Von Sch. Zahubi, Haifa
Warm und feucht, nicht unbedingt steril, ein wenig unsauber,
Essensreste, dies ist das Gebiet welches Israels häufigstes Haustier liebt.
Beliebt ist es nicht, eher gefürchtet: Die Küchenschabe.
Knipst man auf dem Weg zum Badezimmer des Nachts das Licht an, begegnet
man oft diesem breiten, braunen Käfer. Alsbald versucht er wild hin und her
hastend seinen Panzer zu retten. In hurtigen Kreisbewegungen unter ein
Möbelstück oder durch den Abfluss, meistens ist er fort, bevor die
Badezimmerlatschen vom Fuß genommen und er damit zerquetscht wird. Ein
Fehler der Anfänger bleibt der Versuch, der Schabe mit einem entschlossenen
Tritt den Garaus zu machen. Der Routinier hat eine Fliegenpatsche ständig in
Reichweite und nimmt sie auf dem nächtlichen Gang zum Abtritt mit. Mit einem
gezielten Schlag, der jedoch andere im Heim schlafende Mitbewohner weckt,
ist die wirre Flucht beendet und das Haustier bis auf einen breiten braunen
Fleck reduziert. Es ist nun verständlich, weswegen sich in Israel der
Fliesenboden durchgesetzt hat.
Soweit also die Vorstellung des dominierenden Haustieres in Israel.
Kleinere Plagegeister, wie Flöhe, Läuse, Wanzen und Mücken, Stubenfliegen
und allerlei Spinnenarten werden hier nicht weiter berücksichtigt. Das
nächste Haustier, ob man will oder nicht, ist die gemeine Haustaube. Von
alten, vereinsamten Menschen gefüttert, ist ihre Population, zumindest in
bewohnten Gebieten, gesichert. Dieses weltweit erfolgreiche Tier hat in der
Hafenstadt Haifa eine nie endende Futterquelle gefunden.
Wo angliefertes Getreide verladen wird, fällt eine nicht unerhebliche Menge
daneben. Würden sich die Haustauben nicht darum kümmern, es gäbe sicherlich
eine größere Anzahl von anderen Tieren, wie etwa Mäuse und Ratten, die sich
davon zu ernähren wüssten. Alles was der Mensch nicht aufisst, achtlos zu
Boden fallen lässt oder neben der Mülltonne landet, wird ein Fressen für die
Tauben. Etwa dreißigtausend Tauben hocken auf den Flachdächern an der
Hafenanlage und warten auf die nächste Lieferung. Unter den liederlich
gedeckten Ziegeldächern finden ihre nächsten Verwandten reichlich Wohnraum.
Haifa ist ein Paradies für die "Flugratten" und sie danken es der Stadt
indem sie alles verdaute nicht egoistisch für sich behalten, sondern einen
Grossteil wieder abgeben. Dort, wo sie leben, und dort wo die Menschen ihre
Wohnhäuser haben. Das aggressive Gurren der begattungswilligen Männchen
weckt den Schläfer unmittelbar nach Sonnenaufgang.
Der nächste Aspirant für die Auflistung israelischer Haustiere ist die
Katze. Katzen verzehren Tauben, wenn sie sie denn zu greifen bekommen. In
Israel finden sie jedoch tausende von leidlich oder gar nicht verschlossene
Müllbehälter, die immer etwas Verzehrbares an sie abgeben. Eine Katzenleiter
ans Hausdach gelehnt, um den Katzen das Erjagen von Tauben zu ermöglichen,
darauf kommt der brave Tierfreund Israels nicht. Eher grummelt der
Stubentiger zufrieden unter den streichelnden Händen frisch geschiedener
Zeitgenossen, die ihren Gram durch derartige Aktionen zu vermindern suchen,
und beide starren auf den Bildschirm des Fernsehgerätes. Gleichzeitig sorgt
die eifrige Taube dafür, dass bis zum Eintreffen der Regenzeit die
Dachrinnen ausreichend mit Kot angefüllt sind, um beim Eintreffen der
monsunartigen Niederschläge die Substanz der Hausmauern nachwirkend zu
schädigen.
Eine bisher nicht festgestellte Menge von Katzen streicht durch das
Heilige Land, findet immer wieder gnädige Menschen die sie füttern, oder
noch gnädigere, die sie in ihren Hausstand integrieren, um dort prachtvoll
verwöhnt zu werden. Von allen guten Freunden verlassen, besorgt sich der
Israeli eine Katze und repariert seine leicht demolierte Psyche damit. Diese
dankt es ihm, sitzt gemütlich im Lieblingssessel und streicht zuweilen
verschmust um die Beine des Hausherren herum. Einsame Frauen und Katzen
bilden jedoch die ideale Lebensgemeinschaft, der Mann tendiert zum Hund,
obwohl auch dies nicht zur Regel erklärt werden darf.
Am Strand von Haifa traben die Vierbeiner neben ihren sportlichen Eignern
her, oft finden sie Geruchsnester, die ihnen neue Prioritäten eröffnen. Ein
Pfiff oder der Ruf eines Namens können sie selten davon überzeugen, dem
Herrchen beim Strandsport zu folgen - und zwar sofort. Also findet man sie
häufig angeleint, und im beständigen Kampf um die bevorzugte Marschrichtung
mit ihrem Eigner. Hundehaufen jedweder Konsistenz und Größe schmücken die
Gehwege der Stadt - doch dies wird in Kauf genommen, macht der Hund doch
viele Menschen in Israel glücklicher als saubere Fußwege dies jemals
vermochten. Tut er dies jedoch einmal nicht, so wird das "niedliche
Spielzeug" ausgesetzt und treibt sich meist in kleinen Rudeln mit
Schicksalsgenossen vereint in Industriegebieten und Vorstädten herum, mit
traurigem Blick und entweder aggressiv oder verängstigt, je nach Charakter
und Vorgeschichte.
Der Vollständigkeit halber sollte die Fauna der Gegend, zum Haustier
rekrutiert, nicht übergangen werden. So gibt es Eigner von Terrarien, in
denen Leguane und Chamäleons, Schlangen und Spinnen, jedoch streng getrennt,
gehalten werden. Singvögel und Papageien findet man seltener. Im Haushalt
der Orthodoxen haben Tiere keinen Platz. Sie würden die Einhaltung der
Kaschruth behindern. Hier ist, wie eingangs angesprochen, wieder die
unangefochtene Heimat der Küchenschabe, dem erfolgreichsten Haustier
Israels.