Nicht nur von Antiimps:
Der Kreis der Antizionisten
Von Karl Pfeifer
Workers Power Global, eine britische
antiimperialistische Gruppe berichtete September 2003 aus Wien über die
angeblichen Erfolge der Zionisten in Österreich u.a. auch über meine Person:
"Einige von ihnen begannen auch in Großbritannien zu
publizieren. Zum Beispiel schreibt der Journalist Karl Pfeifer regelmäßig
Berichte im britischen Antifaschistischen Magazin "Searchlight". Er ist
einer der führenden Schreiberlinge gegen die antiimperialistische Linke, er
publiziert regelmäßig verleumderische Artikel gegen uns. Er ruft auf zur
Solidarität mit den israelischen Soldaten, die gegen Palästinenser kämpfen.
Seine Biographie ist bedeutungsvoll: Er ging nach Palästina und wurde
zwischen 1946 und 1950 Freiwilliger in der zionistischen Elitemiliz Palmach
– die eine besondere Einheit der Hagana war – und dann der israelischen
Armee. Er war im Vertreibungskrieg und dem Völkermord gegen das
palästinensische Volk involviert und hat nie seine Beteiligung an diesem
Verbrechen bedauert. Wie er damals mit dem Gewehr kämpfte, kämpft er heute
mit der Feder: Für die Herrschaft und die Expansionspolitik des
zionistischen Apartheidregimes in Palästina.
Die britische Linke sollte sich von Leuten wie Karl Pfeifer distanzieren,
die einen Krieg gegen die antiimperialistische Linke führen."[1]
Es lohnt nicht auf alle diese hasserfüllten Behauptungen
einzugehen. Doch auf einige schon, weil diese unsinnigen Beschuldigungen
nicht nur von antiimps kommen. So warf mit der österreichische Nahostexperte
John Bunzl vor, mich nicht von meiner Vergangenheit im Palmach zu
distanzieren.
Mir wird tatsächlich auch vorgeworfen, dass ich nach
Palästina ging. Darum antworte ich darauf detailliert.
Wie es dazu kam, habe ich bereits beschrieben und es kann
nachgelesen werden in meinem Artikel "Unterwegs nach Palästina", der in der
Wiener Zeitschrift "Zwischenwelt" Nr. 3, 2001 publiziert wurde.
Ich kam1938 als Zehnjähriger nachdem wir von Österreich
verjagt wurden, mit meinen Eltern nach Ungarn. Als 12jähriger verlor ich
meine Mutter. Als 14jähriger konnte ich in das damalige Mandatsgebiet
Palästina mit einem Rot-Kreuz-Transport von Kindern und Jugendlichen
einreisen.
Wenn wir die Logik dieser Antizionisten nachvollziehen,
dann hätte ich die Chance nach Palästina zu fahren nicht nützen dürfen. Was
wäre also die wahrscheinliche Folge gewesen? Wie die meisten meiner
Verwandten in Ungarn, wäre ich im Frühjahr 1944 nach Auschwitz-Birkenau
deportiert und ermordet worden. Offensichtlich wäre das in den Augen der
Antizionisten die bessere und wünschenswerte Variante gewesen.
So dachten auch die Nazis. Wie ich in meinem Artikel
"Unterwegs nach Palästina" schilderte, boten uns aus der "Ostmark" stammende
Gestapobeamte an der bulgarisch-türkischen Grenze an, uns gratis nach Polen
zu transportieren. Das war halt ein gemütlicher Wiener Scherz.
Nicht so gemütlich und für viele Zehntausende Juden
tödlich ging die proarabische Politik des Dritten Reiches aus. So schreibt
ein Beamter des Berliner Außenamtes in einer an den Außenminister
gerichteten Vortragsnotiz Org. in A. Juden Palästina zu den verschiedenen
Initiativen Juden aus Europa nach Palästina zu bringen am 21. Juli 1943:
"...Da jedoch nach Auffassung der Reichsregierung Palästina zum
arabischen Lebensraum gehört*, könnten diese Verhandlungen nur unter der
Voraussetzung aufgenommen werden, daß sich die Britische Regierung auf Grund
eines Kabinettsbeschlusses damit einverstanden erklärt, daß die Juden, statt
nach Palästina nach Großbritannien überführt werden und dort die endgültige
Niederlassungsgenehmigung erhalten...
Die deutsche Antwort wird jedoch zur Kenntnis des Großmufti* und der
sonst in Betracht kommenden arabischen Kreise gebracht." [2]
Der deutsche Gesandte von Killinger berichtet in einem Telegramm vom 12.
