Sharon, Likud
Sharon, Likud
Lapid, Shinuj
Poras, Shinuj
Peres, Awodah
Ravitz, Jahaduth haTorah
Porat, Jahaduth haTorah |
Der Wettlauf um die Einheitskoalition:
Die Orthodoxen bald wieder an der Macht?
Im Vorfeld der Koalitionsverhandlungen sagte MP
Sharon, er habe beschlossen, die Zusammenarbeit mit den Orthodoxen
wieder aufzunehmen, und er beabsichtige nicht, eine Koalition ohne
sie zu gründen.
Im Amt des Premiers wird man Rechtsanwalt Jakob
Ne’eman bitten, die Koalitionsverhandlungen zu leiten. Der ist für
seine guten Beziehungen zum orthodoxen Lager bekannt, und man nimmt
an, dass er bei der komplizierten Aufgabe, eine Einheitsregierung
zusammenzustellen, Erfolg haben könnte.
Jedioth zitiert Scharon: "Wenn Shinui sich
weigert, mit den Orthodoxen zusammen in der Regierung zu sitzen,
werden wir uns freundschaftlich von ihr verabschieden". Die
Möglichkeit, dass Sharon nicht zögern wird, auf Shinui zu
verzichten, führte gestern zu scharfen Äußerungen im politischen
Apparat, und hatte vor allem einen Austausch schwerer gegenseitiger
Vorwürfe zwischen Shinui und Awodah zur Folge. Josef Lapid sagte,
Peres interessiere die Zukunft seiner Partei nicht, sondern
lediglich, das Amt des Außenministers. "Das ist ein weiteres
Drecksmanöver aus dem Hause Peres", so Lapid. "Er verrät die
Säkularen. Sollte tatsächlich eine Koalition mit den Orthodoxen
gebildet werden, werden wir die Awodah bei den nächsten Wahlen
beerdigen".
Die Awodah blieb nichts schuldig: "Vulgarität ist
eine Eigenschaft, die zu 'Popolitika'* passt, aber nicht ins
Justizministerium. Lapid findet es ganz in Ordnung, mit einer
radikalen religiösen Partei, der NRP, die einen Abzug aus Gaza
ablehnt, in der Regierung zu sitzen, nur, damit er seinen Stuhl und
seinen Volvo behalten kann."
*) Popolitika - eine politische Fernsehsendung,
die Josef (Tommy) Lapid in's Leben gerufen hat, und die sich durch
viel Geschrei und wenig Gesprächskultur auszeichnete, d. Ü.)
Auch Jahadut Ha Tora hatte etwas auf die scharfen
Äußerungen zu erwidern. MdK Abraham Ravitz verglich Lapid und seine
Partei mit Schlangen: "Wie kann man eine Schlange bändigen? Man haut
ihr den Kopf ab", sagte er. Er warf Shinui vor, sie habe es sich zum
Ziel gesetzt, den jüdischen Staat zu vernichten.
"Bringen Sie in die Regierung, was ihr im Moment
fehlt - Jüdischkeit!", sagte Scharon zu Vertretern von Jahadut
haTorah, die zwei Ministerien fordern, eines davon ist das
Wohnungsbauministerium, außerdem wünschen sie sich den Vorsitz im
Finanzkomitees und vielleicht ein stellvertretendes Ministeramt.
Die Auseinandersetzungen begannen mit einer
Erklärung des MP-Amts: "Die Entscheidung, ob es eine Regierung mit
Shas oder mit Shinui geben wird, liegt bei Shinui. Wenn sich Shinui
weigern sollte, mit Shas oder Jahaduth haTorah zusammen zu sitzen,
werden wir uns freundschaftlich von ihr verabschieden und die
orthodoxen Parteien einladen. Wie auch immer, die Avoda wird an
jeder Zusammensetzung beteiligt sein."
Innenminister Poras (Schinuj) sagte, sollte Sharon
Shinui tatsächlich opfern, würde ihm das in der Stunde der Wahrheit
nichts nützen, da die Orthodoxen im letzten Moment gegen die
Gaza-Loslösung stimmen würden.
Nach Umfragen will die Öffentlichkeit aber keine
Regierung mit den Orthodoxen. Jael Pas-Melamed vermutet in M'ariw,
dass dies Scharon reichlich wenig tangieren dürfte:
"Na und, sagt Sharon dazu, wie er es auch schon sagte, als z.B. die
Amerikaner von ihm forderten, die Outposts zu räumen.
Und Herr Peres? Der ist auch blind und taub. Eine entscheidende
Mehrheit der Bürger (83%) will keine Regierung Likud-Avoda-Shas, nur
er hat absolut nichts dagegen einzwenden.
"Nur nicht Shas", schreit die Öffentlichkeit den
beiden Führungspolitikern zu. Die "Gudi-Gudi-Partei", wie Lapid Shas
richtig genannt hat, muss so weit wie möglich von der öffentlichen
Kasse entfernt bleiben, denn ihr Eifer, sie zu leeren, ist genauso
stark wie der Eifer von Peres, in der Regierung zu sitzen. Und das
ist ein sehr, sehr großer Eifer.
Seit der Gründung der jetzigen Regierung, mit
Shinui und ohne die Orthodoxen, gibt es für die Mehrheit der
Bevölkerung immerhin, auch in den allerschwersten Stunden, den
Trost: wenigstens sind die Frommen draußen.
Die öffentliche Atmosphäre ist irgendwie sauberer
geworden, seitdem Shinui den Platz von Shas eingenommen hat. Und wer
jetzt an Paritzky erinnert, der ist ein billiger Demagoge. Shinui
ist eine saubere Partei, mit anständigen öffentlichen Maßstäben, und
Paritzky kann hier als Ausnahme genannt werden, der die Regel
bestätigt.
Wenn die Avoda unter Shimon Peres es wagen sollte,
diesen Erfolg in Gefahr zu bringen, dann kann sie sich jetzt schon
ihre Abschiedsparty vor ihrem endgültigen Ableben organisieren. Und
wenn MP Sharon glaubt, ein Beitritt der Shas auf Kosten von Shinui
sei legitim, dann kann auch er eine weitere Amtszeit vergessen.
hagalil.com
16-07-2004 |