Interner Bürgerkrieg:
Geschichtsverdrehung eines Wiener Universitätsprofessors
Kommentar von Karl Pfeifer
Univ.Prof. Dr. Lothar Höbelt diskutierte
mit MEP Andreas Mölzer (Zur Zeit, 22.4.05) und gab folgendes von sich: "Das
Bürgertum war sozusagen in irgendeinem Sektor der national-liberalen
Bewegung beheimatet, mit allen möglichen Schwierigkeiten dieser Lager wie
der interne Bürgerkrieg zwischen Juden und Antisemiten, der da noch
dazukommt. Aber das war das Bürgerliche, nur ist natürlich nach 1945 dieses
Bürgertum ihnen zum Teil weggenommen worden, weil die Chancen sich
entsprechend zu betätigen anderswo besser waren."
Im Duden finden wir: Bürgerkrieg, "zwischen
verschiedenen [politischen] Gruppen innerhalb der eigenen Staatsgrenzen
ausgetragene bewaffnete Auseinandersetzung."
Herrn Univ.Prof. Dr. Höbelt Unwissenheit zu
unterstellen, wäre ehrenrührig, so bleibt nur die Möglichkeit, dass er eine
jahrzehnte dauernde antisemitischen Hetze, die am Ende zum Massenmord an
Juden geführt hat, als Bürgerkrieg verharmlost.
Im Bundesrat sitzt Siegfried Kampl (BZÖ oder
Haiderpartei), der bald Präsident dieser Länderkammer und damit der
protokollarisch drittgereihte unter den österreichischen Würdenträgern sein
soll, der von einer "brutalen Naziverfolgung" nach 1945 spricht und die
Deserteure aus der Wehrmacht als "Kameradenmörder" verunglimpft. Im gleichen
Bundesrat John Gudenus, der einen Tag bevor an den 60. Jahrestag der
Entstehung der 2. Republik gedacht wird, im Österreichischen Fernsehen die
Gaskammern anzweifelt und damit knapp am NS-Verbotsgesetz vorbeischrammt.
Gudenus tritt zwar aus der FPÖ aus, bleibt aber im Bundesrat.
Und zum Drüberstreuen ein
Universitätsprofessor Höbelt, der an der Wiener Universität Geschichte
lehrt.
All dies lässt die heutige Feier 60 Jahre
Zweite Republik im Parlament, die von einer Regierungskoalition aus ÖVP, BZÖ
und FPÖ veranstaltet wird, als pure Heuchelei erscheinen.
hagalil.com 28-04-2005 |