Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee die Häftlinge des
Konzentrationslagers Auschwitz. Auch 60 Jahre nach der Befreiung der
nationalsozialistischen Konzentrationslager leiden zahlreiche Überlebende an
Spätfolgen der Verfolgung. Viele leben in Ländern mit unzureichenden
sozialen Sicherungssystemen. Aus dem System der deutschen
Entschädigungsgesetzgebung sind insbesondere die NS-Opfer in Mittel- und
Osteuropa systematisch ausgeschlossen geblieben.
Jahr für Jahr gibt die Bundesrepublik Deutschland mehr Geld für
Renten an Soldaten der Deutschen Wehrmacht und der Waffen SS sowie deren
Witwen aus als für die Opfer von Angriffskrieg und NS-Verfolgung.
Die Bundesregierung hält weitere Zahlungen an die Überlebenden
der NS-Verfolgung für überflüssig. Die von den Überlebenden erkämpfte
Zwangsarbeitsstiftung sieht das in der Regierung federführende
Finanzministerium als "abschließendes Zeichen für die umfassende
Wiedergutmachung und Entschädigung nationalsozialistischen Unrechts in der
Bundesrepublik Deutschland". Damit wolle man jede "Diskussion über weitere
Maßnahmen beenden."
Zu jedem ehrlichen Gedenken gehört jedoch die Zuwendung zu den
überlebenden Opfern. Ohne deren Absicherung verkommt erinnern zur museal –
kulturellen Geste.
Niemand, der die Erfahrung KZ oder Ghetto machen musste, sollte
sein Alter in Not, Elend und Sorgen verbringen müssen. Es bleibt die
Verantwortung aller Deutschen, den wenigen Überlebenden dieses Systems der
Demütigung, Ausgrenzung und Vernichtung einen Lebensabend in Würde und ohne
materielle Sorgen zu garantieren. Einen Schlussstrich kann und darf es nicht
geben.
Deshalb fordern wir:
Die für einzelne Opfergruppen erkämpften Härtefonds müssen für alle
Opfergruppen unabhängig von Nationalität, Religion und ethnischer Herkunft
geöffnet und entsprechend aufgestockt oder neu eingerichtet werden.
Allen Überlebenden der Konzentrationslager und Ghettos wird im Falle der
Pflegebedürftigkeit eine monatliche Leistung in Höhe der deutschen
Pflegeversicherung gezahlt.
Support for Survivors Of Nazi Persecution International
Lothar Evers, Chairman