Laut Ankündigung auf Ihrer Homepage soll am 16. April 2005 in Ihrem
Club "Blackout" in Rosenheim ein Konzert mit der österreichischen
Dark-Wave-Band "Allerseelen" stattfinden. Da wir davon ausgehen, dass das
Blackout kein Interesse daran hat, Faschisten eine Plattform zu bieten,
wollen wir Sie, mit diesem offenen Brief, über den rechtsextremen Charakter
dieser Band informieren und Sie gleichzeitig dazu auffordern, dieses Konzert
abzusagen.
Die Band Allerseelen wurde 1989 von dem Wiener Gerhard Petak, alias
Kadmon, der aktuell – nach eigenen Angaben – im Raum Berchtesgaden wohnt
gegründet und seitdem maßgeblich geprägt. Nach Einschätzung von Alfred
Schobert, Mitarbeiter des "Duisburger Institut für Sprach- und
Sozialforschung", gehen die "Pinoiertaten (Petaks; Anm. Infogruppe) über die
Rehabilitierung faschistischer Symbolik hinaus. Er rehabilitiert komplette
nazistische Ideologiebestände." So vertonte Petak beispielsweise auf der CD
"Gotos-Kalanda" einen Gedichtzyklus des Karl Maria Willigut, der bis 1938
maßgebliches Mitglied des SS-Ahnenerbes war und der den SS-Totenkopfring
entworfen hatte. Willigut wird entkontextualisiert – die SS als
verbrecherische Organisation erscheint bei Petak nicht – als
bewundernswerter "Geschichtsforscher" und Runendichter dargestellt. Weitere
von Petak angepriesene "Persönlichkeiten" sind Leni Riefenstahl, Ernst
Jünger, Otto Rahn, ebenfalls Mitglied im SS-Ahnenerbe, und der rumänische
Faschist Corneliu Z. Codreanu, der in den 1920er und 1930er Jahren
Mitbegründer und Führer der extrem antisemitischen Eisernen Garden war. In
Lieder von Allerseelen baut Petak auch Gesänge und Märsche der Eisernen
Garde bzw. eine Rede Codreanus ein.
Die Band veröffentlichte bis dato mehrere CDs, sog. Split-Singles und
beteiligte sich an diversen Samplern, die der Hommage an verschiedene
"Persönlichkeiten" dienen sollten. Genannt seien hier Sampler zum Gedenken
an Reni Liefenstahl, der vom rechtextremen, (vom Verfassungsschutz
beobachteten) VAWS-Verlag produziert wurde, an Ernst Jünger oder an den
italienischen faschistischen Theoretikers Juluis Evola. Eine Rezension
dessen Buches "Den Tiger reiten" von Gerhard Petak in der rechtextremen
Berliner Wochenzeitung "Junge Freiheit" ist als nichts anderes als eine
Ehrerbietung an den Autor Evola zu werten. Dieser Evola empfahl im Jahr
1928: "Wir machen Schluss mit jeder Schwäche, mit jeder Nachsicht gegenüber
allem, was von der semitisch-christlichen Wurzel herkommt. Anti-Europa,
Anti-Semitismus, Anti-Christianismus, das ist unsere Losung."
Gemeinsam mit der amerikanischen Formation "Blood Axis" um den
Rechtsextremisten Michael Moynihan veröffentlichte Allerseelen im Jahr 1998
die Split-Single "Käferlied/ The March of Brian Boru". Dieser Moynihan
berichtete in einem Interview mit dem Magazin "No longer a Fanzine":
"Einerseits denke ich, dass die Zahl 6 Millionen nur zufällig und ungenau
und wahrscheinlich eine grobe Übertreibung ist. Ich habe revisionistische
Bücher gelesen, die gut gegen den Holocaust-'Kanon' argumentieren, und
selbst die jüdischen Historiker verändern fortlaufend ihre Ansprüche. Doch
mein Hauptproblem bezüglich der Revisionisten ist, dass sie von der Annahme
ausgehen, das Töten Millionen unschuldiger Menschen sei als solches 'böse'.
Mehr und mehr neige ich zur entgegengesetzten Schlussfolgerung. Ich geriete
nicht aus der Fassung, wenn ich herausfände, dass die Nazis jede ihnen
zugeschriebene Grausamkeit begangenen hätten – ich zöge es vor, wenn es wahr
wäre".
