Links und rechts:
Antizionisten in Wien
Von Karl Pfeifer
Fritz Edlinger hat eine tolle Karriere gemacht, seitdem er
Anfang der achtziger Jahre Bundesvorsitzender der SPÖ-Unterorganisation
"Junge Generation" war. Seit Jahren amtiert er als Generalsekretär der
österreichisch-arabischen Freundschaftsgesellschaft und voriges Jahr durfte
er sogar die SPÖ bei der Sitzung des Nahostkomitees der Sozialistischen
Internationale in Ramallah und in Tel Aviv repräsentieren. Alte
Freundschaften rosten nicht und so wurde der Bock zum Gärtner gemacht.
1982 richtete Edlinger einen Brief an die Israelitische
Kultusgemeinde Wien und sprach dieser "schlichtweg die moralische
Berechtigung ab, über öffentliche Erklärungen und Aktivitäten von
österreichischen Organisationen ein Urteil abgeben zu können." Und er warf
der IKG auch vor, "sich stets durch billige und oberflächliche Appelle an
das schlechte Gewissen bzw. die Verpflichtung zur Wiedergutmachung" an die
österreichische Bevölkerung zu wenden. [1]
Margit Reiter meinte dazu: "Bemerkenswert an diesem Beispiel
ist vor allem der Umstand, dass diese Worte nicht von einem der
"Ewiggestrigen", sondern von einem "Nachgeborenen" mit einem expliziten
"linken" und "antifaschistischen" Selbstverständnis stammten." [2]
Vorgestern wandte sich Fritz Edlinger bezüglich der von 32
Staaten abgelehnten Befassung des Haager Gerichts mit dem israelischen
Sicherheitszaun mit einem offenen Brief an Bundesministerin Benita
Ferrero-Waldner in dem er u.a. folgendes schrieb:
"Sehr geehrte Frau Bundesminister, so tragisch und
bedauerlich der Anlassfall für das palästinensische Volk, dessen Recht auf
Selbstbestimmung neuerlich implizit in Abrede gestellt wird, auch sein mag,
so hat er eine weit darüber hinaus wirkende Bedeutung. Die Staaten der
arabisch/islamischen Welt sehen sich seit geraumer Zeit von den
verschiedensten Seiten her in ihrer Existenz bedroht, und ich verwende
bewusst diesen dramatischen Ausdruck." [3]
Allerdings bleibt es Edlingers Geheimnis, wer die
"verschiedensten Seiten sind", welche "die Staaten der arabisch/islamischen
Welt... in ihrer Existenz" bedrohen.
Antizionismus kommt natürlich nicht nur aus einer linken
Ecke.
In "Zur Zeit" vom 9. Juli 2004 versucht M.G.F. eine seltsame
Ausgewogenheit. Einerseits bemerkt er mit Stolz: "Herzl schloss sich der bis
heute schlagenden Wiener Burschenschaft Albia an und beschäftigte mit
deutschnationalen Fragen [sic! K.P.]. Diese Ideen legte er auf die Juden
um...." Dass diese schlagende Burschenschaft den Arierparagraphen einführte
und Herzl den Judenstaat als einen liberalen, weltaufgeschlossenen
erträumte, das erfahren die Leser des rechtsextremistischen Wiener
Wochenblattes nicht. Dann wird über das verlorene Häuflein der sechs
antizionistischen Ultraorthodoxen berichtet und dass der
"Oberrabbinerdarsteller" A.M.Friedman. "seinen Standpunkt bereits mehrmals
in "Zur Zeit" dargestellt hat..."
Und laut "Zur Zeit" verzeiht ihm Ariel Muzikant [Muzicant
K.P.] nicht und behauptet, "dass Friedman als entmündigt gelte. Eine
Reaktion Friedmans zu den Vorwürfen, war bis Redaktionsschluss noch nicht
bekannt."
Anmerkungen:
1) Die Gemeinde, 8.9.1982
2) Margit Reiter: "Unter Antisemitismus-Verdacht", Studien-Verlag, Innsbruck
2001, S. 302
3)
http://www.palaestinensische-gemeinde.at/edlinger.shtml
hagalil.com 14-07-2004 |