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Nördliches Westjordanland:
Der Rückzug hat schon begonnen

von Ulrich W. Sahm, Kadim, Westjordanland, 27. März 2005

Die Spülung funktioniert noch. Aber der Wasserkasten füllt sich nicht mehr. Der Blick aus dem Klo bietet ein atemberaubendes Panorama. Die Olivenbäume und die Hügel erinnern an die Toscana.

"Machane Kadim" (Kadim-Lager) heißt der Militärstützpunkt auf dem strategischen Hügel hoch über der Jesreel-Ebene. Der Blick reicht vom syrischen Hermonberg zur Hafenstadt Haifa. Nazareth und der See Genezareth bestimmen den weiteren Horizont des einsamen Örtchens. Kein Soldat wacht mehr an der gelben Eisenschranke. Die Asbestbaracken sind leergeräumt. Nur im Schlafraum für die "Panzerfahrer" steht noch das Eisengestell eines zweistöckigen Bettes. Fensterrahmen sind herausgerissen. Ein Tarnnetz liegt neben einer zerdrückten Munitionskiste und zerschossenen Patronen.

Der verwaiste Militärstützpunkt ist ein konkreter "Beweis" für die bevorstehende Räumung von vier Siedlungen im Westjordanland. Wenige hundert israelische Siedler sind betroffen. Für die Palästinenser ist es der erste Schritt zu einem "zusammenhängenden Staat". Denn das gesamte Gebiet nördlich von Nablus mitsamt der Stadt Dschenin bis zur alten Waffenstillstandslinie von 1949 wäre dann frei von Juden.

Vor zwei Jahren begannen die Israelis im Norden der besetzten Gebiete mit dem Bau ihres Sperrwalls. Im Juni 2003 wollte Verteidigungsminister Schaul Mofas noch die Siedlungen Ganim und Kadim auf die israelische Seite des Zaunes schlagen. Aber inzwischen steht der dünne, mit Elektronik gespickte, Maschendrahtzaun auf der Waffenstillstandslinie, wo sich 1949 israelische und jordanische Truppen gegenüberstanden.  Die Palästinenser nennen es "Apartheitsmauer". Bei Jalameh steht schon ein Grenzübergang mit Cargo-Terminal, Antennenbäumen und lila, rosa und himmelblau getünchtem Abfertigungshallen. Helmstedt war im Vergleich dazu eine Autobahnraststätte. Soldaten erklären den Weg nach Kadim: "An der Straßensperre mit den Panzern biegt links ab, sonst fahrt ihr schnurstracks ins Terroristennest Dschenin." Die Fahrt dauert nur ein paar Minuten. Von der "Siedlerumgehungsstraße" gibt es keine Abfahrt zu Dörfern mit den Minaretten oder nach Dschenin, wo bis heute Selbstmordattentäter ihre tödlichen Jacken montieren.

Debbi Drori, 49, ist die Sprecherin von Kadim. Sie ist fast die einzige Menschenseele in dem Dorf inmitten eines Waldes auf einem hohen Hügel. Zwei Sekretärinnen, zwei Kinder und ein paar Soldaten sind ansonsten die einzigen sichtbaren Siedler. 1984 hat Debbi die Siedlung mitgegründet. Es war ein Militärlager. "Der Staat schickte uns, im biblischen Land Israel unsere Heimat zu erlösen. Verteidigungsminister Jitzhak Rabin ermunterte uns dazu."

Auf dem staatlich finanzierten Spielplatz inmitten kleiner Einfamilienhäusern mit liebevoll gepflegten Vorgärten klagt sie ihre Zerrissenheit. "Ein Volk ohne Land hat keine Existenzberechtigung", rutscht ihr unbesonnen heraus. Die Araber hätten doch 24 Staaten; die Juden nur dieses Land. Sie könne sich eine Vertreibung aller Palästinenser vorstellen. Dann wieder ist sie bereit, mit ihnen in einem Staat zu leben, "wenn sie uns nur leben ließen".

Von der Regierung habe sie bis heute keinen "persönlichen Bescheid" zu der bevorstehenden Räumung erhalten. "Der Oberkommandierende kam und sagte, dass wir ab dem 21. April militärisches Sperrgebiet würden." Jeder Gast bräuchte ab dann eine Sondergenehmigung, nach Kadim zu kommen. Aus der Presse erfuhr sie, dass sie ihr Heim bis Mitternacht am 20. Juli verlassen müsse. "Niemand redet mit uns. Wir wissen nicht, wie viel Kompensation wir bekommen. So können wir uns nicht zum Kauf einer Wohnung in Israel entscheiden." Bis 2010 muss sie noch monatlich 100 Euro Hypothek für ihr Haus in Kadim abzahlen. Debbi zeigt einen "maschinell erstellten" Brief vom September, worin die Regierung einen "Vorschuss auf die Kompensation" anbietet. Doch damals gab es noch keine Gesetze und "wie kann ich einen Vorschuss akzeptieren, wenn ich nicht weiß, wie viel ich am Ende kriege."

Debbi "möchte gerne glauben, dass das alles ein großer Bluff ist". Seit den Osloer Verträgen 1993 kursieren Gerüchte über eine Räumung von Kadim. Von 40 Familien haben zehn schon ihre Häuschen verlassen, weil es in Kadim weder Arzt noch Laden für Milch und Brot gibt. Einige Zugänge zu Häusern mit verschlossenen Jalousien sind mit Gestrüpp überwachsen. In anderen Vorgärten wurden Bäumchen frisch gepflanzt. "Scharon entwurzelt Juden aus ihrer Heimat und will sie deportieren", steht da auf einem handgemalten Plakat. Siedlungsgegner übersetzen: "Scharon räumt illegale Siedlungen auf geraubtem Palästinenserland".

Bis vor vier Jahren herrschten "beste Beziehungen" mit Palästinensern in Dschenin. "Einer hängte am Unabhängigkeitstag israelische Flaggen auf", schwärmt sie. "Ich wäre gerne ein Opfer des Friedens, wenn ich wüsste, dass die Aufgabe von Kadim Frieden bedeutet", sagt Debbi. Ihre Tochter Shiran, 20, ist Soldatin und soll die Siedlungen Ganim und Kadim räumen "Wir werden keinen Widerstand leisten. Die Soldaten sind unsere Kinder. Wenn die Palästinenser uns einfach nur leben ließen, könnte hier Frieden herrschen." Als Kind, in Olasch, erlebte sie in den fünfziger Jahren, wie Palästinenser ihre Nachbarn ermordeten. Das war lange, bevor Israel das Westjordanland besetzte.

Rebellen gescheitert:
Knesset stimmt gegen Volksentscheid über Abkopplungsplan

Das Knessetplenum lehnte am Montagnachmittag die Gesetzesvorlage für einen Volksentscheid über den Abkopplungsplan mit 72 zu 39 Stimmen ab...

Der Gewinner heißt Scharon:
Nerven aus Stahl ließen ihn gewinnen
Nun, da am Ende alles gut ist und die Knesset mit einem Haushaltsplan in der Hand in die Sommerpause gehen kann, kein Volksentscheid mehr auf der Tagesordnung steht und die Straße zur Abkopplung klar vor uns liegt, ist der Gewinner offensichtlich: es sind Ariel Sharons Nerven aus Stahl...

hagalil.com 28-03-2005

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