antisemitismus.net / klick-nach-rechts.de / nahost-politik.de / zionismus.info

haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     

  

Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!

hagalil.com

Search haGalil

Veranstaltungskalender

Newsletter abonnieren
e-Postkarten
Bücher / Morascha
Musik

Koscher leben...
Tourismus

Aktiv gegen Nazi-Propaganda!
Jüdische Weisheit
 

 

Kontingentflüchtlinge:
Deutsches Judentum am Abgrund?

Von Schimschi Zahubi

Wieder ist es soweit! Die Schwarzseher gewinnen Oberwasser. Nein, hier wird nicht derjenigen gedacht, die fernsehen, ohne ihre Gebühr zu entrichten. Die Titelzeile hat es vorweggenommen. Hier geht es um die Bevölkerungsminderheit in Deutschland, die der Meinung ist, dem Judentum zugerechnet werden zu müssen. Deutschlands Antisemiten schaffen es einfach nicht, die benötigte Kraft aufzubringen, um bei den zerstrittenen Juden im Lande Gemeinschaftsgefühle zu erwecken.

Der Zusammenhalt jüdischer Minderheiten in zahlreichen Gastländern der Diaspora war immer ein Produkt ihrer Verfolgung. Nach dem größten Aderlass ihrer Geschichte fühlen sich Juden in Deutschland sicher vor Verfolgung. Was auf den ersten Blick die beruhigende Aura des friedlichen Zusammenlebens trägt, birgt die Gefahr der völligen Auflösung. Als Weltmeister der Anpassung geht die Eigenheit dieser Minderheit mit dem göttlichen Auftrag, die Menschheit zu bereichern, im Opportunismus auf, der dem Weg des geringsten Widerstandes folgt. Sich an die Diskriminierung als Minderheit erinnernd, verfolgt ein großer Teil deutscher Juden den umgekehrten Weg und beginnt Sympathien für die dominante Mehrheit der Deutschen zu empfinden.

Es mag zwar nicht der ehrenvolle Herrenmensch sein, in den man sich gerne verwandeln will, es geht auch eine Nummer kleiner. Es ist der unauffällige "Normalo", der uns vorschwebt. Der soll sich nun um die Anfeindungen kümmern, die das Mitglied der Minderheit seit dem Verlassen des Mutterschoßes begleiten. Ein solcher zu werden ist nicht leicht, sich mit einem solchen zu verbinden scheint jedoch auch seinen Reiz zu haben. Das normale Leben innerhalb der Gruppe der Mehrheit sieht aus der Perspektive des ehemals verfolgten, sich minderwertig fühlenden Juden aus, wie das Leben nach der Rückkehr ins Paradies. Zur mixed marriage, altdeutsch "Mischehe", ist es kein weiter Weg mehr. Mit der neuen Verwandtschaft und dem Akzeptiertwerden in der Gemeinschaft der "Normalos" scheint das begehrte Ziel, das "normale Leben", erreicht.

Solange es funktioniert, ist man hurtig der Meinung, endlich alles richtig gemacht zu haben. Doch schnell, schneller als einem lieb ist, stößt einen die neue Gesellschaft in das alte Judentum zurück. Immer wieder tröpfelt eine Situation ins frisch gemalte Bild, die die klare Linie unscharf scheinen lässt. Eine Erzählung vom Onkel, der als SS-Offizier, in Bierlaune, einige Jahre nach Kriegsende von seinen "Heldentaten" berichtet, reißt unsanft zurück in die Gruppe, die der Assimilant so gerne hinter sich gelassen hätte. Das fremde Gefühl kann übler nicht aufstoßen, doch es ist zu spät! Nun muss der steinige Weg weiter gegangen werden, bis zum kühlen Grab auf dem katholischen Friedhof, und keiner wird jemals das Kaddisch sagen.

Muss das denn sein? Gibt es keine Alternative?

Nun, da hätten wir das streng orthodoxe Judentum in Deutschland. Aber, was hat es hier verloren? Spielt es die Rettungsinsel in der Flut, auf die sich möglichst viele zurückziehen sollten, solange es noch geht? Oder wird hier ein schwer verständliches Heldenspiel gespielt, welches aus irgend einer entfernt verständlichen Auslegung eines Torahabschnittes abzuleiten sei?

Das Theater in der Einheitsgemeinde ist nur wenigen zuzumuten, die es mit ihrem Judentum ernst meinen. Am Sabbat ist es nicht immer gewährleistet, dass ein Minjan zustande kommt, es sei denn, man rettet sich in eine große Gemeinde und sucht in dieser die Hauptsynagoge auf. Gleichzeitig versammeln sich Reformjuden in angemieteten Gewerberäumen, um über ihre mangelnde Akzeptanz zu lamentieren, sowohl innerhalb der jüdischen Gemeinden, als auch innerhalb der deutschen, nichtjüdischen Gesellschaft. Der gangbare Mittelweg, die Gemeinde im Ritus des konservativen Judentums, ist beinahe nirgendwo zu finden.

