Brückenbauer:
"Neue Ordnung" in Graz
Von Karl Pfeifer
Die vierteljährlich erscheinende Grazer
Zeitschrift "Neue Ordnung" (NO), die sich als Brückenbauer vom
Rechtskonservatismus zum Rechtsextremismus betätigte, verstärkt in letzter
Zeit durch die Mitarbeit von rechtsextremen Autoren ihre rechtsextreme und
antisemitische Tendenz.
In der NO 3 und 4/2004 wurden Artikel
veröffentlicht, in denen einerseits der rumänische Faschistenführer Corneliu
Codreanu, der Gründer der Legion Erzengel Michael und ihrer
Nachfolgeorganisation Eiserne Garde (eine in den 30er und Anfang der 40er
Jahre in Rumänien aktive paramilitärische faschistische und antisemitische
Organisation), andererseits die Aktivitäten ihrer heutigen
Nachfolgeorganisationen unkritisch und positiv dargestellt werden. In dem
Artikel, der sich hauptsächlich mit den heute in Rumänien aktiven
neofaschistischen Gruppen beschäftigt, wird z.B. der Versuch unternommen,
den antisemitischen Charakter der Eisernen Garde infrage zu stellen, in dem
u.a. unwahre Behauptungen aufgestellt werden, wie "seine [Codreanus] Kritik
an den Juden entsprach keinem Rassenantisemitismus" und die Verfolgung der
Juden in Rumänien begann "im Wesentlichen im Juni 1941, also nach dem Ende
der Regierungsbeteiligung der Legionäre" (NO 4/2004 S. 26).
Die Fakten widerlegen die Behauptungen der
NO: Die Eiserne Garde (Garda de Fier) 1927 von Codreanu unter den Namen
Erzengel Michael gegründet basierte auf christlichem Mystizismus, Todeskult,
antidemokratischen Prinzipien, absoluten Gehorsam dem "Führer" gegenüber und
der Ablehnung des parlamentarischen Regierungssystems. Sie wollte die Juden
aus allen Bereichen des Lebens ausschließen, ihre Bürgerrechte abschaffen
und sie nach Möglichkeit aus Rumänien vertreiben. Sie machten die Juden für
die Krisen der rumänischen Gesellschaft verantwortlich. Bereits am 9.
Dezember 1927 fand am Rande einer Studentenversammlung in Oradea (Nagyvárad,
Großwardein) ein erstes Pogrom statt, bei dem fünf Synagogen der Stadt
zerstört und entweiht wurden. In Cluj (Kolozsvár, Klausenburg) wurden acht
Synagogen zerstört und geschändet. Weitere antijüdische Ausschreitungen der
Eisernen Garde fanden bei den Wahlen 1930 und den Studentenunruhen 1933
statt.
Während der innenpolitischen Krise im Sommer
1940 wurde Horia Sima, Codreanus Nachfolger zum Minister ernannt. Am 6.
September 1940 bildeten Ion Antonescu und Sima die "Regierung des
Nationallegionären Staates", die Teile des antisemitischen Programms der
Eisernen Garde in die Praxis umsetzte. Die Mitglieder der Bewegung,
errichteten eine Terrorherrschaft gegen ihre politischen Gegner und gegen
die Juden. Ihr wichtigstes Ziel war, unter anderem den jüdischen Besitz zu
enteignen und Juden aus dem Wirtschafts- und Kulturleben zu verdrängen. In
einer Atmosphäre öffentlicher Hetze gegen die Juden in der Rechtspresse und
antisemitischer Gesetzgebung im National-Legionären Rumänien konnte das
Judenmassaker beim Putsch der Eisernen Garde Horia Simas vom Januar 1941
noch als bedauerlicher Exzess irregeleiteter Jugendlicher hingestellt
werden. Dabei kam in Bukarest eine unbestimmte Zahl – bis zu 700 – Juden um.
(1)
Schon vor einiger Zeit wurden in der NO auch
antisemitische und rassistische Artikel veröffentlicht. So heißt es in der
Ausgabe 1/2003 über die Frankfurter Schule: "Anno 1923 finanzierte der
jüdische Getreidehändler Felix Weil das 'Institut für Sozialforschung' mit
den marxistischen Intellektuellen Horkheimer und Pollok. Sie wollten die
geistigen Grundlagen für einen Sturz der deutschen Regierung und die
Errichtung eines Rätestaates schaffen. Aus diesem Institut entwickelte sich
dann über verschiedene Umwege, auch in Zusammenarbeit mit Sigmund Freud, die
spätere 'Frankfurter Schule'. Alle Mitarbeiter ohne Ausnahme bis zu Adorno
waren Juden. [...] Zum Ziel der Frankfurter Schule gehörte auch 'Die
Erziehung nach Auschwitz' und gefordert wurde als 'Befreiung' der Umsturz
gegen den Willen der Mehrheit. Die gesamte Jugend nahm dieses intellektuelle
Gift mit wahrer Gier in sich auf und das Ergebnis waren die Revolten im
Jahre 1968, wo die von der Frankfurter Schule erzogene Jugend einen Umsturz
hervorrufen wollte. [...] Und heute sitzen die jünger der Frankfurter Schule
überall. Markantes Ergebnis der Frankfurter Schule war und ist der Hass der
Deutschen (und Österreicher), gerichtet gegen das eigene Volk."
