
Stephan Braun, Daniel Hörsch (Hrsg.):
Rechte Netzwerke - eine Gefahr
VS Verlag für Sozialwissenschaften 2004
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Rechte Netzwerke:
Eine Gefahr
Viele Bücher, die das Thema Rechtsextremismus behandeln, gehen ausführlich
auf die von diesem ausgehenden Gefahren ein, bieten jedoch keine
Gegenstrategien an...
Rezension zu "Rechte Netzwerke eine Gefahr" aus amazon.de
(Rezensentin/Rezensent aus Waldhausen)
Aus einem erheblichen rechtsextremistischen Potential wuchs im Laufe
der Jahre ein ausgeprägtes Netzwerk rechter Gruppierungen heran. Die
Vernetzung reicht weit über den „äußeren rechten Rand" hinaus. Sie umfasst
nicht nur die Skinhead-Szene mit den ihr nahe stehenden Organisationen, wie
die mittlerweile verbotene „Blood and Honour"-Gruppe, sondern auch die „Neue
Rechte" bis hin zu konservativen Kreisen und Burschenschaften.
Besonders in den letzten Jahren sind Tendenzen der deutschen Rechten
bemerkbar sich einen mainstreamverträglichen, bürgerlichen Anstrich zu
geben: Sei es, dass im Bereich der Kleidung häufig Bomberjacke und
Springerstiefel gegen Hemd und Sneakers getauscht werden, oder sei es, dass
verstärkt mit „politischer Mimikry" gearbeitet wird. Vor allem in diesem
Bereich gibt sich die deutsche Rechte große Mühe, sich mittels verbaler
Tarnung, sprachlichen Codes, Andeutungen und Unterschwelligkeiten ihre
Ansichten für breitere Gesellschaftsschichten genießbar zu machen. Dieser
Wandel innerhalb der rechten Szene wird vor allem von der so genannten
„Neuen Rechten" getragen. Die „Neue Rechte" gibt sich darüber hinaus betont
intellektuell und greift, im Gegensatz zu der theoriefeindlichen „Alten
Rechten", auf autoritäre Denkschulen der „Konservativen Revolution" in der
Weimarer Republik (z.B. Oswald Spengler, Carl Schmitt) zurück. Ziel der
„Neuen Rechten" ist es über den Weg der „kulturellen Hegemonie" ihren
Einfluss in der BRD auszuweiten.
Dieser Sammelband versucht die rechten Netzwerke näher zu beleuchten und
zeigt in einem zweiten Schritt mögliche Gegenstrategien auf.
Das erste der insgesamt drei Kapitel befasst sich mit dem ideologischen
Fundament und der Vorgehensweise der deutschen Rechten. In fünf Beiträgen
werden hier vor allem die „Neue Rechte" als Ideologieschmiede und das
Verhältnis von Rechts-Konservatismus zu Rechts-Extremismus näher betrachtet.
Den von Margarete Jäger stammenden Beitrag „Wie die Rechte Sprache prägt -
Steilvorlagen von Rechtsaußen" möchte ich an dieser Stelle besonders
hervorheben. Dieser Beitrag zeigt auf beeindruckende Weise, wie sich
rechtsgeprägte Wendungen und Begriffe völlig unkritisiert in politische
Debatten einschleichen.
Im zweiten Kapitel, das sieben Beiträge umfasst, werden an Hand konkreter
Beispiele rechte Netzwerke näher beschrieben. Beginnenden mit dem Beispiel
der Hohmann-Affäre und einer näheren Betrachtung der Vorgänge um das
Studienzentrum Weikersheim wird in weiteren Beiträgen auf den
Rechtsintellektuellen Albrecht Jebens, die Strategen und Vordenker der
rechten Netzwerke, den Rechtsrock als Modernisierungsmoment der gesamten
Szene, die Burschenschaften und abschließend auf die Geldgeber der braunen
Szene eingegangen.
Das dritte und letzte Kapitel, mit dem das 277 Seiten umfassende Buch
abgeschlossen wird, stellt, zum Großteil an Hand von Beispielen, Strategien
gegen rechtsextreme Tendenzen vor. Hier werden zunächst die Projekte
„Vereinigung gegen Vergessen - für Demokratie", „Team Z", „Das CIVIC-Modell
zur Entwicklung von Demokratiekompetenz durch Erfahrung" und das „Bündnis
für Demokratie und Toleranz - gegen Extremismus und Gewalt" beschrieben,
wobei der Fokus auch in den zwei nicht projektbezogenen Beiträgen auf
Präventionsstrategien im schulischen Bereich liegt.
Darüber hinaus findet in diesem Kapitel auch das Internet besondere
Berücksichtigung. Auch hier werden Projekte, wie der „Informationsdienst
gegen Rechtsextremismus" (IDGR), das jüdische Onlinemagazin „haGalil
onLine", das als die wohl erfolgreichste Aktion gegen rechtsextreme
Propaganda im Internet gilt, oder die medienpädagogische Projektarbeit von
„jugendschutz.net" vorgestellt. Abschließend beseitigt Klaus Parker mit
seinem Beitrag „Und das Recht greift doch- Auch im Internet" den Irrtum,
dass das Internet ein weitgehend rechtsfreier Raum sei, in dem rechtsextreme
Propaganda ungestraft bleiben muss.
Das Buch ist insgesamt sehr gelungen, nicht zuletzt wegen des letzten
Kapitels. Viele Bücher, die das Thema Rechtsextremismus behandeln, gehen
zwar ausführlich auf die von diesem ausgehenden Gefahren ein, bieten jedoch
keine Gegenstrategien an. In diesem Bereich ist das Buch von Stephan Braun
und Daniel Hörsch eine erfreuliche Ausnahme. Die Beiträge sind jeweils auch
kompetent verfasst und in ihrer Länge sehr leserfreundlich.
Insgesamt bietet das Buch einen guten Überblick über die vielen Facetten
rechter Netzwerke und eignet sich in besonderem Maße um die mannigfaltige
zivilgesellschaftliche Gegenmacht kennen zu lernen.
Eine weitere Rezension:
"Neue Rechte":
Rechte
Netzwerke - eine Gefahr
Neben fortwährender Angriffe auf eine angeblich zu brechende Hegemonie der
68er bzw. der Linken generell, präsentiert man sich als Nonkonformist,
Tabubrecher oder Rebell gegen Denkverbote...
Stephan Braun, Daniel Hörsch (Hrsg.):
Rechte Netzwerke - eine Gefahr
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hagalil.com
15-11-2004 |