Alle Nachteile und kein einziger Vorteil:
Das Programm zum Festhalten an Gaza
Nach zwei Leitartikeln der Tageszeitung Jedioth achronoth
vom 20-05-04
Premier Sharon will der Regierung eine korrigierte Version seines
Loslösungsprogramms vorzulegen, jedoch, die Korrekturen machen es von einem
Loslösungs- zu einem „Dableibprogramm“, und das für viele Jahre, denn das
neue Programm verteilt die Räumung der Siedlungen auf eine lange Zeitspanne.
Jede Siedlung wird separat geräumt und erst, "wenn die
entsprechenden Bedingungen" dafür gegeben sind. Eine solche Loslösung
garantiert den Siedlungen ein langes Leben, denn vor jedem Rückzugsabschnitt
werden sicherlich lange und stürmische Diskussionen stattfinden,
Abstimmungen in der Regierung und Demonstrationen auf den Straßen. Jeder
Anschlag wird den Rückzug verzögern und jede Veränderung auf der politischen
Arena wird eine neue Überprüfung des Programms erforderlich machen.
Ein solches Programm hat alle Nachteile und keinen einzigen Vorteil.
Nachdem sein ursprüngliches Programm vom Likud abgelehnt wurde, hatte Ariel
Sharon genau zwei Möglichkeiten. Zum einen hätte er erklären können, dass er
ohne die Unterstützung seiner Partei die Verantwortung für das Schicksal der
Nation nicht tragen kann und deshalb aus seinem Amt zurücktritt. Die andere
Möglichkeit wäre gewesen zu erklären, dass er, Ariel Sharon, trotz der
Abstimmung, entschlossen sei das Programm umzusetzen, da das Schicksal des
Staates für ihn wichtiger ist als das der Partei.
Sharon entschied sich für keine dieser beiden Optionen. Er wählte eine
dritte, die wie der Kompromiss von Anwälten aussieht. Er bleibt im Amt des
MP, er bleibt auch in Gaza. Er bleibt auch beim Loslösungsprogramm, aber nur
auf dem Papier. In der Praxis wurde die Loslösung zum Dableiben, der Rückzug
zum Einmarsch.
Die Auffassung, um aus dem Gazastreifen abzuziehen müsse man erst tief in
ihn eindringen, ist nicht neu. Sie wurde, zum Beispiel, auch im Libanonkrieg
angewandt. Anstatt sich mit den 40 Kilometern zu begnügen, über die die
Regierung entschieden hatte, wurde der IDF der Befehl erteilt, ins
Landesinnere einzudringen, bis nach Beirut und noch weiter. Das oberste Ziel
der Invasion des Libanon war es natürlich, Bedingungen zu schaffen, die eine
„Loslösung“ von ihm ermöglichen. Das dauerte 18 Jahre. Dasselbe könnte nun
in Gaza geschehen - und in dieser Woche hat es sich schon gezeigt: Anstatt
einer Loslösung von Gaza wurde die Stadt wieder eingenommen, die IDF
startete eine Vergeltungsaktion.
WAS TUN WIR IN GAZA?
Der Staat Israel sollte heute jedoch kein Hauptquartier für
Vergeltungsaktionen sein. Israel hat strategische und nationale Ziele. Und
wenn die Loslösung von Gaza wirklich ein erstrangiges nationales Ziel ist,
wie es der Premier oft erklärt hat, dann sollten die militärischen Maßnahmen
an dieses Ziel angepasst werden. Wenn der Premier den Gazastreifen wirklich
räumen will, dann hätte er der IDF doch nicht den Befehl erteilt, ihn wieder
zu erobern.
Die Vergeltungsaktion in Gaza wird von einigen Erscheinungen begleitet, die
der Verstand nicht akzeptieren und das jüdische Gewissen nicht verdauen
kann, z. B. die große Zahl palästinensischer Opfer, Zivilisten und
Demonstranten. Die Hindernisse, die den Rettungsmannschaften und der
humanitären Hilfe für die Verwundeten und die Obdachlosen in den Weg gelegt
wurden. Die Parolen, von welche diese Aktion von Anfang an begleiten, wenn
z.B. israelische Vertreter anfangen, den Palästinensern vorzuwerfen, sie
zerstörten ihre Häuser selbst, „um eine negative Öffentlichkeitsmeinung
gegen Israel herzustellen“, wenn das israelische Militär in vollem Ernst
erklärt, der Abriss der Häuser geschehe „zum Wohle der palästinensischen
Bevölkerung“, und wenn unsere offiziellen Sprecher erklären, die
palästinensischen Opfer seien von „Panzerfeuer auf ein verlassenes Haus“
getötet worden. Wir sollten uns als Juden und Zionisten fragen: Haben wir
die grundlegende moralische Fähigkeit verloren, zwischen Gut und Böse zu
differenzieren, zwischen moralisch und grausam, zwischen der Wahrheit und
der „Wahrheit“? Sind wir denn auf den Kopf gefallen? Sind wir in Gaza blind?
Und - was machen wir dort überhaupt?
Untersuchungen des schweren Zwischenfalls dauern an:
Zahlreiche Tote und
Verletzte bei Armeeeinsatz in Rafah
Mindestens 10 Palästinenser wurden getötet und Dutzende
verletzt, als sich eine Gruppe von rund 3.000 Demonstranten aus dem
Stadtzentrum von Rafah auf die Kampfzone Tel Sultan zu bewegte...
Gespräche über internationale Truppen im Gazastreifen:
Neuauflage des
Abkoppelungsplans in zwei Wochen
Aus Regierungsquellen verlautete am Mittwoch, dass der
abgeänderte Plan die stufenweise Räumung der Siedlungen im Gazastreifen
vorsieht, beginnend mit Kfar Darom und Netzarim, danach die Räumung weiterer
Siedlungen von Süd nach Nord...
Israels Linke demonstrierte:
Scharon legt
veränderten Rückzugsplan vor
Während Scharon darum bemüht ist, seinen Plan, den Gazastreifen zu
verlassen, neu zu beleben, zeigte Israels Linke gestern Abend auf dem
Rabin-Platz in Tel Aviv eine beeindruckende Vorstellung ihrer Stärke...
Einsatz in Rafah / Gazastreifen:
Erste
Stellungnahme des Außenministeriums
Rafah ist das palästinensische "Tor des Terrors" im
Gazastreifen. Das Ziel der israelischen Militäraktionen im Gazastreifen ist
es, dem Schmuggel von Kampfmitteln durch die Tunnel aus Ägypten in den
Gazastreifen ein Ende zu setzen...
IDF Operation in Rafah:
Ein Schlag
gegen die Schmuggler
Der Zweck der Operation in Rafah besteht darin, diese südliche
palästinensische Stadt vom Rest des Gazastreifens abzutrennen, um den
Transfer von Waffen, die die Palästinenser kürzlich über die
Philadelphi-Route schmuggeln konnten, zu verhindern...
Über 150.000 bei Demo am Rabin Platz:
Endlich raus aus Gaza - jetzt!
Die größte Demonstartion der Friedensbewegung seit
Mai
2002...
Sounds:
Geffen / Oz / Jarkoni -
Geffen: Schir azuw / Ein trauriges Lied
- Jaffa
Jarkoni: Hen efschar - Haminu Jom jawo -
Die Rede von
Amos Os -
Hava Nagila auf Ladino
hagalil.com
21-05-2004 |