Selbsternannter Wiener
Oberrabbiner:
Der Rundumschlag des Moishe Arye Friedman
Von Karl
Pfeifer
Ein weiser
Rabbi warnte einmal, sich mit schlechten Nachbarn einzulassen oder mit
Frevlern gemeinsame Sache zu machen. Seit einigen Jahren macht sich ein als
orthodoxer Jude gekleideter Mann in Wien bemerkbar, der schlechten Nachbarn
und Frevlern nützliche Dienste erweist. Moishe Arye Friedman, so heißt er,
hat eine Marktlücke in Österreich entdeckt. Zwar hatte die extrem rechte FPÖ
einen Alibijuden beschäftigt, dieser war aber nicht durch seine Frömmigkeit
aufgefallen.
Anscheinend hat
Jörg Haider, aber auch die Republik Österreich nach dem die schwarz-blaue
Koalition regierte und die EU Maßnahmen gegen die Regierung ergriff, doch
die Bestätigung von ultraorthodoxen Rabbinern gebraucht, dass hier alles in
bester Ordnung sei. Erstmals öffentliches Aufsehen erregte Friedman, als er
in der "New York Times" ein 330.000 Schilling (ca. 24.000 Euro) teures
Inserat lancierte, in dem ultraorthodoxe Oberrabbiner aus aller Welt eine
Lanze für Österreichs schwarz-blaue Regierung brachen. Ich befürchte, dass
dieses Inserat vom österreichischen Steuerzahler bezahlt wurde. Von da an
wurde Friedman zum Liebling der "Deutschen Nationalzeitung" und der
regierungsnahen Wiener Wochenzeitung "Zur Zeit".
Auch die im
Besitz eines katholischen Verlagshauses befindliche Wiener Tageszeitung "Die
Presse" gab diesem "Oberrabbiner", von dem man in Wien nicht weiß, ob er
einen minjan (zehn jüdische Männer) zum Gebet zusammenbekommt, einige Mal
die Gelegenheit, sich gegen die Wiener Juden, gegen die Kultusgemeinde und
gegen den jüdischen Staat auszusprechen. So erklärte Friedman im Frühjahr
2002 in einem von der Presse unter dem Titel "Der Rabbi, der für den
Untergang Israels betet" veröffentlichten Artikel, die Wiener Kultusgemeinde
sei "keine jüdische Religionsgemeinschaft, sondern eine politische,
zionistische Bewegung". Zionismus, das ist für den gebürtigen New Yorker in
Gleichklang mit seinen ultraorthodoxen Glaubensgenossen nichts anderes als
Faschismus. Ziel der Zionisten, so Friedman, sei es, die Palästinenser zu
eliminieren und die jüdische Religion auszurotten. Den Staat Israel könne er
daher nicht anerkennen.
Die von der
österreichischen Bundesregierung mit 62.000 EURO subventionierte
Wochenzeitung "Zur Zeit" (ZZ), die mit schöner Regelmäßigkeit antisemitische
Texte und Karikaturen veröffentlicht, ist keine Nazi-Zeitung. Denn wäre sie
eine, dann würde sie sicher kein Interview mit einem "Oberrabbiner" bringen.
"Zur Zeit" brachte aber am 26.7.02 ein Gespräch mit dem 30jährigen
"orthodoxen Oberrabbiner", der die jüdische Gemeinde deren Mitglieder und
Funktionäre wüst beschimpfte. Der angebliche Oberrabbiner behauptete: "Die
Juden lebten stets gut in der Diaspora, wenn es keine Einmischung von außen
gab. Es gab kaum Probleme dort, vielleicht mit Ausnahme in Rußland... Ich
glaube, daß die FPÖ ein gutes Verhältnis zum orthodoxen Judentum bekommen
kann, die Zionisten wollen das natürlich verhindern! Aber ich kann dazu
beitragen, die Beziehungen aller österreichischen Parteien zum Judentum in
dieser Sache zu korrigieren... Ein großer Teil der Mitglieder der IKG sind
überhaupt keine Juden. ...Große Teile der bestehenden IKG gehören so zum
Judentum wie 90 Prozent der russischen Einwanderer nach Israel, die klar
Nichtjuden sind, da nichtjüdischer Abstammung. Der [Funktionär]... IKG, ...,
gehörte nie dem Judentum an!"
