Costanzo Preve:
"Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind"
Oder wie ein marxistischer Philosoph
das "Wunder" vollbringt sich als Humanist auszugeben und gleichzeitig seine
Bücher von einem rechtsextremistischen Verlag publizieren lassen.
Von Karl Pfeifer
Grau, dachte Costanzo Preve, ist alle Theorie, darum
nahm er sich nicht weniger vor, als mitzuwirken bei der Schaffung einer
"politischen und kulturellen Bewegung des Widerstandes gegen das
amerikanische Imperium", als Hausphilosoph der "Antiimperialisten".
Nach Zusammenbruch des sowjetischen Modells und zum Teil
schon vorher gab es die erstaunlichsten Wandlungen. Aus Roger Garaudy, dem
Chefideologen der Kommunistischen Partei Frankreichs, wurde zunächst ein
Katholik, dann ein Moslem, der sich einen Namen als Holocaustleugner machte.
Preve geht zwar nicht so weit in seinen Auslassungen, aber in der "Jungen
Welt" phantasierte er vom "massakrierenden Zionismus" (1) und in
"Bruchlinien, Zeitschrift für eine neue revolutionäre Orientierung" lässt
sich Preve über "den Niedergang der italienischen Linken im Zeitalter des
amerikanischen Imperiums und die philosophischen Wurzeln desselben" unter
dem Titel "Die USA als Ideokratie" aus.
Das ist des Pudels Kern: "Die USA sind ein ideokratischer
Nationalstaat. Ich übernehme dieses Adjektiv von Nolte, der dergestalt das
kommunistische Russland, das nazistische Deutschland und vor allem das
zionistische Israel definierte, und damit den Zorn des philozionistischen
politischen Establishments Italiens provozierte. In diesem Punkt (nicht in
anderen) hatte Nolte Recht. Israel ist kein Staat wie die anderen, sondern
ein Staat von durch das zionistische Programm vereinigten Siedlern. Es ist
daher ein Staat (kratos) der sich auf eine Ideologie (idea, auch wenn der
Terminus nicht ganz passt) stützt."
Laut Preve "verbietet die revolutionäre rationalistische,
universalistische und humanistische Tradition (der ich mich unverbrüchlich
verbunden fühle) die Verurteilung eines ganzen Volkes als solches".(2)
Die "rationalistische, universalistische und humanistische
Tradition" setzt bei Preve aus, wenn es sich um den jüdischen Staat
beziehungsweise um das jüdisch-israelische Volk handelt, das eine eigene
Sprache hat und eine eigene Kultur schuf. Pakistan, das ja auch ideokratisch
ist, wird nicht erwähnt. Obwohl die Schaffung dieses auf Religion
basierenden Staates grenzenloses Elend gebracht hat. Millionen starben
1947/48 auf der Flucht und noch heute leben 100 Millionen Moslems in Indien.
Nolte wurde und wird nicht wegen eines benützten Adjektivs
von vielen Intellektuellen in Italien und anderswo abgelehnt, sondern weil
er sich den Holocaustleugnern genähert hat. Das aber kann man auch von Preve
behaupten.
Die neonazistische Website wikingerversand.de bringt am
20.9.04 eine mit "Eiserne Krone" gezeichnete Nachricht, in der darauf
hingewiesen wird, "daß von Costanzo Preve, dem bekannten Philosophen und
wohl gewichtigsten Kopf im Campo Antiimperialista gerade ein Buch im Verlag
"Settimo Sigillo" erschienen ist...Das Buch von Costanzo Preve heißt
"L'ideocrazia imperiale americana" und wird insch'Allah von uns noch
besprochen werden....Echte rechte Antiimperialisten – zu denen wir in
Deutschland "die kommenden" zählen können – sind mit echten linken
Antiimperialisten in der Frontstellung gegen die Neue Amerikanische
Weltordnung einig, so sehr sie sich auch über Geschichts- und Stilfragen
zerstreiten mögen. Die objektive Lage der antiimperialistischen Opposition
läßt sich nicht durch subjektive Bekenntnisse aus der Welt schaffen. Die
nächste Querfront kommt daher bestimmt..."
Nun könnte man meinen, dass Costanzo Preve und die
Antiimperialistische Koordination (AIK) nichts tun können gegen Lob von
Neonazi. Sie werden – wie gehabt – sich auf ihren angeblichen Antifaschismus
berufen. Doch wer wie Preve zwei seiner Bücher in einem
rechtsextremistischen Verlag veröffentlicht, zu dessen Autoren wie man auf
www.libroelibri.com/settimosigillo.htm ersehen kann, hingerichtete
Kriegsverbrecher, Faschisten, Antisemiten und Holocaustleugner (3) gehören,
der kann sich nicht auf seinen Antifaschismus berufen.
Und Costanzo Preve hat auch nichts dagegen, dass die
holocaustleugnende www.vho.org/aaargh/ital/attua/rs0401.pdf seit Januar 2004
seinen neunseitigen Artikel publiziert. Ein paar Seiten nach seinem Artikel
wird der Holocaust frisch und fröhlich von einem anonymen Autor geleugnet
und es darf auch nicht der französische Holocaustleugner Robert Faurisson
und der in Schweden lebende russische Antisemit, der sich hinter dem Namen
Israel Shamir versteckt, fehlen.
Abschließend ist zu sagen, dass es gar kein Wunder ist,
wenn so eine Querfront geschaffen wird. Neonazi und Antiimperialisten haben
ein ähnliches manichäisches Weltbild. Und da sie in ihrem Wahn die guten
sind, unterstellen sie allen anderen politisch tätigen Menschen
Mitbeteiligung an einer Weltverschwörung gegen die Kräfte des Lichts und der
Wahrheit.
Voltaire meinte: "Wer dir Unsinn glaubhaft machen kann,
kann dich auch zu Ungeheuerlichkeiten veranlassen". Beide glauben an das
Wunder, dass der islamistische Fundamentalismus, dieses Gebräu aus den
merkwürdigsten Spielarten des Chauvinismus, des Gemeinschaftsfanatismus und
der religiösen Frömmelei, die ihren besten Ausdruck in den
Selbstmordattentaten findet, die Kraft ist, mit der man sich verbünden muss,
um die verhassten Feinde zu besiegen.
Anmerkungen:
1)
http://www.jungewelt.de/2003/03-13/028.php
2)
http://www.bruchlinien.at/index.php?category=8
3) U.a. Julius Evola, David Irwing, Mario Tedesci und Robert Brasillach
hagalil.com
26-09-2004 |