Arte, 22. April, 22.40 Uhr
Praktizierende jüdische Familien befolgen die Tehora, ein uraltes
Regelwerk, das die Vorschriften für die "Reinheit" der Frau genauestens
festlegt.
Es verbietet der Frau bis zu zwei Wochen nach Ende der Menstruation jeden
erotisch-sexuellen Kontakt. Um den Verkehr wieder aufnehmen zu dürfen, muss
sich die Frau der Mikwe unterziehen, das ist der Begriff für das rituelle
Tauchbad zur Einhaltung des Reinheitsgesetzes und gleichzeitig für den Raum,
in dem es vollzogen wird.
Dabei wird die Frau von einer anderen Frau auf ihre Reinheit hin
kontrolliert. Die Mikwe muss auch vor der Hochzeit und nach der Geburt eines
Kindes aufgesucht werden. Dieser Ort ist das geheime Reich der Frauen. Dort
sind sie unter sich und nehmen kein Blatt vor den Mund, auch nicht bezüglich
sexueller Fragen, deren Erörterung in der Öffentlichkeit verpönt ist.
Natalie, eine junge Frau mit zwei Kindern, ist frisch geschieden. Während
sie in ihrer leeren Wohnung auf und ab geht, erinnert sie sich an ihre
Hoffnungen und Erwartungen vor der Ehe. Ihre ganz der orthodoxen Tradition
verpflichtete Mutter weiht sie kurz vor der Verheiratung in das
entsprechende Ritual ein. Natalie kann nicht umhin, Zweifel und Protest zu
äußern, weil sie vieles an diesen Traditionen als veraltet und sogar absurd
empfindet.
Das sieht Shira, Mutter von fünf Kindern, anders. Sie und ihr Mann, ein
Offizier, führen ein glückliches Eheleben. Sie sprechen auch frei
miteinander über die religiösen Verbote, denen ihr Intimleben unterworfen
ist, und mit denen sie sich abgefunden haben. Allerdings sind diese
Gespräche natürlich nichts für die Ohren ihrer Kinder.
Zum Weiterlesen:
Mikveh (rituelles
Tauchbad)
Tahara, Tumah
und Mikweh
Eine
Mikwe für Feministinnen