Von Eldad Beck, Jedioth Achronoth
Cordova, die Stadt, die sich mit der Geschichte einer Koexistenz der
drei monotheistischen Religionen rühmt, war diesen Monat Gastgeberin der
OSZE-Konferenz, die sich mit "Antisemitismus und allen anderen Formen der
Intoleranz" befasste. Eigentlich hatte es sich um eine Folgekonferenz der
großen Konferenz handeln sollen, die letztes Jahr zu diesem Thema in Berlin
stattgefunden hatte. Aber schon aus dem Namen der Veranstaltung in Spanien
konnte man schließen, dass hier eine andere Richtung eingeschlagen wird.
Während die 55 Delegationen in Berlin über die Zunahme des Antisemitismus
in Europa beraten und es absichtlich vermieden haben, sich mit dem
zügellosen Antisemitismus in den moslemischen Gemeinden zu befassen,
bemühten sich die Europäer in Cordova darum, zwischen Antisemitismus und
Islamphobie und anderen Diskriminierungen, Verfolgungen und Vorurteilen zu
vergleichen.
Die Cordova-Konferenz endete mit einer totalen Verurteilung von
"Rassismus, Fremdenhass, Antisemitismus und anderen Formen von Intoleranz
und Diskriminierung, darunter auch gegen Moslems und Christen". Die
Teilnehmer der Konferenz gaben zwar zu, dass "gewisse Arten von
Diskriminierung einzigartige Anzeichen aufweisen und deshalb eine passende
Definition erfordern", fügten doch eilig hinzu: "Die Methoden, mit welchen
sie bekämpft werden müssen, sind dieselben." So wurde der Antisemitismus im
Handumdrehen mit sexueller Belästigung gleichgestellt.
Die Frage, ob zwischen dem Kampf gegen Antisemitismus und dem Kampf gegen
andere Erscheinungen differenziert werden sollte, ist durchaus legitim, in
Cordova wurde sie jedoch ausschließlich von den jüdischen Organisationen
gestellt. Einige westeuropäische Länder, darunter Belgien, Holland und die
skandinavischen Länder, waren nur deshalb nach Spanien gekommen, um die
Beschäftigung mit dem Thema Antisemitismus zu begraben und damit die
riesigen moslemischen Gemeinden in ihrem Staatsgebiet zufrieden zu stellen.
Auch die Beobachter aus den arabischen Staaten leisteten ihren Beitrag: Der
Vertreter der Arabischen Liga wurde in der Presse zitiert, wie er sich
darüber beklagt, "dass die Juden den Holocaust ausnützen, um die ganze Welt
zu erpressen, und ihn als Rechtfertigung für die Gräueltaten Israels
missbrauchen."
Entsprechend einer Definition, die vor kurzem von der EU-Zentrale für
Rassismuskontrolle aufgestellt wurde, stellen diese Äußerungen
antisemitische Hetze dar, aber was nützen Definitionen, wenn überhaupt keine
Absicht besteht, sie zu anzuwenden?
Vor zwei Jahren hat sich Europa geweigert anzuerkennen, dass es ein
Problem mit Antisemitismus hat. Seither stellte sich eine Veränderung ein,
dies es gewissen Staaten ermöglichte, Maßnahmen auf dem Bereich der
Gesetzgebung, der Justiz und der Erziehung zu ergreifen, doch diese hatten
leider keine Abnahme der Erscheinung zur Folge. Einer der Unterausschüsse
der Konferenz in Cordova stellte fest, dass "die Islamphobie der
Antisemitismus des 21. Jahrhunderts" sei. Staaten mit großen moslemischen
Gemeinden "verkauften" das Argument, der Ausbruch des Antisemitismus sei das
Ergebnis der "Eingliederungsprobleme" der moslemischen Einwanderer. Deshalb,
erklärten sie, sei es wichtig, die Bemühungen auf den Kampf gegen "das Leid
der Moslems" zu konzentrieren.
Leider gibt es auch in Israel Vertreter der Konzeption des
allgemeinen Kampfes. Jüdische Organisationen beklagen sich darüber, dass
Israel dem Kampf gegen den Antisemitismus aus politischen Gründen,
Interesselosigkeit und Unwissen nicht genügend Bedeutung beimesse. Dem
Vergleich zwischen Antisemitismus und Islamphobie fehlt jede historische
oder sachliche Grundlage. Darüber hinaus sollte sich Europa endlich der
Tatsache bewusst werden, dass der Antisemitismus nicht nur in den
moslemischen Gemeinden zu finden ist, sondern heute auch im Mainstream der
"alteingesessenen" Gesellschaften wächst und gedeiht.
Medienspiegel der Deutschen Botschaft Tel Aviv