Missbrauch des Namens von
Leo Baeck:
Baeck-Enkelin greift den Zentralrat an
Offener Brief
der Enkelin von Rabbiner Dr. Leo Baeck
Wir sind tief bestürzt und betroffen von der verzerrenden
Weise, in der der Zentralrat der Juden sich des Erbes unseres Großvaters Leo
Baeck sel. Ang. bemächtigt. Als Symbolfigur des aufgeklärten deutschen
Judentums hat er die Gemeinden Deutschlands in bitterster Zeit geeint und
vertreten. Bis 1953 stand er als Präsident an der Spitze der Weltunion für
progressives Judentum.
Dabei hat er
früh Anteil an der Erneuerung jüdischen Lebens in Deutschland genommen.
Rabbiner wie Nathan Peter Levinson schickte er als Geistliche der ersten
Stunde in die sich sammelnden Gemeinden. Sein Beispiel hat den Neuanfang in
Deutschland begleitet und ermöglicht.
Deshalb tragen
heute Synagogengemeinden, Schulen, Forschungsinstitute und Logen in aller
Welt mit Stolz und Ehrerbietung seinen Namen. Dies ist stets jedoch auch
Verpflichtung gewesen.
Der Zentralrat der Juden in
Deutschland hat sich über Jahrzehnte hinweg gerne des Namens Leo Baeck
bedient: er verleiht einen jährlichen Preis, die Geschäftsstelle im
ehemaligen liberalen Rabbinerseminar Berlins trägt seinen Namen. Dennoch
werden die Prinzipien seines Lebens und Glaubens durch den Zentralrat mit
Füssen getreten.
Wer im "Leo-Baeck-Haus"
seinen Sitz will, sollte das liberale Judentum als eine der mächtigen
geistigen Strömungen des Judentums respektieren, fördern und anerkennen.
Pluralismus und Demokratie sollten die Grundlagen des Handelns sein, das
sich unter dem Bildnis Leo Baecks vollzieht.
Die Kritik
aus aller Welt an der schlimmen Diskriminierung liberaler Juden in
Deutschland durch den Zentralrat und durch seinen Vorsitzenden Paul Spiegel
hätte Leo Baeck tief gekränkt und hat uns auf das Äußerste verletzt.
Wir können
es als Familie Leo Baecks nicht verantworten, dass eine Organisation seinen
Namen missbraucht, die sein Erbe ausschlägt. Deshalb entziehen wir dem
Zentralrat der Juden in Deutschland das moralische Recht, den Namen unseres
seligen Großvaters weiter für seine Zwecke zu missbrauchen.
Unsere Hoffnung ist, dass einmal eine Zeit einkehren möge, in
der der Name Leo Baecks wieder dem ganzen deutschen Judentum als Vorbild
dienen kann.
Marianne Dreyfus Rabbiner
Enkelin von Rabbiner Dr. Leo
Baeck
Dr. A. Stanley Dreyfus
Ehemann von Marianne Dreyfus u. Schüler von Rabbiner Dr. Leo Baeck
PRESSEERKLÄRUNG DES ZJD:
Direktorium des Zentralrats steht
uneingeschränkt zu Präsident Paul Spiegel
hagalil.com
21-04-2004 |