Bücherschreiben in Israel:
Nur wenige Autoren können gut lebenDer hebräische
Markt ist zu klein
Nur Auserwählte können in Israel vom
Bücherschreiben gut leben. Die meisten der Schriftsteller verdienen
nicht mehr als 5-6 Shekel pro Buch (etwas weniger als ein Euro). Es
gibt sogar Schriftsteller, die noch weniger verdienen. Der kleine
Lesermarkt ist ein Grund dafür. Im Gegensatz zu den Vereinigten
Staaten und Europa haben auch die Bestseller (Prosa) in Israel
meistens keine dramatische wirtschaftliche Bedeutung vom
Gesichtspunkt der Schriftsteller aus.
Selbst wenn ein großzügiger Vertrag mit dem
Bücherverlag besteht, wird der Schriftsteller des Bestsellers gut
verdienen, aber davon nicht reich werden, besonders wenn man seine
Gewinne auf die Arbeitsjahre aufrechnet.
Die Anzahlung in Israel ist auch im Vergleich zu den Vereinigten
Staaten und Europa nicht so ausgeprägt. Dort kann ein Schriftsteller
eine Anzahlung erhalten, die prozentual vom Betrag seiner
Gewinnanteile berechnet wird, die er für das Buch bekommt. Wird das
Buch nicht genügend verkauft, muss die Anzahlung nicht zurückgezahlt
werden. Wenn es um berühmte Schriftsteller der israelischen
Literatur geht, kann die Anzahlung bis zu mehreren zehntausend
Dollar betragen.
Der Grund für die gegenwärtige Situation liegt hauptsächlich bei dem
kleinen Lesermarkt in Israel – ein paar Millionen Hebräisch-Leser im
Vergleich zu 500 Millionen Englisch-Lesern weltweit. Deshalb
argumentiert man, dass eine wichtige Rolle der Buchverlage in Israel
darin bestünde, ihre eigenen Schriftsteller einzustellen und ihnen
Arbeit zu liefern wie Editieren, Übersetzen, Lektorate übernehmen,
usw.
Die meisten der Schriftsteller in Israel, selbst die erfolgreichen,
sind ständig damit beschäftigt, um ihren Lebensunterhalt zu kämpfen,
was auf Kosten ihres Schreibens geht. Es gibt ein paar Buchverlage,
die ihre Schriftsteller regelmäßig einstellen. Aber sie sind die
Ausnahme. Die meisten Schriftsteller verdienen für ein neues Buch
zwischen 3.000-5.000 Shekel (500 € - 833 €). Daneben gibt es auch
viele Fälle von Schriftstellern und Dichtern, die in Armut leben,
ohne dass irgendein staatliches oder sonstiges Institut für sie
sorgt.
Der Geschäftsführer von KETER (ein bekannter und großer Buchverlag),
ist alarmiert, wenn er Äußerungen hört, dass die großen
kommerziellen Buchverlage die Schriftsteller ausbeuteten. „Wenn
Buchverlage so rentabel wären, hätten Anleger schon längst Geld
investiert, aber Tatsache ist, dass das nicht passiert“, sagte er.
„Zahlen die Verlage den Schriftstellern mehr, sind sie pleite. Die
Buchverlage leben am Abgrund“. Als großer und rentabler Buchverlag
kann man es sich leisten, regelmäßig Schriftsteller einzustellen,
die nicht nur wirtschaftlichen Erfolg einbringen, sondern auch das
Image verbessern.
Der sehr erfolgreiche israelische Schriftsteller
Ram Oren
hat seinen eigenen Buchverlag KESHET gegründet, nachdem er die
Gewinnanteile für seine ersten Bücher erhalten hat, die im
KETER-Verlag erschienen und zu Bestsellern geworden sind. Er hat
sich entschieden, seine Bücher selbst zu veröffentlichen,
Schriftsteller zu finden und ihnen höhere Gewinnanteile zu zahlen –
gerade weil er als Ein-Mann-Buchverlag niedrigere Kosten hat.
Allerdings ist KESHET gezwungen, vorwiegend solche Bücher zu
veröffentlichen, die zu den kommerziellen Bestsellern gehören, um
kein Risiko einzugehen. (Ha’aretz)
hagalil.com
14-10-04 |