Von Karl Pfeifer
Der frühere Innenminister und ÖGB-Präsident Franz Olah bekommt zum 95.
Geburtstag das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik
Österreich.
Olah hat sowohl die
FPÖ als auch die "Neue Kronenzeitung" finanziell unterstützt. Es ist auch
durchaus passend zum Gedankenjahr 2005, dass ein ehemaliger Politiker dieses
Ehrenzeichen erhält, der 1966 einen antisemitischen Wahlkampf führte.
Franz Olah war in
der Nazizeit im Konzentrationslager, nach 1945 wurde er Sekretär der
Gewerkschaft der Bau und Holzarbeiter und 1948 sozialistischer Abgeordneter.
Im Oktober 1950 organisierte er den Widerstand gegen einen von Kommunisten
geführten großen Streiks. Er wurde Präsident des österreichischen
Gewerkschaftsbundes (ÖGB) und Innenminister. Mit Hilfe von
Gewerkschaftsgeldern versuchte er Einfluss auf die Massenmedien zu gewinnen.
Er wollte mit Hilfe der FPÖ Bundeskanzler werden und schreckte nicht zurück
vor der Diffamierung seiner Widersacher in der SPÖ.
1964 kam es zu einem
Parteischiedsgericht gegen Olah und zu Demonstrationen seiner Anhänger bei
der SPÖ Zentrale, bei denen auch antisemitische Parolen gerufen wurden.
Einige Zeit später wurde Olah aus der SPÖ ausgeschlossen.
Am 24.2.1966 teilte
die Sozialistische Korrespondenz mit: "... Mit Flugblättern, die in
Niederösterreich in den letzten Tagen zu tausenden gestreut wurden, wird
eine erbärmliche antisemitische Hetze gegen führende Männer der
Sozialistischen Partei betrieben. Ein solches Flugblatt hat folgenden Text:
Warum wurde Olah aus
der Partei ausgeschlossen?
- Weil er gegen die
Kommunisten war?
- Weil er Millionen
im Auftrag Pittermanns verschoben hat?
- Weil er gegen die
Juden Pittermann, Broda, Waldbrunner, Kreisky und Czernetz war?
Die Sozialistische
Korrespondenz zitierte noch ein zweites Flugblatt:
"Herr Pittermann,
Kreisky und Waldbrunner, werden Sie wieder ins Ausland emigrieren? Wie sie
es schon einmal getan haben? Das wird Ihnen dank Ihrer Verbindung zum
internationalen Judentum sicher sehr leicht gelingen. Ihr Kapital als
"Arbeiterführer" werden Sie gewiss in Sicherheit haben, so dass Ihr
"Lebensunterhalt" auch in der ausländischen Emigration hinreichend gedeckt
ist." (Weder Pittermann noch Waldbrunner waren in der Nazizeit in der
Emigration.)
Diese Flugblätter
wurden von bestimmten Kreisen der niederösterreichischen ÖVP herausgegeben,
die interessiert waren, dass Olah der SPÖ möglichst viele Stimmen wegnahm.
Über eine Olah
Wahlversammlung die im großen Konzerthaussaal in Wien stattfand berichtete
die Arbeiter-Zeitung am 23.2.1966: "Im Laufe der Versammlung kam es zu
wilden antisemitischen Kundgebungen eines Teiles des Publikums, die durch
Äußerungen Olahs provoziert worden waren. Die antisemitischen Kundgebungen
erreichten ihren Höhepunkt, als Olah im Zusammenhang mit einem angeblichen
Gutachten über seinen Geisteszustand auf den Chefarzt der Wiener
Gebietskrankenkasse, Dr. Tuchmann zu sprechen kam. Olah sagte dazu: ‚Das ist
ein Chefarzt, ein Mediziner – und natürlich ein Jude’, worauf ein Teil des
Publikums in wildes Gejohle ausbrach. Darauf setzte Olah fort: ‚Na ja, man
kann auch anders sagen, er ist mosaischen Bekenntnisses...’ Auch bei anderen
Wahlkundgebungen Olahs kam es zu antisemitischen Ausfällen.
Quelle: Leopold Spira, Feindbild "Jud"