Pressemitteilung
der von Civitas finanzierten Beratungsstellen für Opfer rechtsextremer
Straf- und Gewalttaten in den neuen Bundesländern und Berlin
Berlin, 20.02.04Rechtsextreme Gewalttaten in den neuen
Bundesländern und Berlin:
Nach wie vor auf hohem Niveau
Beratungsstellen für Opfer rechtsextremer Straf- und
Gewalttaten veröffentlichen Statistik
Seit dem Herbst 2001 werden in den neuen Bundesländern und
Berlin mit Hilfe des Bundesprogramms Civitas acht Projekte zur Beratung von
Opfern rechtsextremer Straf- und Gewalttaten gefördert. Das Programm
"civitas - initiativ gegen Rechtsextremismus in den neuen Bundesländern" als
Teil des Aktionsprogramms der Bundesregierung "Jugend für Toleranz und
Demokratie - gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und
Antisemitismus" unterstützt die Schaffung einer demokratischen,
gemeinwesenorientierten Kultur in den neuen Bundesländern. Für das Jahr 2003
legen die Beratungsstellen eine gemeinsame statistische Erhebung vor, in der
Zahlen über recherchierte Angriffe sowie über die beratenen KlientInnen
veröffentlicht werden.
Recherchierte Straf- und Gewalttaten
Im Jahr 2003 erlangten die Opferberatungsstellen allein in
den fünf neuen Bundesländern und Berlin Kenntnis von insgesamt 551
rechtsextremen Angriffen. Die meisten solcher Gewalttaten ereigneten sich in
Sachsen (141), gefolgt von Brandenburg (116) und Thüringen (91). Von den
551, in ihrer Intensität sehr unterschiedlichen Angriffen, waren mindestens
808 Personen direkt betroffen. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle
handelte es sich um Körperverletzungsdelikte (62 %) sowie Nötigungs- und
Bedrohungsdelikte (16 %).
Beratungsfälle
Die Beratungsstellen betreuten im vergangenen Jahr
insgesamt 1211 KlientInnen, darunter 782 Personen, die direkt zu Opfern
rechtsextremer Gewalttaten geworden waren. Es handelte sich dabei um 657
Männer und 125 Frauen. 407 der beratenen Personen, vor allem Flüchtlinge,
MigrantInnen und AussiedlerInnen, wurden aus einer rassistischen
Tatmotivation angegriffen. Ein weiterer Schwerpunkt lag bei 269 meist
jugendlichen Opfern (14 bis 20 Jahren), die sich mehrheitlich einem
alternativen Milieu zugehörig fühlen. In über 60 Prozent der Fälle erwies
sich ein langfristiges Beratungsverhältnis als notwendig.
Die Notwendigkeit spezialisierter Beratungsstellen für
Opfer rechtsextremer Gewalttaten
Die Beratungsstellen machen darauf aufmerksam, dass auch
im Jahr 2003 von einem Rückgang rechtsextremer Gewalttaten in den neuen
Bundesländern und Berlin keine Rede sein kann. Offensichtlich hat sich das
Ausmaß dieser Straftaten auf einem hohen Niveau eingepegelt. Die vorgelegten
Zahlen unterstreichen die Notwendigkeit von Beratungsstellen, die auf Opfer
rechtsextremer Straf- und Gewalttaten spezialisiert sind; zumal viele der
Opfer aufgrund ihrer sozialen Situation nur einen beschränkten Zugang zu
Beratungseinrichtungen haben.
Statistisches Material
Tab. 1: Recherchierte rechtsextreme Angriffe im
Jahr 2003
Land
|
Anzahl recherchierter Angriffe |
Berlin |
73 |
Brandenburg |
116 |
Mecklenburg-Vorpommern |
64 |
Sachsen |
141 |
Sachsen-Anhalt |
64 |
Thüringen |
66 |
Gesamt
|
541
|
Tab. 2 Recherchierte rechtsextreme Angriffe nach
vermuteter Tatmotivation in 2003
Rassismusopfer |
337 |
Antisemitismusopfer |
8 |
Homophobieopfer |
16 |
gegen Behinderte |
5 |
gegen sozial Benachteiligte |
6 |
gegen politisch Aktive |
67 |
gegen Nicht-Rechte
(meist Jugendliche) |
322 |
unklar |
47 |
Gesamt
|
808
|
Tab. 3: Beratene Opfer rechtsextremer Gewalttaten nach
Opfergruppen in 2003
Rassismusopfer |
407 |
gegen Nicht-Rechte (meist Jugendliche)
|
269 |
gegen politisch Aktive |
66 |
gegen Behinderte |
20 |
gegen sozial Benachteiligte |
20 |
Homophobieopfer |
4 |
sonstige |
9 |
insgesamt
|
782
|
Tab. 4: Beratene Opfer rechtsextremer Gewalttaten nach
Altersgruppen in 2003
0 bis 13 Jahre |
40 |
14 bis 20 Jahre |
259 |
21 bis 40 Jahre |
399 |
über 41 |
84 |
insgesamt
|
782
|
Tab. 5: Beratene Opfer Rechtsextremer Gewalttaten nach
Geschlecht in 2003
Männer |
657 |
Frauen |
125 |
insgesamt
|
782
|
hagalil.com
23-02-2004 |