Kritik an seiner Ideologie, die er mit seiner Musik transportiert,
vergleicht Gerhard Petak alias Kadmon mit der Judenverfolgung im Dritten
Reich. So formulierte er in einem Szene-Magazin: "Offenbar braucht jede
Kultur ein Hexenmal, einen Judenstern. (…) Heute ist der Faschismusvorwurf
gegen die industrielle Musik und Dark Wave ein Judenstern. (…) Die
Judensterne sehen heute anders aus, es sind ariosophische völkische Zeichen,
Runen, Thorshammer, Kruckenkreuz, Hakenkreuz." [Black 14/1998]
Zusätzlich neben der Band Allerseelen nutzte Gerhard Petak die
Zeitschrift "Aorta", die er später in "Ahnstern" umbenannte als Möglichkeit,
um seine Ideologie zu verbreiten. In den beiden Publikationen findet sich
ein obskurer Mix aus Heidentum, Nazi-Esoterik und völkischem Denken. Neben
Huldigungen an die bereits genannten Julius Evola und Corneliu Z. Codreanu,
veröffentlichte Petak hier u.a. Artikel über sog. Flugscheiben, die als
"geheime Wunderwaffen" der Nazis verklärt werden. Nach gerade in
rechtsextremen Kreisen weit verbreiteten Theorien seien diese Flugscheiben
u.a. in Neuschwabenland, einem Gebiet in der Antarktis, das in den Jahren
1938 und 39 Ziel einer SS-Expedition gewesen ist, stationiert worden. Eine
"Rest-SS" hätte sich bis 1955 in Neuschwabenland aufgehalten.
"Neuschwabenland" ist im Übrigen auch der Titel einer Allerseelen-CD. Gerade
die Tatsache, dass der vermeintliche Konstrukteur dieser Nazi-Flugscheiben
mit dem mittlerweile verstorbenen Andreas Epp ein Rosenheimer gewesen soll
[siehe u.a. Oberbayerisches Volksblatt vom 22.12.2004, S. 12], erscheint das
Konzert von Allerseelen bzw. von Gerhard Petak samt seines Faibles für
Neuschwabenland und Flugscheiben in Rosenheim in einem ganz besonderen
Licht.
In der Publikation "Musik-Mode-Markenzeichen" des nordrhein-westfälischen
Verfassungsschutzes wird Gerhard Petak mit seiner Band Allerseelen selbst
erwähnt. Petak, außerdem Autor in diversen rechtsextremen Theorieorganen,
wie "Staatsbriefe", "Opposition" und "Junge Freiheit", wird eine "Affinität
zum Rechtsextremismus" attestiert. Weiter heißt es hier, dass "Allerseelen"
einer der Bands dieses Musikgenres sei, die seit Anfang der 1990er Jahre
"NS-Symbolik aufgegriffen und positive Bezüge zu Leitfiguren des
Rechtsextremismus hergestellt" habe.
Die Band Allerseelen um ihren Kopf Gerhard Petak ist einer der führenden
Protagonisten, die das Musikgenre Dark Wave nutzen, um ihre rechtsextreme
Ideologie zu transportieren. Seit Anfang der 1990er Jahre ist in der
Dark-Wave-Szene, aber auch in anderen Subkulturen, zu beobachten, dass
neu-rechte Akteure bemüht sind, ihre rechtsextreme Ideologie zu verbreiten.
Ansatzpunkte in der "schwarze Szene" sehen diese durch angeblichen
Mystizismus, Irrationalismus sprich Heidentum und Esoterik,
Anti-Modernes-Denken, das sich in positiven Bezügen auf Mittelalter und
Romantik äußert, und letztendlich durch ein in der Szene weit verbreitetes
elitäres, antiegalitäres Selbstverständnis. Auch in diversen
Verfassungsschutzberichten der letzten Jahre wurde auf diese
Ausbreitungsversuche in der Dark-Wave-Szene mit Besorgnis hingewiesen. So
heißt es beispielsweise im Verfassungsschutzbericht des Landes
Nordrhein-Westfalen aus dem Jahre 2003, dass "der Versuch, Musik mit
rechtsextremistischen Inhalten oder mit einem solchen Hintergrund in einer
Subkultur zu verankern, nur in solchen Bereichen Erfolg versprechend (sei),
wo Anknüpfungspunkte und Schnittmengen mit rechtsextremistischem Gedankengut
und Symbolen feststellbar sei. Die Jugendszenen des Black Metal und des Dark
Wave können Anknüpfungspunkte und Schnittmengen mit rechtsextremistischem
Gedankengut bieten." [VS-Bericht NRW 2003, S. 40]
Vor dem Hintergrund dieser hier gelieferten Informationen über die Band
Allerseelen fordern wir Sie - die Betreiber - des Club "Blackout" auf, das
Konzert mit Allerseelen abzusagen. Vorbild können hier die Vermieter – das
Hotel Hilton – eines Veranstaltungsortes in der Bremer Innenstadt sein, die
ein Konzert mit den Bands Allerseelen und Belborn aus Rosenheim kurzfristig,
nachdem sie über den Charakter dieses "Events" informiert worden sind,
abgesagt haben.