Viel zu langsam nachgedacht:
Zu wenig, zu spät
Sharon schlägt eine Lösung vor, die vielleicht in den 90-er Jahren
richtig gewesen wäre. Zu wenig und zu spät, wie alle bisherigen Programme
israelischer Regierungen.
Jehuda Litani, Jedioth achronoth
Die Situation in den Gebieten kann heute fast als Anarchie
bezeichnet werden. Gegenüber der Erweiterung und Stärkung der Siedlungen und
Outposts in den A und B Zonen, nahm die Macht der radikalen islamischen
Organisationen deutlich zu.
Einige der Städte in den Gebieten werden von verbrecherischen
Banden kontrolliert, und die PA existiert eigentlich nur noch auf dem
Papier. Arafat und Abu-Ala haben keine Kontrolle über ihre Leute, die zum
Teil mit Hamas und dem islamischen Jihad zusammenarbeiten.
Unter diesen problematischen Umständen beschloss MP Sharon nun, sein
einseitiges Rückzugsprogramm umzusetzen, in dessen Rahmen 20 Siedlungen in
der Westbank und im Gazastreifen geräumt werden sollen. So, mit einem
Schlag, beendet Ariel Sharon Dutzende Jahre des Zögerns und des
Verschleppens und beschließt eine bedeutende Maßnahme, ohne darüber
nachzudenken, wem diese auf der anderen Seite zugute kommen wird. So wie der
MP bei den Verhandlungen über die Gefangenen die Hisbollah stärkte, stärkt
er nun Hamas und ihre Führung, die wahren Herrscher im Gazastreifen.
Sharon schlägt eine Lösung vor, die vielleicht in den 90-er Jahren richtig
gewesen wäre. Zu wenig und zu spät, wie alle bisherigen Programme
israelischer Regierungen.
Man kann noch immer die gemäßigten Stellen auf der
palästinensischen Seite stärken, wenn das Regierungsprogramm mit der
Zustimmung der palästinensischen Regierung umgesetzt wird. Eine Räumung, die
als Ergebnis von Verhandlungen mit den Vertretern der PA erfolgt, wird ihr
Ansehen bei den Bürgern steigern. Aber daran ist Sharon nicht interessiert.
Er hat keine Geduld für die Spielchen Arafats und das Gestotter Abu-Alas. Er
hat es eilig.
Das Ergebnis wird sein, dass Israel von islamischen
Extremisten umzingelt sein wird: Hisbollah im Norden, Hamas und islamischer
Jihad im Osten und im Süden.
hagalil.com
01-07-2004 |