"Spüüüts euer Spüüü !!!":
Jüdischer Fußballsport Gestern und Heute
Veranstaltungsreihe von
antifa3d, Fanprojekt Duisburg, Kulturzentrale HundertMeister, Hannah
Arendt Bildungswerk Essen
Der Mann, der den Fußball nach Deutschland brachte - Walther
Bensemann
Walther Bensemann, dessen Lebensgeschichte hier beschrieben wird,
ist eine Person der Zeitgeschichte. Für das Jahrzehnt vor der
Gründung des Deutschen Fußball Bundes im Jahr 1900 gilt er als einer
der wichtigsten Fußballpioniere in Deutschland; in der Epoche der
Weimarer Republik glänzte er als meisterhafter Sportjournalist. Als
Gründer des "Kicker", füllte in den 13 Jahren seiner
Herausgeberschaft nahezu 2.000 Seiten mit seinen Artikeln Bensemanns
ungewöhnlicher Lebensweg gibt uns Einblicke in zwei der spannendsten
Phasen der deutschen Sportgeschichte: zunächst in jene Frühzeit, in
der kühne Pioniere, nicht selten wie Bensemann jüdischer Herkunft,
den "english sports" den Weg nach Deutschland ebneten; dann in der
Zwischenkriegsepoche, als der Fußball die Herzen der Massen
eroberte. Es waren zugleich die Jahre, in denen um die Organisation
und Ausprägung dieses Sports erbittert gestritten wurde und zwischen
kosmopolitisch geprägten sowie nationalistisch orientierten
Sportidealisten tiefe Gräben entstanden. Mit welchem Ausgang ist
bekannt. Im Fußball, so weiß jeder Fan, spielt Tradition eine
mächtige und meist als positiv empfundene Rolle. Das schillernde und
am Ende tragische Leben des Pioniers Walther Bensemann beweist, dass
"Traditionspflege", die Begegnung mit Heroen der Vergangenheit, mehr
vermag als das Ausschlachten verklärter Mythen. Sie ist
unterhaltsam, vor allem aber politisch aufschlussreich und
intellektuell anregend. Auch im Fußball.
Lesung mit Bernd M. Beyer, Verlag "die Werkstatt" Göttingen
Mo. 25.10.2004, 20.00 Uhr, Hundertmeister Duisburg (Saal)
Sie bauen eine U-Bahn nach Auschwitz
Lichtbildervortrag und Diskussion mit Christian Kretschi
(Ludwigsburg) und Martin Endemann (Berlin) vom Bündnis aktiver Fußball Fans
Di. 26.10.2004, 20.00 Uhr, Hundertmeister Duisburg (Saal)
"Die Tragweite der Bestrebungen ist eine ganz ungeheure..."
Zur Geschichte jüdischer Sportbewegungen. 1902 - 1938
Zionistisch, nationaljüdisch, deutschnational oder
bürgerlich-liberal: Wo auch immer deutsche Juden sich in exklusiv
jüdischen Sportvereinigungen zusammen fanden, verband sie über alle
weltanschaulichen Differenzen ein Motiv. Sei es, dass dem
antisemitischen Zerrbild vom "kränklichen Juden" etwas entgegen
gehalten werde sollte, sei es, dass jüdische Jugendliche mittels
Kampfsport auf handfeste Auseinandersetzungen vorbereitet werden
sollten - die Geschichte des jüdischen Sports findet in der Abwehr
des Antisemitismus ihren zentralen Beweggrund. So unterhielt in
Berlin der JBC Makkabi aus den Reihen seiner Boxstaffel eine eigene
Abwehrgruppe, die schon 1922 vor Synagogen Wache stand und durchs
Scheunenviertel patrouillierte, wo viele jüdische Einwanderer aus
Osteuropa ein erstes Zuhause fanden. Der Vortrag will die
Unterschiede sichtbar machen, um die Bedeutung des gemeinsamen Ziels
herauszustreichen. Antisemitismus wurde weit vor der Machtergreifung
als drängendes Problem erkannt, die Organisation in Sportvereinen
war ein wichtiges Mittel, ihm aktiv Grenzen zu setzen. Die
Geschichte des jüdischen Sports erzählt vom Widerstand deutscher
Juden, der auf sich alleine gestellt scheitern musste.
