"Der Streit ist beendet":
Zentralrat lädt liberale Juden zum Beitritt ein
Paul Spiegel wirbt
für die Aufnahme von zwei Landesverbänden der Union progressiver
Juden
Von Philipp Gessler
Der jahrelange Streit zwischen dem
vor allem orthodox geprägten Zentralrat der Juden in Deutschland und
der Union progressiver Juden scheint endgültig vorbei zu sein.
Zentralratspräsident Paul Spiegel erklärte, nach konfliktreichen
Monaten "betrachte ich den Streit als beendet". Er kündigte an, er
persönlich werde in den Zentralrats-Gremien für die Aufnahme von
zwei vor allem liberal gefärbten Landesverbänden jüdischer Gemeinden
in den Zentralrat plädieren. Auch die "Union" gab positive Signale.
Der länger schwelende Streit zwischen
dem Zentralrat und der "Union" war im vergangenen Jahr eskaliert,
nachdem der Zentralrat mit der Bundesregierung einen Staatsvertrag
abgeschlossen hatte. Darin waren Zuwendungen des Bundes von drei
Millionen Euro jährlich vereinbart worden. Allerdings wollte der
Zentralrat den Unionsgemeinden davon zunächst kein Geld überweisen.
Der Zentralrat vertritt etwa 105.000 Juden, die Union rund 3.000.
Die vor allem liberal geprägten
Landesverbände Schleswig-Holstein und Niedersachsen können nun nach
Auskunft des "Unions"-Vorsitzenden Jan Mühlstein in den Zentralrat
aufgenommen werden, sobald sie als Körperschaften des öffentlichen
Rechts anerkannt wurden, was in den kommenden Monaten erhofft wird.
Dann muss die Ratsversammlung des Zentralrats im November mit
Zweidrittelmehrheit die Satzung ändern, um die beiden Landesverbände
aufzunehmen. Spiegel betonte, dass sich der Zentralrat nur als
politische Vertretung aller Juden in Deutschland verstehe,
"unabhängig, wie sich diese Gemeinden religiös definieren".
Außen vor bleiben noch vier liberale
Gemeinden in München, Köln, Halle (Saale) und Gudensberg bei Kassel,
die keinem Landesverband angehören. Für diese Gemeinden werden noch
andere Lösungen gesucht.
Abdruck mit freundlicher
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11-08-2004 |