Edgar Hilsenrath wird von der Akademie der Künste für sein
literarisches Lebenswerk ausgezeichnet. Mit diesem Stiftungspreis für
historische Prosa honoriert die Akademie der Künste die literarische
Gesamtleistung des großen deutschsprachigen Autors.
In der Begründung der Jury heißt es: "In seinem Werk, das in Deutschland
zu lange zu wenig Beachtung fand, gelingt es dem Preisträger meisterlich,
seine Leser in die Geschichte des 2. Jahrtausends mitzunehmen, in deren
katastrophischen Kern ihn seine eigene Biographie führte. Sein Erzählen
begreift den einzelnen als Ausgangspunkt aller Geschichte und gibt jedem
individuellen Schicksal seine Würde zurück. Schreiben im Geist der
Aufklärung, dies war und ist, ganz im Sinne Lion Feuchtwangers, das Anliegen
und die Kunst Edgar Hilsenraths."
Edgar Hilsenrath, geboren am 02. April 1926 in Leipzig, flüchtet mit
seiner Mutter und seinem Bruder im Sommer 1938 zu den Großeltern nach
Rumänien. Die Familie wird im Oktober 1941 nach Transnistrien in das Getto
Moghilev-Podolsk deportiert. Hilsenrath überlebt und wandert 1945 nach
Palästina und 1951 nach Amerika aus. Dort lebt er bis 1975 und siedelt dann
endgültig nach Deutschland über. Edgar Hilsenrath lebt bis heute in Berlin.
Seine deutsche Muttersprache ist immer auch seine Dichtersprache
geblieben: "Ich habe mich in die deutsche Sprache verliebt. Diese Liebe hat
gehalten bis heute." Die Werke Hilsenraths: die Romane "Nacht", "Der Nazi &
der Friseur", "Jossel Wassermanns Heimkehr", "Fuck America - Bronskys
Geständnis", "Moskauer Orgasmus", "Das Märchen vom letzten Gedanken", "Die
Abenteuer des Ruben Jablonsky", die Satiren "Zybulsky oder Antenne im
Bauch", die Glossen und verstreut veröffentlichten Erzählungen erscheinen
seit 2003 als Werkausgabe im Dittrich Verlag. Soeben neu erschienen: Der
Welterfolg "Der
Nazi & der Friseur".
Edgar Hilsenrath vermag es, das Unsagbare auszusprechen, denn er
misstraut der These von der Undarstellbarkeit des Schreckens. Sein Werk ist
eine Totenklage. Er betet den Kaddisch für sein Volk, als grausamen
Tatsachenbericht, als aberwitzige schwarze Satire, als anrührende poetische
Geschichte. Gleichzeitig feiert er das Leben und das Individuum.
Außergewöhnlich, kompromisslos, wirkungsvoll.
Die Weltauflage seiner Bücher beträgt über fünf Millionen Exemplare. Die
größten Erfolge feierte er mit den Romanen "Nacht" und "Der Nazi & der
Friseur". Edgar Hilsenrath erhielt für sein Schaffen bereits zahlreiche
Auszeichnungen, darunter den Alfred-Döblin-Preis (1989), den
Heinz-Galinski-Preis (1992), den Hans-Erich-Nossack-Preis (1994), den
Jacob-Wassermann-Preis (1996) und den Hans-Sahl-Preis (1999). Der Jury
gehören Peter Gosse, Robert Menasse und Norbert Miller an. Die
Preisverleihung findet am 27. November in der Akademie der Künste statt. Die
Laudatio hält Robert Schindel.
Lesungen mit Edgar Hilsenrath bis Januar 2005:
04.11.2004, 20:00 Uhr | Berlin, Wolff'sche Bücherei
Edgar Hilsenrath und Volker Dittrich lesen aus dem Roman "Der Nazi & der
Friseur". Die erste Lesung des Autors aus diesem Buch fand 1977 an gleichem
historischen Ort statt.
Informationen zum Veranstalter:
Wolff'sche Bücherei, Bundesallee, Berlin
08.11.2004, 20:00 Uhr | Hamm, Stadtbücherei Hamm, Kurhaus,
Spiegelsaal
Lesung aus dem Roman "Fuck America - Bronskys Geständnis". Der Autor ist
anwesend und liest zwei Satiren.
Informationen zum Veranstalter:
Stadtbücherei Hamm, Kurhaus, Spiegelsaal
Ostenallee 87
59063 Hamm
Telefon: 2381/17-5752
Fax: 2381/17-2985
Mail: Pirsichdr@stadt.hamm.de
27.11.2004, 19:00 Uhr | Berlin, Akademie der Künste
Preisverleihung in der Akademie der Künste
LION FEUCHTWANGER PREIS
Laudatio: Robert Schindel
Informationen zum Veranstalter:
Akademie der Künste, Hanseatenweg, Berlin
03.12.2004, 20:00 Uhr | Berlin, Dorotheenstädtische Buchhandlung
Edgar Hilsenrath und Volker Dittrich lesen aus dem Roman "Der Nazi & der
Friseur".
Informationen zum Veranstalter:
Dorotheenstädtische Buchhandlung, Turmstraße, Berlin
09.12.2004, 20:00 Uhr | Haus des Buches Leipzig
Edgar Hilsenrath und sein Verleger Volker Dittrich lesen aus dem Roman "Der
Nazi & der Friseur"