Fanatismus:
Religion und Völkermord
Von Karl Pfeifer
Vor ein paar Tagen las ich wie das Fernsehen der
Palästinensischen Autonomiebehörde binnen dreier Tage zwei Aufforderungen
religiöser Würdenträger zum Völkermord an Juden ausstrahlte (1). Zum Glück
werden solche Aufforderungen vom israelischen Fernsehen nicht ausgestrahlt.
Dass es aber Rabbiner in Israel gibt, die ähnliche Ansichten äußern, habe
ich bereits in meinem (Koautor Theodor Much) 1999 veröffentlichtem Buch "Bruderzwist
im Hause Israel, Judentum zwischen Fundamentalismus und Aufklärung"
dokumentiert.
Shulamit Aloni schreibt u.a. dass ein Rabbiner in der
Zeitschrift der Universität Bar Ilan forderte, "wir alle sind verpflichtet
einen Völkermord durchzuführen".(2) Ich will hoffen, dass sich doch
wenigstens einige Rabbiner von dieser Aufforderung distanziert haben. Denn
Massenmord ist nie und unter keinem Umstand zu rechtfertigen. Sicher, werden
nun eine Reihe von arabischen und "antizionistischen" Medien diesem Artikel
von Aloni breiten Raum geben.
Wir erleben, dass unter Berufung auf die Heiligen Bücher
die unmenschlichsten Ideen verbreitet werden. Die Kriege und Verbrechen, die
im Namen Gottes geführt worden sind, kann ich hier nicht aufzählen. Juden,
die bis 1948 keinen eigenen Staat hatten, haben bislang immer die
menschenfreundlichen Seiten des eigenen Glaubens betont. Christen behaupten
gerne, ihre Religion würde lediglich "Liebe Deinen Nächsten" postulieren und
das würden sie auch praktizieren. Doch bereits vor mehr als 400 Jahren
fragte der französische Philosoph Pierre Bayle: "... wie ist es denn nur
möglich, dass die Christen, die dank einer Offenbarung ... so klar wissen
können, man müsse auf das Laster verzichten, um für ewig glücklich und nicht
für ewig unglücklich zu sein; die so ausgezeichnete Prediger unterhalten
..., die überall so viele von (religiösem) Eifer erfüllte und weise
Beichtväter zur Verfügung haben und so viele fromme Bücher; wie, sage ich,
ist es denn bei all diesem nur möglich, dass die Christen in den
ungeheuerlichsten Ausschweifungen leben, wie sie tatsächlich tun?" Bayle kam
schon damals zur bis heute gültigen Erkenntnis: "Der Fanatismus ist
verderblicher als der Atheismus".
(1) http://www.pmw.org.il
(2)
http://www.haaretz.com/hasen/spages/478095.html
hagalil.com
20-09-2004 |