter waren, werden nach der Erklärung des Landtagspräsidenten, zu einem natürlich von ihm selbst zu bestimmenden Zeitpunkt zurücktreten zu wollen, die Sache ebenfalls auf sich beruhen lassen. Ist ja alles wieder gut, wir haben es ja alle nicht so gemeint, trinken wir halt ein Bier zusammen bei der nächsten Vollversammlung des Kärntner Heimatdienstes. Kärnten, mach Urlaub bei Freunderln!

Dank Gudenus, Freunschlag und Kampl weiß man wenigstens, was Österreich im "Gedenkjahr" 2005 so denkt, wessen da gedacht wird und was unsere Spitzenexemplare der politischen Klasse darüber denken. Es ist traurig. Das gesamte Elend der österreichischen Beziehung zur Nazivergangenheit ist in Stein gemeißelt am Klagenfurter Domplatz zu besichtigen. Dort steht ein Marmorbrocken, auf dem man lesen kann: "Zum Gedenken an die von den Partisanen ermordeten Kinder". Hier hat man den Widerstandskämpfern gegen die tatsächlich kindermordenden Nazis einfach die Verbrechen, die sie verhindern oder zumindest rächen wollten, in die Schuhe geschoben. Die Opfer und die Bekämpfer der Täter werden zu Verbrechern gemacht, damit die wahren Verbrecher und deren Kinder nachts ruhig schlafen können. Das ist an Verschlagenheit und Perfidie nicht mehr zu übertreffen. Gedenksteine dieser Art findet man in Klagenfurt im Zentrum, das Mahnmal für die Opfer des Faschismus wurde in den Friedhof am Stadtrand verbannt. Das ist nicht nur in Kärnten so.

Der niemals trocken gelegte braune Sumpf hat im ganzen Land überdauert, ja er breitet sich wieder aus, und die Österreicher und ihre Politiker fühlen sich darin ungemein wohl. Sonst würden sie etwas Substanzielles gegen Gudenus und Freunschlag unternehmen. Eine Strafverfolgung von Gudenus, der diesmal objektiv die Existenz von Gaskammern in Diensten der Nazis nicht persönlich angezweifelt, sondern in Abrede gestellt hat, wäre ein guter Anfang.

hagalil.com 09-06-2005

Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!

Advertize in haGalil?
Your Ad here!

 

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2006 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved