Wenn Juden die Opferrolle ablehnen und selbstverständlich ihr Recht
einfordern, wenn sie statt Dankbarkeit Forderungen formulieren, statt lobend
den Konsens wahrend Kritik üben, dann mag das ja inhaltlich noch
nachvollziehbar sein - in der Form aber ist dies, auch für den wohlmeinenden
Deutschen, inakzeptabel. Er sieht rot... the never ending german disaster...
Remember 9/11/2004:
Antisemiten angreifen!
Wir dokumentierten im folgenden einen Demoaufruf der
Autonomen
Antifa Nordost Berlin (AANO)
„Daß der Faschismus nachlebt; daß die vielzitierte Aufarbeitung der
Vergangenheit bis heute nicht gelang und zu ihrem Zerrbild, dem leeren und
kalten Vergessen, ausartete, rührt daher, daß die objektiven
gesellschaftlichen Voraussetzungen fortbestehen, die den Faschismus
zeitigten.“
Theodor W. Adorno, Was bedeutet Aufarbeitung der
Vergangenheit
Als am Morgen des 11. September 2001 zwei entführte
Passagiermaschinen die Türme des World Trade Centers zum Einsturz brachten,
feierten Antisemiten und Antiamerikaner diesen gelungenen Angriff auf den
‘Weltfeind’. Die Maßnahmen, die die USA in Folge des antisemitisch
motivierten Anschlages zur Bekämpfung des Terrors unternahmen, führten
weltweit zur verstärkten Äußerungen von antiamerikanischen und
antisemitischen Ressentiments.
Im Taumel, endlich in antiimperialistischen Bündnissen einer Masse
anzugehören, die sich offen der imaginierten Autorität USA entgegenstellen
konnte, taten sich mal wieder die Deutschen besonders hervor.
Ein Beispiel: Horst Mahler, früher im RAF-Umfeld aktiv, heute Neonazianwalt,
Holocaustleugner, selbsternanntes Opfer der „judäo-amerikanischen
Fremdherrschaft“ usw., versuchte sich durch antisemitische Auftritte
unterschiedlichster Art seit Jahren an die Spitze der deutschen
Selbstfindung zu manövrieren. Seit dem 11. September 2001 immer
erfolgreicher.
Seinen Wohnort Kleinmachnow teilt er sich mit Brandenburgs
Innenminister Jörg Schönbohm (CDU), der als Fossil deutscher Law and Order
Politik Migranten, Homosexuelle und Linke versucht zu schikanieren, wo er
kann. Die Anschläge in New York bezeichnet er als Folge der multikulturellen
Gesellschaft. Schönbohm nutzte die weit verbreitete Angst nach dem 11.
September 2001 aus, um für eine verstärkte Überwachung, die Aufstockung der
Etats im Bereich Innere Sicherheit und die Verschärfung des
Zuwanderungsgesetzes zu werben. Ein Mann des starken Staates. Für die
Landtagswahl am 19. September hat er sich vorgenommen, Matthias Platzek
(SPD) als Ministerpräsident von Brandenburg abzulösen. Den 11. September
2004, eine Woche vor der Wahl, sehen wir als geeigneten Zeitpunkt sowohl
Mahler als auch Schönbohm unsere Antipathie vor die Haustür zu tragen.
schon GEZahlt?
Ein weiteres Beispiel: Groß Gaglow (Cottbus-Süd). Wie in
Teltow-Seehof (Brandenburg) wehren sich hier die Nachfahren der Täter gegen
ein laufendes Rückübertragungsverfahren ehemaligen jüdischen Eigentums.(2)
Hier wurden 1935 die Eigentümer von 22 Parzellen aus ihren Häusern
vertrieben. Nur wenig später wurden die Grundstücke an Deutsche verkauft.
