Bundeskanzler Gerhard Schröder lüftete kürzlich das
Geheimnis um die Kletterer am Kanzleramt. An der Nordfassade sind nun die
Worte Albert Einsteins: "Der Staat ist für die Menschen und nicht die
Menschen für den Staat" zu lesen, die der weltberühmte Physiker und Pazifist
1932 in einer Rede zur Genfer Abrüstungskonferenz äußerte. Aus 36 Metern
Höhe seilten sich zur Enthüllung der 86 roten und etwa 1,40 Meter hohen
Lettern insgesamt 15 Fassadenkletterer vom Dach ab.
Bundeskanzler Gerhard Schröder begründete seine Auswahl des
Zitats am Kanzleramt damit, Einstein habe Zeit seines Lebens zu einer Fülle
von Themen mit bemerkenswertem Scharfsinn entschieden Stellung genommen. Er
drücke damit sein grundlegendes Verständnis von der Rolle des Staates aus.
"Der Staat sollte als seine wichtigste Aufgabe das Individuum schützen und
ihm die Möglichkeiten zur besten Entfaltung seiner Persönlichkeit geben",
zitierte der Kanzler den Wissenschaftler. "Jedes staatliche Handeln solle
dem Menschen zu Gute kommen – Regierungsarbeit genauso wie Wissenschaft und
Forschung", betonte Schröder weiter. Er sei sich sicher, dass Einsteins
Worte auch heute noch inspirierten. Deshalb solle im Einsteinjahr 2005, das
der Bundeskanzler zusammen mit Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn
am 19. Januar in Berlin eröffnet hat, vor allem Albert Einstein selbst zu
Wort kommen.

Gemeinsam mit der Bundesregierung präsentierte die Schweizer
Botschaft ein Einstein-Zitat an ihrer Fassade. Die Wahl der Worte Einsteins
aus dem Jahr 1955 "Echte Demokratie ist doch kein leerer Wahn" begründete
der Botschafter der Schweiz, Dr. Werner Baumann: "Einstein würdigt damit den
liberalen Geist seiner Schule in Aarau, die einen "unvergesslichen Eindruck"
bei ihm hinterlassen hat und macht deutlich, welche Rolle Bildung und
Erziehung für demokratisches Verstehen und Handeln hat." Die gemeinsame
Aktion von Bundeskanzleramt und Schweizer Botschaft ist, so Baumann weiter,
"auch ein Zeichen der Verbundenheit zwischen Deutschland und der Schweiz,
die sich an der Person Albert Einsteins festmachen lässt".
Albert Einstein lebte von 1895 bis 1914 in der Schweiz und nahm
1901 die Schweizer Staatsbürgerschaft an. Die Spezielle Relativitätstheorie
schrieb er 1905 im Berner Patentamt als Experte III. Klasse. Wie Deutschland
feiert auch die Schweiz 2005 das Einsteinjahr. So eröffnet das Historische
Museum Bern ab Mitte Mai eine Sonderausstellung zu Albert Einstein, die
unter der Schirmherrschaft des deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler, des
Bundespräsidenten der Schweiz Samuel Schmid und der schweizerischen
Außenministerin, Bundesrätin Micheline Calmy-Rey, steht.
Im Einsteinjahr 2005 werden weitere Zitate nach dem Vorbild des
Kanzleramtes im öffentlichen Raum zu sehen sein. Ungewöhnliche und
überraschende Begegnungen mit Einsteins Worten sollen dazu beitragen, den
Dialog mit der Wissenschaft zu fördern und ein nachhaltiges Interesse am
Forschen, Denken und Erfinden zu wecken. Ab März wird am Bundesministerium
für Bildung und Forschung ein Ausspruch Einsteins zu lesen sein, weitere
Orte in Berlin und in Deutschland folgen, darunter auch zahlreiche
Ministerien.
Vor dem Bundeskanzleramt können die Besucher zudem seit Januar
ein großes rotes "E" bestaunen. Es ist Symbol für die Ausstellung "Albert
Einstein – Ingenieur des Universums" veranstaltet von der
Max-Planck-Gesellschaft unter der Federführung des Max-Planck-Instituts für
Wissenschaftsgeschichte. Die Ausstellung wird ab 16. Mai im Berliner
Kronprinzenpalais Unter den Linden zu sehen sein. Während der Ausstellung
werden weitere "E's" einen Parcours Unter den Linden bilden. Die Buchstaben
tragen Informationen zu Einsteins Leben und Wirken in Berlin.
Das Einsteinjahr 2005 würdigt den 100. Geburtstag der
Relativitätstheorie und den 50. Todestag des weltberühmten Physikers und ist
eine gemeinsame Initiative von Bundesregierung, Wissenschaft, Wirtschaft und
Kultur. Mit Albert Einstein steht erstmals eine Person der Zeit- und
Wissenschaftsgeschichte im Mittelpunkt der Wissenschaftsjahre, die das
Bundesministerium für Bildung und Forschung seit dem Jahr 2000 gemeinsam mit
der Initiative Wissenschaft im Dialog (WiD) mit wechselnden
Schwerpunktthemen durchführt Einsteins wird auch international gedacht – die
UNESCO hat das Jahr 2005 zum "World Year of Physics" ausgerufen.
Weitere Informationen unter:
www.einsteinjahr.de