Eine von der österreichischen Bundesregierung
hoch subventionierte Zeitschrift lässt "jüdische Weltverschwörung"
propagieren
Von Karl Pfeifer
Unlängst wurde Österreich von israelischen Politikern wegen dem Kampf,
den die österreichische Regierung angeblich gegen den Antisemitismus führt,
gelobt. Und die von der österreichischen Regierung mit über 60.000 Euro
subventionierte Wiener Wochenzeitung "Zur Zeit" bemüht sich, aufzuzeigen,
dass das Lob der österreichischen Bundesregierung vielleicht von einem
Zyniker ausgesprochen wurde. In der aktuellen Ausgabe vom 29. Oktober 2004
erschien Friedrich Romigs Artikel über die "jüdische Weltverschwörung" unter
dem Titel "Der Krieg gegen den Terror und Israel / Der Krieg gegen den
Terror brachte die "Neue Weltordnung" entscheidend voran.
Romig zitiert einen ehemaliger amerikanischen Militär, der bei einer
Zusammenkunft einer Frontorganisation der VPM Psychosekte vor der
"Judaisierung" der Welt warnte. "Der Krieg gegen den Terrror brachte die von
der israelisch-amerikanischen Verbindung beherrschte "Neue Weltordnung"
entscheidend voran. Ihr Ziel besteht, wie Robert Hickson auf dem Kongreß
"Mut zur Ethik" Anfang September 2004 ausführte in der "Judaisierung
("Judaizing") der Welt".
Originalton Friedrich Romig:
"Das "auserwählte Volk" dürfte, wenn der frühere malaysische
Ministerpräsident Mahatir recht hat, seinem göttlichen Auftrag, die Welt zu
beherrschen, näher gekommen zu sein denn je. Christentum und Römische
Kirche, einst uneinnehmbare Festungen, haben, so scheint es jedenfalls dem
unvoreingenommenen Beobachter, im Zeichen des Aggiornamento auf die
Errichtung des Reiches Christi in dieser Welt verzichtet und ihren
Widerstand gegen die Judaisierung und Globalisierung der Welt aufgegeben..."
"Der Triumphzug des Antichrist ist wohl kaum noch aufzuhalten. Getreu
seinen alten Motto: "irdi ab chao", führt sein Weg über "destabilisierte"
Staaten, verschwindende Kulturen und sich zerfleischende Völker zu einer
neuen Schreckensherrschaft. Was seit Jahrzehnten in Palästina und jetzt auch
im Irak geschieht, könnte bald auch bei uns zur Alltagserfahrung gehören:
das Zusammenwirken und die Ununterscheidbarkeit von organisierter
Kriminalität und Staatsterror."
Es gibt kaum eine These, die sich im 10. und 20. Jahrhundert derart zäh
gehalten hat wie die von der jüdischen Weltverschwörung - mit mörderischen
Konsequenzen für das vergangene Jahrhundert, die sechs Millionen Juden das
Leben kosteten. Wer geglaubt hatte, dass nach diesem Massenmord die Wahnidee
einer jüdischen Weltverschwörung nicht mehr wieder belebt werden kann, hat
sich gründlich getäuscht. Friedrich Romig ist mit empirischen und rationalen
Beweisen wahrscheinlich nicht zu überzeugen, anscheinend glaubt er an den
Mythos der jüdischen Weltverschwörung und geht so weit, auch den Vatikan und
die Führung seiner eigenen Kirche in diese zu inkludieren. Bei Romig kann
man die Säkularisierung bestimmter Glaubensvorstellungen, die einst zur
christlichen Weltanschauung gehörten feststellen. Insbesondere gilt das für
die apokalyptische Vorstellung von der Ankunft des "Antichrist". "Vom
mittelalterlichen Dämonenglauben", so der Historiker Norman Cohn, "zur
nazistischen Phantasie eines weltweiten jüdischen Komplotts zur Vernichtung
der Christenheit ist nur ein kleiner Schritt."
Friedrich Romig amalgamiert den alten, von der katholischen Kirche
aufgegebenen, und einen neueren völkischen Verschwörungsmythos und kann dies
in einer Wochenzeitung tun, die von Bundesrat John Gudenus (FPÖ), von
Andreas Mölzer, Mitglied des Europäischen Parlaments (FPÖ) und Botschafter
a.D. Dr. Johann Josef Dengler (ÖVP) herausgegeben wird.