Die Bewohner des 1930 von der Jüdischen Landsarbeitsgesellschaft erworbenen
Gesamtgrundstücks wurden bereits früh Ziel antisemitischer Attacken ihrer
deutschen Nachbarn. Dies gipfelte in einem 1932 durchgeführtem
Sprengstoffanschlag auf eines der Häuser. Da in der DDR eine Entschädigung
nicht in Frage kam, konnten die enteigneten jüdischen Familien erst nach der
Wiedervereinigung ihren Anspruch auf Rückübertragung gerichtlich geltend
machen. Bis auf einige Wenige weigern sich die heutigen Bewohner die
geforderte ‘Entschädigung’ zu leisten. Bisher hat das Landesamt zur Regelung
offener Vermögensfragen (Larov) den Antrag auf Rückübertragung abgelehnt.
Die Jewish Claims Conference (JCC) vertritt nun für die früheren Eigentümer
die Ansprüche auf die Parzellen. Genau damit hat z.B. der Vorsitzende des
extra gegründeten ‘Vereins der Restitutionsbedrohten’ Karl Homer ein
Problem. „Wenn da jemand käme, der keine Existenz hat und nicht weiß, wo er
hin soll, mit dem würde ich meinen Acker teilen.“ (1) Mit der JCC tritt hier
jedoch statt des mittellosen zu bemutternden Judens, eines Opfers also, eine
schlagkräftigere Organisation an, die nicht um deutsche Almosen zu betteln
braucht.
Wenn Juden selbstbewusst ihr Recht einfordern, sei es, dass Israel auf
staatliche Souveränität und sein Selbstverteidigungsrecht besteht, oder
Arisierungsopfer auf eine ‘Entschädigung’ pochen, sieht der deutsche
Gutmensch wieder den Landräuber oder Imperialisten vor sich ... the never
ending german disaster.
who the fuck is Mahler?
„Deutscher Antiamerikanismus ist nicht allein auf die negativen
Erfahrungen zweier Weltkriege zurückzuführen. Tiefer und weiter reichend für
das Phänomen einer gleichsam mentalen Amerikafeindlichkeit sind jene
historischen Schichten, in denen sich über einen langen Zeitraum hinweg
antiwestliche Mentalitäten ablagerten.“
Dan Diner, Feindbild Amerika - Über die Beständigkeit eines
Ressentiments
Wie der aktuelle Gerichtsprozess gegen Mahler beweist, ist er ein
prominenter Stichwortgeber und Tabubrecher der extremen Rechten. Mit
spektakulären Aktionen, wie der 2003 geplanten Fahrt in das
Vernichtungslager Auschwitz, um vor Ort zu beweisen, dass die Vergasung
jüdischer Menschen nicht stattgefunden habe, und seinen Auftritten in den
Medien und vor Gerichten zum Anschlag auf das World Trade Center am 11.
September schafft er es immer wieder in die breite Öffentlichkeit. Vor allen
Dingen der „jüdischen Weltverschwörung“ und dem „... Krieg der jüdischen
Organisationen gegen das Deutsche Volk...“ widmet Mahler seine ganze
Arbeitskraft. Anstatt seine Rente zu genießen, sitzt er an seinem
Schreibtisch auf der intellektuellen Jagd nach allem Jüdischen und dessen
angeblichen Verbündeten.
Er, der Horst, hält sich für einen „Reichsbürger, des Deutschen Reiches“,
der nicht der Zuständigkeit der deutschen Justiz unterstellt ist, und
befürchtet tagtäglich in seinem Wahn dass „die ethnische Durchmischung des
Deutschen Volkes“ zum „Völkermord“ an diesem ach so edlen Volk führen
könnte. Dieser notorische Antisemit glaubt nämlich öffentlich äußern zu
dürfen, dass „das judäo-amerikanische Imperium“ diesen sogenannten „Dritten
Weltkrieg“ brauche, weil „beide - die USA und Israel“ moralisch und
wirtschaftlich am Ende seien. Natürlich ist in seinem Weltbild dem
„Deutschen Volk“ die heroische Aufgabe zuteil geworden als Kämpfer gegen
diesen teuflischen Plan mal schnell die „westlichen Werte und ihre
Verwertung aufzuheben, also geistig zu vernichten“. Was Mahler so alles
konkret „geistig zu vernichten“ gedenkt, beschreiben er und seine Kumpanen
Reinhold Oberlercher und Uwe Meenen vom sog. „Deutschen Kolleg“ in dem Text
„Der Untergang des judäo-amerikanischen Imperiums“ sehr deutlich. Dort steht
im zehnten Punkt der etwas unübliche, aber ebenso vernichtende,
Lösungsvorschlag eines deutschen Antisemiten: „Auf der Tagesordnung der
Weltgeschichte steht ... die Beendigung Israels durch Unterwerfung aller
Juden unter die islamische Herrschaft und die Auflösung der USA in exklusive
Siedlungskolonien der verschiedenen Völkerschaften, die staatsrechtlich zu
echten Volkskolonien, zu Siedlungserweiterungsräumen ihrer Muttervölker und
Vaterländer gemacht werden. Damit ist dann der blutigste Imperialismus der
Weltgeschichte, das Anti-Imperium der Anti-Nation abgewickelt und in eine
Weltordnung der souveränen Völker in gegen Fremdinterventionen gesicherten
Kulturräumen verwandelt.“
Solche Sätze schreibt Mahler in dem verschlafenen Ort Kleinmachnow im Land
Brandenburg. Seine Aktivitäten im internationalen Netzwerk der
Geschichtsrevisionisten sowie die zahllosen antisemitischen Hetztiraden in
der Öffentlichkeit machen ihn trotz seines offensichtlichen Wahns
gefährlich. Er wird von Jungnazis hofiert, die NPD rückt zwar offiziell von
ihm ab, aber verdankt zu großen Teilen auch ihm ihre Legalität und die
antifaschistische Linke attackiert ihn nur wenn er Montags demonstrieren
geht oder sich in eine Frankfurter Szenekneipe verirrt. Doch wir wollen ihn
in ‘seiner Heimat’ besuchen.
lets rock!
„Lass uns diskutieren denn in unserm schönen Land, sind zumindest
theoretisch alle furchtbar tolerant Worte wollen nichts bewegen Worte tun
niemanden weh Darum lass uns drüber reden, Diskussionen sind ok Nein“
Die Ärzte, Deine Schuld
Mit Antisemiten diskutieren wir nicht. Wenn Antisemiten zuschlagen, egal ob
verbal oder nonverbal, dann wollen wir dafür sorgen, dass sie es nie wieder
tun. Aber die staatshörig-autoritäre Antwort auf die antisemitische Realität
in Deutschland ist nicht unsere Lösung. Die beiden Demonstrationen sind
unsere Art der Antwort auf die vielen unterschiedlichen antisemitischen
Aufwallungen hier in diesem Land. Groß Gaglow und Kleinmachnow sind zwar nur
zwei Hotspots von vielen, doch sie stehen exemplarisch für alle. Freundinnen
und Freunde Israels müssen sich nicht nur gegen die Diffamierung des Staates
Israel wenden, sondern auch die alltägliche Bedrohung durch die
antisemitische Realität in diesem Lande zur Kenntnis nehmen und attackieren.
Egal ob in Berlin oder Brandenburg.
Antisemiten angreifen! In Groß
Gaglow, Kleinmachnow und überall!
Antifaschistische Demonstrationen
Groß Gaglow 12:00 Uhr
- Start: Zielona Gora Str. / Hegelstr.
Kleinmachnow 15:00 Uhr
- Start: Zehlendorfer Damm / Käthe Kollwitz-Str.
Anmerkungen:
(1) zitiert nach Lausitzer Rundschau, 17.06.2004
(2) Siehe Jungle World
18/2004
Quelle: AANO
www.inforiot.de alternative
termine & news für brandenburg
hagalil.com
31-08-2004 |