Bernd Rabehl:
Entzug der Lehrbefugnis?
Freie Universität Berlin prüft
rechtliche Voraussetzungen um die Lehrveranstaltungen des NPD-Sympathisanten
Bernd Rabehl künftig zu unterbinden.
Von Martin Jander
Nach einem Interview mit der NPD-Zeitung "Deutsche
Stimme" vom März diesen Jahres will das Otto-Suhr-Institut der Freien
Universität Berlin dem Ex-Apo-Sprecher und heute zum rechten Radikalismus
neigenden Professor Bernd Rabehl die Lehrbefugnis entziehen lassen. Wie die
Tageszeitung "Der Tagesspiegel" in ihrer Ausgabe vom 14. Mai meldete, hat
Institutsdirektor Bodo Zeuner dem inzwischen bereits emeritierten (aber
immer noch lehrenden) Soziologen brieflich die Prüfung der rechtlichen
Voraussetzungen für einen Entzug der Lehrbefugnis angekündigt.
Der Institutsdirektor begründete die Einleitung
rechtlicher Schritte in seinem vom "Tagesspiegel" zitierten Brief damit,
dass Bernd Rabehl in dem Interview mit der NPD-Zeitung "Positionen bezogen"
habe, "die außerhalb des Konsenses" stünden, "der die am Otto-Suhr-Institut
Lehrenden" verbinde. Rabehl seinerseits hat gegenüber der Zeitung deutlich
gemacht, er werde - falls es dazu käme - gegen den Entzug seiner
Lehrbefugnis klagen.
Wie groß die Chancen stehen, dass die Freie Universität
Berlin tatsächlich einen Entzug der Lehrbefugnis durchsetzt, ist momentan
noch unklar. Bislang war die Forderung lediglich von Studenten und von
einzelnen Mitgliedern des Lehrkörpers der FU-Berlin erhoben worden.
Unmittelbar nach dem ersten rechtsradikalen Outing Rabehls, der Soziologe
hatte im Dezember 1998 vor der einschlägig bekannten Burschenschaft
"Danubia" in München gesprochen und dort u. a. von einer "Überfremdung"
Deutschlands gewarnt, hatten Studierende der FU-Berlin den Präsidenten der
Universität aufgefordert, Rabehl die Lehrbefugnis zu entziehen.
Der Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften hatte
sich allerdings nur zu einer Distanzierung von Rabehls Vortragstext
durchringen können. Arbeitskollegen Rabehls aus dem "Forschungsverbund
SED-Staat" (geleitet von Manfred Wilke und Klaus Schroeder) hatten gar einen
Ausschluss Rabehls aus ihrem Arbeitszusammenhang mit Mehrheit abgelehnt.
Lediglich die gewerkschaftsnahe "Hans-Böckler-Stiftung" hatte (nach einem
offenen Brief des Politologen Andrei S. Markovits) Rabehl die
Vertrauensdozentur gekündigt. Nun scheint sich das Klima bei den
Verantwortlichen zu ändern.
Institutsdirektor Bodo Zeuner bezog sich in seiner
Ankündigung rechtlicher Schritte vor allem auf Passagen des
Rabehl-Interviews in der "Deutschen Stimme", in denen Rabehl die Motive des
jüdischen Volkes, "nach 1945 als Antwort auf die Diskriminierungen" den
Staat Israel zu gründen, mit der Gedankenwelt des einstigen NPD-Vorsitzenden
Adolf von Thadden gleichgesetzt hatte und außerdem behauptete, die Deutschen
hätten "durch die Fremdmächte und die westöstliche Umerziehung längst ihre
nationale Identität eingebüßt". Mit dem Interview, so der Institutsdirektor,
habe Rabehl sich zur NPD und ihrer völkisch-nationalen Gedankenwelt bekannt.
Bernd Rabehl artikulierte in dem Interview erneut seine
Auffassung, die rot-grüne Bundesregierung betreibe im Auftrag dunkler Mächte
- die Rabehl in diesem Interview nicht benannte, bei vorherigen Auftritten
aber bereits als USA und Israel ausgemacht hat - die vollkommene Auflösung
des deutschen Volkes und plädierte im Gegenzug für einen "revolutionären
Nationalismus". Eben dies, so führte er weiter aus, sei die Ursache seiner
Sympathien mit der NPD, der Zeitschrift "Junge Freiheit", in der Rabehl
regelmäßig schreibt, und dem "Institut für Staatspolitik", bei dem er häufig
referiert.
Wörtlich sagte Rabehl: "Ich war entsetzt über den Wandel
der Grünen und der Linken, die sich im Regierungslager sekundenschnell dem
Habitus und dem Lebensstil der Superreichen angepaßt hatten. Plötzlich gab
es Kriege auf dem Balkan, die sie zu verantworten hatten, oder ihre
Staatssekretäre nutzen in privaten Geschäften Rat und Unterstützung der
Mafia. Mich entsetzte vor allem ihr Haß gegen das deutsche Volk und die
Hektik, mit der sie den Umbau des deutschen Staates vornahmen. Der Turmbau
zu Babel als ein multikulturelles Ereignis entpuppte sich als die gezielte
Zerschlagung der deutschen Kultur und Tradition. Vergessen waren die
Leistungen des deutschen Konservatismus und Liberalismus oder der deutschen
Arbeiterbewegung, und es wurde auch nicht daran gedacht, die
Nationalkulturen Europas zusammenzubringen und ihren Eigenwert zu
unterstreichen. Die Grünen schienen Handlanger bei der Errichtung einer
Minderheitsdiktatur zu sein, in der die Demokratie nur noch eine Fassade
darstellte. Dutschke nun hätte diesen Umbau und den Zusammenbruch des alten
Europa im Sinne eines revolutionären Nationalismus genutzt."
[FORUM]
hagalil.com 14-05-2005 |