Zu fremd sind dem polnischen Stetl-Abkömmling die Abläufe der liberalen Liturgie und zu rückständig sind dem Liberalen die Anwandlungen, deren sich die Orthodoxen bedienen. So blickt der Reformjude irritiert auf den Frömmling, der sein Auto am Sabbat etwas weiter entfernt von der Synagoge abgestellt hat, während der Pseudoorthodoxling erschauert beim Gedanken, während dem Gebet neben einer Frau zu wippen, die ihr Haupt mit einer Kippa bedeckt und ihren Oberkörper unter einem Tallit verbirgt.

Es wäre alles doch so schrecklich einfach, eigentlich viel zu einfach, als daß es funktionieren könnte: Eine eingehende Aussprache unter kompetenten Zeitgenossen, die die Torah so verstehen, wie sie dem Weiterleben des Judentums in der Diaspora aber auch im Staate Israel am ehesten zu dienen vermag.
Die Thora als "Software", der Jude als "Hardware" und die Auseinandersetzung mit konträren Meinungen als produktiver Diskurs, wie weiland der vierzigjährige Marsch durch die Wüste, um schließlich doch noch, und zwar gemeinsam, das versprochene Land wo "Milch und Honig fließen" zu erreichen.
Unerheblich, ob unterwegs eine gesamte Generation auf der Strecke geblieben ist. Unerheblich ob einige Streitköpfe nicht mehr mitziehen wollten, letztlich jedoch ausschlaggebend, dass das große Ganze den Weg zum gemeinsamen Weiterleben als Juden im Rahmen ihrer Aufgabe gefunden hat. Also gilt es den weiteren Diskurs darauf zu konzentrieren, Aufgabe und Art, ihm gerecht zu werden, am Leben zu erhalten.

Der Rahmen der jüdischen Gemeinschaft im heutigen Deutschland ist an vielen Stellen brüchig. Soll man die russischen Zuwanderer akzeptieren, auch wenn sie großenteils erst ins Judentum eingearbeitet werden müssen? Soll man anerkennen, dass sich die Zahl der Juden in Deutschland mit ihrer Hilfe vervielfacht, mit dem Preis, bei der nichtjüdischen Mehrheit Unmut auszulösen, weil auch sie die Kosten für deren Integration zu tragen hat? Soll man ignorieren, dass diese Leute eigentlich in Israel gebraucht werden, aber hier in Deutschland gleichfalls eine tragende Funktion übernehmen, indem sie die bislang beinahe aussterbende Minderheit erheblich verstärken? Soll man anerkennen, dass mit der Entstehung des Staates Israel kein Platz mehr für ein jüdisches Leben ist, welches sich ständig neue Rechtfertigungen für das Leben in der Diaspora im Allgemeinen und in Deutschland im Besonderen ausdenken muss? Machen wir uns alle an der nächsten Generation schuldig, die nicht die Möglichkeit bekommt, im eigenen Land aufzuwachsen, sondern dort, wo Juden zu Seife verarbeitet wurden?

Mit der Veränderung in Deutschlands Asylgesetzgebung und der heftigen Reaktion des Zentralratspräsidenten darauf, keine Reduzierung russischer Einwanderer nach Deutschland im Rahmen jüdischer Kontingentflüchtlinge hinzunehmen, verschlechtert sich die Lage der deutschen Juden. Beinahe sollte man froh darüber sein, denn demnächst werden deutsche Stimmen Juden in Deutschland auffordern, zum Leben der Juden in Israel Stellung zu nehmen. Dann Farbe zu bekennen wird uns schwer fallen, nachdem für die weitere Einführung von Juden nach Deutschland plädiert wurde, obwohl keine konkrete Verfolgung von Juden in den GUS-Staaten nachzuweisen ist, also auch keine jüdischen Asylanten existieren. Was bleibt ist schließlich der Vorwurf, auf dem Umweg des Asylrechtsmissbrauches, weitere Reparationen für an den Juden begangenes Unrecht zu fordern, nachdem bisherige Verfahren offensichtlich nicht ausreichend schienen.

Mit der Wiedergutmachung ist selbstverständlich nicht alles bezahlt worden, was im Dritten Reich den Juden angetan wurde - nur, mit dieser Methode, das Asylrecht umzumodeln, um auf diese Weise weitere Finanzmittel aus dem deutschen Steuersäckel zu ziehen, macht man sich wohl derart unbeliebt in Deutschland, dass es bald angeraten scheint, die Koffer zu packen und nach Eretz Israel zu "alliieren".
In Deutschland beliebt sein, das wollten Deutschlands Juden nach 1945 eigentlich nie. Aber was machen sie denn dann noch hier? Nur damit Deutschland nicht judenrein sei, damit Hitler nicht Recht bekäme, nur dafür hier zu verharren, das scheint zu wenig. Vielleicht kann man das mit viel Geduld und wahrscheinlich noch mehr Geld, den russischen Neueinwanderern klar machen?

Den Alteingesessenen jedoch sollte es seit langem klar gewesen sein: Dieses deutsche Judentum steht schon jahrelang vor dem Abgrund, dank der jüngsten Entwicklung in der hier angesprochenen Angelegenheit hat es endlich einen großen Schritt nach vorne getan.

hagalil.com 10-01-2005

Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!

Advertize in haGalil?
Your Ad here!

 

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2006 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved