Nachdem Informationen zur österreichischen Band "der
Blutharsch" im Magazin y-net (Jedioth achronoth) veröffentlicht wurden, hat
die Stadtverwaltung Tel Aviv
angekündigt, dass sie den Auftritt der Band "Der Blutharsch" mit allen
ihr zur Verfügung stehenden Mitteln verhindern wird. Entsprechend äußerte
sich auch Jossi Sarid (MeReZ).
>>> Vermeintliche österreichische
Neo-Nazi Band:
Auftritt in Tel Aviv
verschoben
Ein Konzertmanager aus Tel Aviv hat den unmittelbar
bevorstehenden Auftritt einer österreichischen Band verschoben, der weit
verbreiteten Kritik folgend, es handele sich um eine Neo-Nazi-Band, die
pro-faschistische Botschaften verbreite...
Eine
österreichische Band, deren Botschaft bereits weltweit für Unruhe sorgte und
zur Stornierung etlicher Auftritte führte, sollte in Israel beim
"Bunker-Night-Festival" auftreten. Laut Darstellung der Organisatoren ist
die Gruppe nicht neo-nazistisch: "Die Texte von Subliminal (einer
israelischen Hip-Hop-Band) sind problematischer".
Vorwurf zur Bunker-Nacht:
Treten in Israel Nazi-Bands auf?
[HEBREW]
Meraw Judilowitsch, Jedioth achronoth
Wie kann das sein? Ist es möglich, dass eine Band, die
in Israel auftritt neo-nazistisch ist? Manche sagen "Ja!", jedenfalls wurden
in Deutschland und in den USA Auftritte der österreichischen Gruppe bereits
abgesagt, und dies nicht etwa wegen der schrägen Akustik, sondern wegen dem
Hang zu rechtsextremistischem Gedankengut.
Für den kommenden Monat geplante Auftritte der Gruppe in
Holland führten zu schärfsten Verurteilungen und Warnungen seitens
holländischer Nazigegner. Dort wird die Gruppe eindeutig als
"national-sozialistisch" eingeschätzt - trotz alledem: In Israel soll die
Gruppe an den Zwischenfeiertagen Sukkot im Tel Aviver "Kosmonaut" auftreten.
Der Blutharsch, zu deutsch
"geronnenes Blut", geführt von Albin Julius, wurde 1997 gegründet, unter dem
Patronat des britischen Musikers Douglas Pearce, Bandleader von "Death in
June".
Auch "Death
in June" trat vor kurzem in Israel auf, und wurde als faschistisch
kritisiert. Pearce Band, benannt nach der "Nacht der langen Messer" am
30. Juni 1934, in der Hitler in einer großen Mordwelle politische Gegner
beseitigen ließ, trat im Juni im Club "Exposé" auf.
Die Mitglieder der Band "Blutharsch" sind nicht gerade zimperlich im Umgang
mit NS-Symbolik. Viele ihrer Lieder basieren auf dem Liedgut der
NS-Bewegung, wie z.B. das Kampflied der HJ.
Unter den Fans der Band finden sich nicht wenige Anhänger der extremen
Rechten. Die Website der Band ist ebenso wie die ihrer Fans entsprechend
ästhetisch gestaltet: Eiserne Kreuze, Siegesrunen, Stahlhelme finden sich
auch auf den Covern solcher CDs wie "Der Sieg des Lichtes ist des Lebens
Heil!".
Im Dezember führte öffentlicher Druck zur Absage eines Konzerts in Chicago (suntimes.com).
Der Betreiber des einladenden Clubs meinte, er hätte die Band niemals
eingeladen, wenn er gewusst hätte, dass deren Botschaften "rassistisch und
antisemitisch" seien.
Ein Flirt mit Hitler
Im
Guardian schrieb John Hooper im Nov. 2002: "Gothic ist eine Art sich
zu kleiden, ein Musikgeschmack, ein bestimmter Stil. In Deutschland jedoch
wurde aus Gothic, zumindest an den Rändern, ein Treffpunkt zwischen
NS-Anhängern und Teufelsanbetern." Aus Hoopers Artikel ist zu entnehmen,
dass sich in Europa in den letzten Jahren unter den Jugendlichen eine Zone
entwickelt und ausgebreitet hat, die beständig wächst und Nazismus und
Gothic miteinander verknüpft.
Seit Mitte der 90er Jahre versuchen Neo-Nazis in verschiedene Jugendkulturen
einzudringen und Anhänger zu rekrutieren. Dies gilt für die Techno-, die
Hip-Hop- und andere Szenen. Ganz besonders erfolgreich waren sie unter den
Szenegängern des Gothic.
Sollte es ihnen gelingen, die Symbolik der NS-Ideologie über
Hundert-Tausende jugendliche Anhänger von Gothic zum Teil der Alltagskultur
zu machen, wäre ein strategisches Ziel der extremen Rechten erreicht: Die
Enttabuisierung der Symbole der nationalistisch-rassistischen
Vernichtungsideologie.
Andrea Livnat, Historikerin und Mitherausgeberin des
deutschsprachigen jüdischen Onlinemagazins "haGalil",
das zu den größten seiner Art in Europa zählt, im Interview mit "y-net"
[dem Onlinemagazin der größten israelischen Tageszeitung Jedioth achronoth]:
"Ein großer Teil unserer Arbeit bezieht sich auf die Bekämpfung der
Verbreitung des NS-Gedankenguts. Wir nutzen hierzu publizistische,
kommunikative und juristische Mittel. Juristisch haben wir mit Gruppen wie
Blutharsch das Problem, dass sie sich in einer Grauzone befinden und die
Grenzen, die sie nicht überschreiten dürfen, genau kennen.
Blutharsch ist keine Band von Nazi-Skins, trotzdem muss klar sein, dass hier
Verherrlichung des deutschen Vernichtungskrieges, des Sterbens für die
Ideologie, der NS-Symbolik betrieben wird.
Ich finde es mehr als deplaziert, wenn ein israelischer Club solche Leute
einlädt. Es macht mich wütend, zu sehen, mit welcher Naivität mit diesen
Leuten umgegangen wird. Angesichts unserer Anstrengungen ist dies geradezu
absurd. Während die Fans dieser Ideologie uns mit Verleumdungen und
Beleidigungen bombardieren, mit juristischen Klagen und Drohungen zum
Aufgeben zwingen wollen, werden die Stimmungsmacher hier mit offenen Armen
empfangen.
Ich bin mir sicher, dass die Betreiber des Clubs einfach nicht wissen,
welche Strategie hier verfolgt wird und welcher Schaden hier entstehen kann.
Was kann an ihren Ansichten schon so schlimm sein, was soll das Gerede vom
Antisemitismus, wenn diesen Leute doch selbst in Tel Aviv applaudiert wird.
Klar, der Club "Kosmonaut" liebt die Provokation. Hier geht es aber nicht um
einen billigen Werbegag, sondern um eine Entwicklung die gefährlich werden
kann. Es enttäuscht mich auch, denn ich dachte, dass so etwas zumindest hier
nicht geschehen könnte".
"Man versteht nicht, was daran gefährlich sein
könnte"
In Reaktion auf die Vorwürfe erklärt Uri Schacham, einer der
Organisatoren des Abends: "Die ganze Geschichte, dass die Leute Neo-Nazis
sind, ist kompletter Blödsinn. Das ist eine Hexenjagd, ganz so wie sie in
den 80ern gegen die Metall-Szene lief. Wir kennen die Gruppe, verehren sie
und sind mit ihnen schon ziemlich lange in Verbindung. Die verwendete
Symbolik ist künstlerisch, nicht politisch-ideologisch bedingt. Es ist so,
wie wenn die Gruppe Iron Maiden Skelette und Schädel auf ihren Covern hat,
ohne den Kannibalismus zu propagieren. Die Texte von "der Blutharsch"
behandeln unterschiedliche Themen. Bis zur Hetze ist es noch ein weiter Weg.
Als Israeli würde ich nie in eine solche Sache investieren und mit solchen
Leuten kooperieren. Die Forderung nach einer Absage des Konzerts ist eine
illegitime Zensur".
Er räumt zwar ein, dass die Diskussionen um die Gruppe in Europa gewisse
Zweifel aufkommen lässt, meint aber: "Ich habe mit ihnen gesprochen und sie
zur Rede gestellt. Die ganze Sache kam durch einige Artikel ins Rollen, die
behaupteten, es habe Konzertabsagen gegeben und auf den Plattencovern seien
Bilder von NS-Künstlern. Das ist Blödsinn. Ihre Botschaft ist eine
künstlerische, keine politische. In manchen Texten von "Subliminal" kommen
extremistischere Sachen vor. Die Gefahr für die Demokratie und die Freiheit
geht doch von Leuten aus, die uns vorschreiben wollen, was für unsere
Unterhaltung erlaubt und was verboten sei. "Der Blutharsch" ist einfach nur
ein Opfer der "political correctness".
Im
Störenfried, der Zeitschrift des Magdeburger "Blau Welt
Archivs", erschien im Heft 16 ein Bericht über die Wiener Band:
Albin Julius ... zum Thema der
"Blutharsch" (1998 im Musikmagazin "Black" 11): "Ich bin
optimistisch, dass die Währungsunion nicht stattfinden wird..., sich die
EU im neuen Jahrtausend wieder auflösen, und unser Kontinent hoffentlich
wieder aus Nationalstaaten bestehen wird, und die Migration endlich
gestoppt wird."
Albin Julius spricht in diesem Zusammenhang wichtige politische Themen
der europäischen Staaten an und nimmt eine harte rechte Position ein...
weiterhin gesellt sich zu seiner mehr als konservativen Haltung zur EU,
dem Euro und der Migration eine Verehrung von Krieg: "Krieg an sich
finde ich faszinierend und ein durchaus menschliches Phänomen"...
Weitaus politischer im Bezug auf Krieg äußert er sich in einem anderen
Interview (in "Achtung Baby!" 06-1999): "It´s not my job to judge the
role of Russia in WW II - as this is an interview about music and not
politics. I just can tell you that history is always written by the
winners - but I think soon it might be re-written." Nach Albin
Julius könne man die Musik von "Der Blutharsch" am besten bei “dimmed
light, a cigar and a glass of good Scottish malt whiskey - - or during
an airrade in a bunker"...
hören. |

Bedeutung des Rechtsrock
Trommelschläge aus der Gruft

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hagalil.com
29-09-2004 |