In der Ausgabe 2/2004 wird unter dem Titel
"Ein deutsches Land" ein Gedicht veröffentlicht, in dem es u.a. heißt:
"Deutscher, lass die Kathedralen als Moscheen neu erstrahlen oder sich zu
Tempeln mausern – darfst nicht mit dem Erbe knausern! Als Bereicherung
empfinden musst du, wenn sie dir entwinden Boden, Haus und Werk der Ahnen,
um mit Mälern dich zu mahnen."
In der NO 1/2005 finden wir einen Artikel des
deutschen Rechtsextremisten Karl Richter (Nation & Europa) derzeit Berater
der NPD-Fraktion im sächsischen Landtag. Richter bringt nicht nur
Verständnis auf für die Integration militanter Neonazis aus dem Milieu der
Freien Kameradschaften, vielmehr wünscht er der NPD auch noch, "dass sie im
Gefolge weiterer Wahlerfolge nicht verbürgerlicht, verparlamentarisiert"
(Ebenda, S. 12).
Ein anderer rechtsextremistischer Mitarbeiter
ist Jürgen Schwab, der bis 2004 einer der führenden Aktivisten der NPD war,
was auch in deutschen Verfassungsschutzberichten nachgelesen werden kann.
Seitdem Schwab der NPD mangelnde Intellektualisierung, d.h. zu wenig
Theorie- und Bildungsarbeit vorwirft, sind die Beziehungen zur NPD gespannt.
Dies kommt auch in dem Artikel zum Ausdruck, den Schwab zum Thema NPD in der
NO veröffentlicht hat. Dort schreibt er z.B. zur Aufnahme von Neonazis in
die NPD, dass es "politisch taktisch richtig sein mag [...] auch
Nationalsozialisten, vor allem denen der verbotenen Gruppierungen (WJ, FAP,
NF, ANS etc.) eine neue politische Chance zu geben". Dieses "Projekt wäre
dann erfolgreich verlaufen, wenn die NPD rechtzeitig eine echte
Intellektualisierung betrieben hätte". (NO 4/2004, S. 7)
Mit Hans-Dietrich Sander, dem ehemaligen
Herausgeber der deutschen rechtsextremen Publikation Staatsbriefe, kommt in
der NO 1/2005 ein weiterer Rechtsextremist zu Wort. Unter Bezugnahme auf
dessen Buch "Die Auflösung der Dinge" werden in dem Artikel Sanders "Thesen
und Glossare zum Dritten Reich" vorgestellt.
Sander meint in der III. These: "Die
Verwerfung ist eine Auflage mit der die Sieger des Zweiten Weltkrieges ihre
politischen und militärischen Positionen legitimieren. Sie wird von
Denkverboten geschützt, die das unterworfene deutsche Volk an seiner
Wiedererhebung hindern. In den [drei] Nachfolgestaaten des Reiches herrschen
kollaborierende Systeme mit der Zuchtrute von Komplexen, deren Klärung
moralisch diskreditiert und gesetzlich verboten ist." Doch Hans-Dietrich
Sander nennt dann auch die Autoren, die seiner Meinung nach die Tabuisierung
zum wackeln gebracht haben: "Hellmut Diwald, Hans Joachim Arndt, Heinrich
Jordis vo. Lohausen, Gottfried Dietze, Hans-Dietrich Sander und Bernard
Willms" (Ebenda S 25).
Mag. Wolfgang Dvorak-Stocker, Herausgeber der
"Neuen Ordnung" ließ sich einen Persilschein von Moishe A. Friedman geben,
der sich als Oberrabbiner bezeichnet, wohl wissend das dieser Titel nicht
geschützt ist und auch sonst keine Berührungsängste mit Antisemiten kennt:
"Ich stehe mit Herrn Mag. Dvorak-Stocker seit mehreren Jahren in
freundschaftlichem Kontakt und kenne ihn recht gut. Den Vorwurf des
Antisemitismus halte ich für absurd." (NO 2/2004, S. 3)
hagalil.com 29-04-2005 |