Dezember 1942 über die Bemühungen der rumänischen Regierung zur Ausreise von
"75 bis 80.000 Juden nach Palästina" u.a.:
"Ferner wies ich darauf hin, daß das Projekt den Besprechungen des
Großmufti*und des irakischen Ministerpräsidenten in Berlin widerspräche,
wenn auch über das Ergebnis der Besprechungen des Großmufti und des
irakischen Ministerpräsidenten s.Zt. nichts genaues veröffentlicht worden
sei, so könne man doch annehmen, daß die Besprechungen nicht zugunsten der
Juden, sonder zugunsten der Araber verlaufen seien. Es liege kaum im
allgemeinen Interesse, den Arabern zu den schon zahlreichen Juden in
Palästina noch weitere größere Mengen von Juden aus Rumänien zuzuführen.*"[3]
Einwände gegen die Nazipolitik wurden vom Mufti (Amin
el-Husseini) immer nur dann formuliert, "wenn er befürchtete, es könnten
Juden dem Holocaust entkommen".[4] So war el-Husseini mit Heinrich Himmler,
den er verehrte, zwar befreundet. Diese Freundschaft wurde jedoch einer
Belastung ausgesetzt, als Himmler 1943 5000 jüdischen Kindern (als
Propagandacoup sowie als Gegenleistung für die Freilassung von 20.000
gefangenen Deutschen) die Ausreise und damit ihr Überleben gestatten wollte.
Unermüdlich kämpfte der Mufti, von dem ein deutscher Regierungsbeamter
berichtete, "daß er sie (die Juden)am liebsten alle umgebracht sähe", gegen
die Planung an. Erfolgreich! – Die Kinder wurden in die Gaskammern
geschickt. [5]
Besonders initiativ zeigte sich der Mufti in Reaktion auf
die Beschlüsse der Regierungen Bulgariens, Rumäniens und Ungarns, jeweils
einigen Tausenden Kindern nebst betreuenden Personen die Ausreise nach
Palästina zu gestatten. Es sei "angebracht und zweckmäßiger" schrieb er
unverzüglich dem Außenminister Bulgariens, "die Juden an der Auswanderung
aus ihrem Land zu hindern, und sie dorthin zu schicken, wo sie unter starker
Kontrolle stehen, z.B. nach Polen." Auch dieser Intervention war ein Erfolg
beschieden. Schon erteilte Ausreisegenehmigungen wurden zurückgezogen und
die Rettung der jüdischen Kinder verhindert.[6]
Viele Antizionisten setzen also diese Tradition, wenn auch
mit anderer semantischer Begründung fort. Sie sprechen nicht mehr explizit
vom "arabischen Lebensraum", meinen es aber.
Ich habe mir bezüglich meiner Teilnahme am
Unabhängigkeitskrieg 1948, der ein Verteidigungskrieg war, oder meines
Dienstes im Palmach nichts vorzuwerfen und gehe auf die weiteren unsinnigen
und geschichtsverdrehenden Beschuldigungen nicht ein.
Im übrigen bin ich bis heute Korrespondent des Londoner
Magazins "Searchlight", das deswegen von antizionistischen Gruppen auch
angegiftet und angefeindet wird. In der aktuellen Juni-Ausgabe dieser
antifaschistischen und antirassistischen Zeitschrift ist mein Artikel
"Swedish
antisemite published in Austria" erschienen, in dem ich darauf
hinwies, dass Fritz Edlinger ehemaliger Vertreter der SPÖ beim Nahostkomitee
der Sozialistischen Internationale, ein durchgehend antisemitisches Buch
veröffentlichte, in dem sich auch das Kapitel "Der Schatten des ZOG"
befindet, das der Autor für das "Deutsche Kolleg" des Neonazi Horst Mahler
hat übersetzen lassen. So schließt sich der Kreis der Antizionisten.
* von mir betont
Anmerkungen:
1)
http://www.fifthinternational.org/LFIfiles/Austriazionists.html
2) Léon Polikakov/Joseph Wulf: "Das Dritte Reich und seine Diener" Ullstein
1983, S 22-23
3) Ibid S. 67
4) Klaus Gensicke: Der Mufti von Jerusalem Amin el-Husseini und die
Nationalsozialisten, Frankfurt/M. 1988, S. 288 Dieses ausgezeichnet
dokumentierte Buch verdiente als Taschenbuch veröffentlicht zu werden.
5) Ibid S. 156
6) Simon Wiesenthal, Großmufti – Großagent der Achse, Wien 1947, S 42ff
hagalil.com 19-06-2005 |