Europäische Nachbarschaftspolitik:
EU-Aktionsplan mit IsraelIn
Israel wird der neue EU-Aktionsplan offiziell begrüßt, und man hofft, dass
das neue Angebot der Europäischen Union im Rahmen der Europäischen
Nachbarschaftspolitik (ENP) bald konkrete Gestalt annimmt. Die ersten Pläne
sind das Ergebnis von intensiven Verhandlungen und bewusst so formuliert,
dass den besonderen Interessen Israels Rechnung getragen wird. Konkret
bieten sie die Chance zur Teilnahme an weiteren EU-Programmen und
verbesserten Zugang zum EU-Binnenmarkt, dem größten Markt der Welt.
Die 25 EU-Länder werden nun mit Jerusalem auf dem Gebiet des Kampfes gegen
den Antisemitismus, den Terror und des organisierten Verbrechens enger
zusammenarbeiten. Studenten, die an Universitäten in EU-Ländern studieren,
werden längere Aufenthaltsgenehmigungen als bislang erhalten. Akademische
Titel, die in Israel erreicht wurden, sollen offiziell in Europa anerkannt
werden. Schüleraustauschprogramme, die es heute mit Polen und Deutschland
gibt, werden auf die anderen EU-Länder ausgedehnt. Auch das Thema des freien
Handels in Finanzdienstleistungen soll gefördert werden, d.h. israelische
Investitionsfirmen und Versicherungen werden an europäischen Ausschreibungen
teilnehmen können und Steuererleichterungen erhalten, die ihnen dabei
behilflich sein werden, in der EU aktiv zu sein. Europäische
Versicherungsgesellschaften werden in den israelischen Markt einsteigen.
Israel wurde in die europäische Raumfahrtsbehörde aufgenommen, die
Zusammenarbeit auf den Gebieten der Energie, des Verkehrswesens des
Umweltschutzes und der Kommunikation soll stärker werden. Weiterhin werden
gezielte Hilfeleistungen zur Lösung grenzübergreifender Probleme wie
Einwanderung und Menschenhandel sowie die Verbesserung der Verbindungen zur
EU angeboten. Im Außenministerium geht man davon aus, dass das Abkommen
Milliarden Euro in die Staatskasse fließen lassen wird.
Ähnliche Eu-Aktionspläne wurden auch mit Moldavien, der Ukraine, Marokko,
Tunesien und der Palästinensischen Behörde beschlossen. Sie sollen dazu
beitragen, die Demokratie, eine verantwortungsvolle Regierungsführung, die
Rechtsstaatlichkeit und die Menschenrechte zu stärken sowie die
wirtschaftliche Modernisierung zu unterstützen.
„Mein Ziel ist es, um die Grenzen unserer erweiterten EU einen Ring von
Freunden zu ziehen“, erklärte die Kommissarin für Außenbeziehungen und die
Europäische Nachbarschaftspolitik Benita Ferrero-Waldner. „Wir haben
zusammen mit unseren Nachbarn maßgeschneiderte Pläne ausgearbeitet, die den
Bedarf und die Wünsche der einzelnen Partner widerspiegeln. Unser Angebot –
stärkere Zusammenarbeit, mehr Finanzhilfe und eine Chance, aus einer engeren
Beziehung zu Europa Nutzen zu ziehen – wird beiden Seiten auf vielen
Gebieten von der Bildung bis hin zur Umwelt und vom Verkehr bis hin zur
Terrorismusbekämpfung echte Vorteile bringen.“
In den Aktionsplänen spiegelt sich die Entschlossenheit der EU wider nicht
zuzulassen, dass rund um die erweiterte Union herum neue Trennlinien
aufbrechen, und stattdessen die Stabilität und der Wohlstand der EU auch
nach Außen getragen werden. Mit den Plänen soll Folgendes geleistet werden:
Hilfe bei der Angleichung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften an die der
EU, um den Zugang zum Binnenmarkt zu verbessern, Teilnahme an zahlreichen
EU-Programmen in den Bereichen Bildung, Forschung, Umwelt und audiovisuelle
Medien, Intensivierung der Zusammenarbeit in den Bereichen Grenzverwaltung,
Einwanderung, Menschenhandel, organisierte Kriminalität, Geldwäsche sowie
Finanz- und Wirtschaftskriminalität, Verbesserung der Verbindungen zur EU in
den Bereichen Energie, Verkehr und Informationstechnologie sowie Verstärkung
des Dialogs und der Zusammenarbeit in den Bereichen Terrorismusbekämpfung
und Nichtverbreitung von Massenvernichtungswaffen sowie Anstrengungen zur
Lösung regionaler Konflikte.
Für jedes Land liefert der Aktionsplan eine Agenda für die Zusammenarbeit
mit der EU in den kommenden drei bis fünf Jahren. Die Pläne lösen die
bestehenden Assoziations- oder Kooperationsabkommen mit den einzelnen
Partnern nicht ab, sondern knüpfen an sie an. Sie ermöglichen eine klarere
Festlegung von Prioritäten und eine engere Verknüpfung der Finanzhilfe an
die Umsetzung gemeinsam vereinbarter Ziele. „Maßgeschneidert“ sind sie
deshalb, weil jeder Partner grundsätzlich wählen kann, wie weit er seine
politischen und wirtschaftlichen Bande zur EU vertiefen will. Je weiter ein
Partner bereit ist zu gehen, indem er praktische Maßnahmen zur
Verwirklichung gemeinsamer Werte ergreift, desto weiter ist die EU bereit,
bei der Stärkung der Verbindungen zu gehen.
Aussenminister Silvan Shalom sagte, die engeren Beziehungen mit Europa seien
das Resultat des europäischen Willens, ein zentraler Faktor im
Friedensprozess im Nahen Osten zu werden. Er betonte, dass es noch einige
Meinungsverschiedenheit auf dem Weg zur Unterzeichnung des Abkommens gibt.
Ein Problem seien die Atomwaffen. Die Europäer haben jedoch zugestimmt,
einen Absatz in das Abkommen aufzunehmen, der dem traditionellen
israelischen Standpunkt nahekommt, nach dem Verhandlungen zur Abrüstung des
Nahen Osten von Massenvernichtungswaffen erst nach Abschluss der
Friedensverhandlungen beginnen werden. „Israel ist der EU so weit wie
möglich entgegengekommen, wir können keine weiteren Verzichte und
Kompromisse mehr eingehen", so Minister Shalom. Im Aussenministerium sagte
man, Israel werde der EU nicht beitreten, der Traum eines EU-Passes für
jeden israelischen Staatsbürger sei also unrealistisch.
Die Aktionspläne werden nun an den Rat zur Genehmigung und dann an den
entsprechenden Assoziations- oder Kooperationsrat zur Annahme
weitergeleitet.
Weitere Informationen:
http://europa.eu.int
hagalil.com
08-12-2004 |