Das Begräbnis oder Die Himmlische Vier
Die Absicht des Berliner Polizeipräsidiums, einer Kundgebung
der "Jungen Nationaldemokraten" am 8. Mai Vorrang vor einer internationalen
Antikriegsaktion einzuräumen, stößt inzwischen auf heftige Kritik von
prominenter Seite. Dabei wäre eine weitere Schändlichkeit nach dem Auftreten
der NPD im sächsischen Landtag sehr leicht zu verhindern: die Berliner
Polizei hätte das Versammlungsrecht anzuwenden und die Jugendorganisation
der NPD des "Platzes des 18. März" zu verweisen. Die Unterstützung genau
eines solchen Vorgehens wäre daneben ein Prüfstein, wie ernst es den
Vertretern aller im Bundestag vertretenen Parteien mit ihrem nach dem 21.
Januar geäußerten Abscheu vor den Faschisten von NPD und DVU ist.
Die Kritiker der bisherigen Haltung des Berliner
Polizeipräsidenten, die auf das genaue Gegenteil hinausgeht, solidarisieren
sich mit der Aktion "Das Begräbnis oder DIE HIMMLISCHEN VIER", der auf zwei
Tage in Berlin und Potsdam angelegten und unter Teilnahme von Veteranen des
Krieges aus den Ländern der Anti-Hitler-Koalition geplanten szenischen
Darstellung des Brecht-Gedichts "Die Legende vom toten Soldaten." Diese
Aktion nun soll, obwohl sie das Gelände vor dem Reichstag einen ganzen Monat
vor den Nazis angemeldet hatte, wegen eben dieser JN-Kundgebung nicht
stattfinden dürfen.
Nachdem schon Rolf Gössner, der Präsident der Internationalen
Liga für Menschenrechte, bei der Verleihung der Carl-von-Ossietzky-Medaille
2004 die Aufführung der HIMMLISCHEN VIER befürwortet und dazu aufgerufen
hatte, sich "den Alt- und Neonazis am 8. Mai 2005 gemeinsam
entgegenzustellen", erklärte auch die IG Metall in Berlin in einem Brief an
den Polizeipräsidenten ihre Solidarität mit der Antikriegsaktion. Sie
schreibt mit Datum vom 23.12.2004 unter anderem: "Eine Demonstration von
Neonazis am 8. Mai zum Brandenburger Tor ist aus unserer Sicht eine
ungeheuerliche Provokation, und wir hoffen sehr, daß Polizei und Gerichte
deren Aufmarsch unterbinden. Deshalb wäre es uns unverständlich, wenn eine
bereits bei Ihnen und anderen Stellen angemeldete Erinnerungsaktion an die
Schrecken der NS-Herrschaft nun mit Verweis auf einen solchen Aufmarsch von
Neonazis möglicherweise nicht zugelassen würde."
Die verdi-Jugend Bayern fragt in einem Schreiben an den
Berliner Polizeipräsidenten: "Abgesehen davon, daß eine derartige Aktion der
JN aufgrund unserer Geschichte sowieso nicht zu genehmigen ist: Welchen
Grund sollte es sonst geben, die "Himmlischen Vier" nicht zu genehmigen?"
In der szenischen Darstellung der "Legende vom toten Soldaten"
soll ein deutscher Soldat vor dem Reichstagsgebäude aufgebahrt werden.
Brechts Tochter Hanne Hiob wird das Gedicht ihres Vaters lesen. Von
Vertretern der Veteranen aus den USA, aus Rußland, Großbritannien,
Frankreich und Polen wird der Soldat dann mit Begleitung zweier sowjetischer
Panzer zum Schloß Cecilienhof nach Potsdam eskortiert, wo 1945 das Potsdamer
Abkommen geschlossen wurde. Ein historischer Bomber aus dem II. Weltkrieg
wird über der Stadt erscheinen und an den letzten alliierten Bombenangriff
vom 14. April 1945 erinnern. Am 9. Mai dann soll der deutsche Soldat an der
Stelle der ehemaligen Garnisonskirche in seinem – hoffentlich – letzten Grab
begraben werden.
Nähere Informationen und Kontakt:
http://himmlischevier.de/