Vortrag und Diskussion mit Jan Buschbom, Autor beim "Journal der
Jugendkulturen" Berlin
Mi. 27.10.2004, 20.00 Uhr, Hundertmeister Duisburg (Saal)
Jedes Land braucht eine Legende
Das Wunder von Bern - die wundersame Entschuldung der deutschen
"Opfer-Gemeinschaft"
Der 4. Juli 1954 gab den Deutschen über lange Zeit zum
postnazistischen Staunen über die eigene Wirtschaftswunderkraft eine
emotionale Dreingabe: Die "Helden von Bern" waren mustergültige
Repräsentanten des Wiederaufstiegs; eine nationale
Selbstvergewisserung, dass Fleiß und Disziplin wieder lohnen und die
eigene bescheidene Geschäftigkeit die "Hauptwaffe bei der Abwehr von
Wirklichkeit" (Arendt) sein kann. Die Kinoversion von Sönke Wortmann
im Herbst 2003 war insofern eine Art Wendepunkt in der
kulturindustriellen Deutung des "Wunders" und knüpft damit an die
neueste Variante deutscher Geschichtsinterpretation an: die
Selbststilisierung als eigentliches Opfer von "Bombenterror" und
"Vertreibung". Sie sagt mehr über die gegenwärtige Gemütslage der
Deutschen aus als über ein "authentisches Ereignis". So wie
hierzulande die "Aufarbeitung der Vergangenheit" immer schon
verstanden wurde, soll sie in Zukunft mit Macht betrieben werden:
Der Fußballmythos als kollektive Katharsis und gleichzeitige
Inszenierung des eigenen Traumas sind ein und dieselbe Münze. Dass
Opa kein Nazi war versteht sich mittlerweile von selbst; seit
Wortmanns Film wissen wir alle, dass er auch kein böser Soldat,
sondern bloß unschuldiges, willenloses Werkzeug in einer von
niemandem verschuldeten Vergangenheit war, die keinen Namen mehr
hat. Das Aufleben der Fünfziger Jahre ohne einen Gedanken an
Auschwitz verschwenden zu müssen, funktioniert nicht in erster Linie
über den unverhohlenen Chauvinismus, sondern in der "leidvollen"
Überwindung deutsch-sentimentaler Trübsinnigkeit im bierseligen
Freudentaumel der örtlichen Kneipengemeinschaft.
Vortrag und Diskussion mit Norbert Kresse, Gruppe "Les
Croquembouches" FfM
Do. 28.10.2004, 20.00 Uhr, Hundertmeister Duisburg (Saal)
Lederball und Davidstern
Häufig werden sie als "Judenclubs" beschimpft, in manchen Stadien
imitieren gegnerische Fans durch lautes Zischen das Ausströmen von
Gas. Die palästinensische Fahne, als antisemitischer Ausdruck, weht
ihnen entgegen. Podiumsteilnehmer unterschiedlichster Clubs
berichten über ihre Arbeit und diskutieren über ihre Erfahrungen mit
Antisemitismus.
Podiumsdiskussion mit Uli Krug, "Redaktion Bahamas" für Tennis
Borussia Berlin, Gerd van Dam für TuS Makkabi Essen, N.N. Ajax
Amsterdam, N.N. Tottenham Hotspurs
Sa. 30.10.2004, 18.00 Uhr, Hundertmeister Duisburg (Saal)
Ska'n'Soul Nighter 60's Ska
trad. Ska und Northern Soul mit DJ Trojan & Prof.
Andi
Sa. 30.10.2004, 21.00 Uhr, Hundertmeister Duisburg (Galeria Mini)
Schirmherr: Peter Neururer
Veranstalter:
Antifa3d, Fanprojekt Duisburg, Kulturzentrale HundertMeister, Hannah
Arendt Bildungswerk Essen
Ort:
Kulturzentrale HundertMeister, Dellplatz 16a, Duisburg Mitte
Eintritt: Frei für alle Veranstaltungen
hagalil.com
24-10-2004 |