Hamas zielte auf Be’er Sheva:
Weil es so einfach warAnalyse von Ze’ev
Schiff, Ha’aretz, 01.09.2004
Englische Version:
http://www.haaretz.com
Übersetzung Daniela Marcus
Die Selbstmordanschläge auf die beiden Busse am
Dienstag beweisen die mangelnde Bereitschaft der Hamas, in Erwartung von
Israels Rückzug aus dem Gazastreifen eine Waffenpause zu akzeptieren. So
hatten es Hamas-Mitglieder auch ägyptischen Offiziellen letzte Woche in
Kairo gesagt.
Das Treffen in Kairo endete ohne Ergebnisse, und es war klar, dass es nur
eine Frage der Zeit war, bis die Hamas einen Weg finden würde, um durch
Israels Verteidigungslinien hindurch zu kommen.
Die Stadt Be’er Sheva wurde als Ziel gewählt, weil sie aufgrund des
Nicht-Vorhandenseins eines Sicherheitszauns im Süden des Berges Hebron von
der Stadt Hebron aus relativ einfach zu erreichen ist.
Die beiden Selbstmordattentäter kamen vom Berg Hebron. Sie waren dem
israelischen Geheimdienst Shin Bet bekannt. Am Dienstag trafen sich die
Leiter der Verteidigung in Tel Aviv, um Israels Reaktion auf diese beiden
Anschläge zu diskutieren. Es wäre falsch, eine entscheidende und
überraschende Reaktion zu erwarten. Die einzige Formel, die Israel für die
Verhinderung von Selbstmordanschlägen kennt, ist diejenige, sich an
Geheimdienstinformationen zu halten, die sich auf spezifische Vorfälle
beziehen, Personen, die in Selbstmordanschläge verwickelt sind, gezielt zu
töten, den Bau des Sicherheitszauns zu beschleunigen und einen „Preis“ für
diejenigen zu nennen, die den Terror unterstützen. Die letzten Monate
zeigten, dass diese Formel relativ erfolgreich ist.
Hamas’ Antwort an Ägypten war nicht überraschend. Die Führung der Hamas
betrachtet Israels Abkoppelungsplan als eine Drohung. Und selbst wenn die
Abkoppelung nicht verhindert werden kann, wird die Hamas versuchen, die
israelische Armee nur unter Feuer abziehen zu lassen. Die Ägypter kennen
diese Position, wollen jedoch den Bürgern des Gazastreifens beweisen, dass
sie alles tun, um Israels militärischen Druck auf sie zu verringern.
Hamas hat durch das ranghohe Treffen mit ägyptischen Offiziellen beachtlich
an Prestige gewonnen. Gegen Ende der Gespräche sagten Hamas-Vertreter, sie
wollten weiterhin mit Ägypten diskutieren, nachdem dieses von der Fatah die
Antwort auf einen Vorschlag für einen Waffenstillstand bekommen hatte.
Wahrscheinlich wissen sie, dass Arafat nicht bereit ist, einen
ausdrücklichen Befehl bezüglich eines Waffenstillstandes zu geben.
Die Hamas in Hebron wird als harter Kern unter den Terrororganisationen
betrachtet. Sie ist unter anderem durch extreme Geheimhaltung ihrer Führung
charakterisiert. Geheimdienste betrachten es als schwer, Hamas-Zellen in
Hebron aufzuspüren. Und wenn es in Hebron zu lange ruhig ist, wird der
israelische Geheimdienst Shin Bet unruhig und sieht diese Ruche als „Ruhe
vor dem Sturm“.
Nachdem die Hamas mehrmals vergeblich versucht hat, in israelische Städte im
Sharon-Gebiet einzudringen, wählte sie den südlichen, offenen Weg, wo kein
Sicherheitszaun den Berg Hebron von der Wüste Negev trennt. Man hatte zwar
bereits über die Zaunroute entschieden, doch in Folge des Richterspruchs des
Obersten Gerichtshofes begannen israelische Verantwortliche darüber zu
diskutieren, ob die Route nicht besser geändert werden sollte. Die bereits
geplante Route verläuft nicht entlang der so genannten „Grünen Linie“,
sondern dringt in palästinensisches Gebiet, an manchen Stellen bis zu fünf
Kilometern.
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01-09-2004 |