Es entbehrt
nicht grotesker Elemente, wenn ein dahergelaufener "Oberrabbiner" den
meisten Juden Wiens abstreitet, Juden zu sein. Die Halacha (jüdische Lehre)
besagt, Jude oder Jüdin ist der- und diejenige, deren Mutter Jüdin ist oder
die entsprechend der religiösen Vorschriften konvertiert sind. Die orthodoxe
Lebensführung ist also nicht maßgebend dafür, ob jemand Jude oder Jüdin ist.
Außerdem ist es eine der schlimmsten Sünden, einem konvertierten Menschen
vorzuwerfen, dass er/sie nicht immer jüdisch war.
Der
freiheitliche Astrologe Heinz Fidelsberger behauptete in dem Wochenblatt
"Zur Zeit", der Vorwurf des Antisemitismus sei ein "verbales Verbrechen"
(Zur Zeit 48/2003, S. 3). Um diese Behauptung zu belegen, strapaziert er die
rassistische Rede von den Arabern als "Semiten". Demgegenüber seien die
Juden wie Wiesenthal, Sharon, Wiesel und andere [...] "keine Semiten",
sondern "Chasaren" oder "Ostjuden". Also könne auch nicht von Antisemitismus
gesprochen werden, wenn man wie Fidelsberger behauptet, dass die "Juden
überall auf der Welt [...] heute in der Presse und Finanz, aber auch in
politischen Gremien überproportioniert sind". Wie überhaupt "jeder, der
absichtlich oder unabsichtlich irgendein nicht passendes Wort über die
Ostjuden zu sagen wagt, [...] als Antisemit gebrandmarkt" werde.
Im Glauben, sich
so nicht angreifbar zu machen, bietet "Zur Zeit“ einmal mehr Moishe A.
Friedman, der angibt, "Oberrabbiner der orthodoxen jüdischen Gemeinde" in
Wien zu sein, Platz für seine wirren Ansichten. So bezeichnet dieser im
Interview die Palästinensergebiete als "ein riesiges Konzentrationslager"
und Theodor Herzl als "geistige[n] Vater jener Entwicklung, die zum
Holocaust führte". (Ebenda, S. 22) Friedman geht aber noch einen Schritt
weiter und macht offen dem Antisemitismus Marke Möllemann oder Hohmann die
Mauer: Diese hätten nur von ihrer "Meinungs- und Redefreiheit" (ebenda, S.
23) Gebrauch gemacht. Wie Fidelsberger ein paar Seiten davor, betont er,
dass ein "Großteil der Zionisten [...] nicht einmal jüdischer Abstammung
[ist], während die Araber doch ohne Frage Semiten sind". (Ebenda) Friedman,
der alle Juden und Jüdinnen, welche nicht seine kruden Ansichten teilen, zu
"Zionisten" oder "Gottlosen" erklärt, behauptet schließlich, diese würden
"international aus Geschäfts- und Machtinteressen die Holocaust-Industrie
[betreiben]." (Ebenda) Mit Aussagen wie diesen bedient Friedman Antisemiten
und Rechtsextremisten. Doch damit begnügt sich Friedman nicht.
"Die Presse"
meldet aus Den Haag u.a.: "Unter den antiisraelischen Demonstranten befinden
sich auch einige orthodoxe Rabbiner. Sie kommen aus New York, aus
Manchester, Los Angeles und aus Wien. "Die Mauer schafft nur neues Leid. Es
gibt keine Basis für einen zionistischen Staat. Gemäß dem Willen Gottes
lehnen wir den Zionismus und den Staat Israel prinzipiell ab", sagt Moishe
Arye Friedman, Oberrabbiner der orthodoxen jüdischen Gemeinde in Wien. "Wir
beten für die friedliche Auflösung des Staates Israel. Wir wollen mit
unseren arabischen Brüdern ohne Grenzen und ohne Staat friedlich
zusammenleben", sagten die Rabbiner unisono."
Dazu nur noch
eine Bemerkung. Die Feinde des Staates Israel und der Juden berufen sich
gerne auf diese wenigen Juden, die sich mit ihnen identifizieren. Doch die
Tatsache, dass es sogar ein paar jüdische Holocaustleugner gibt, bedeutet
nicht, dass es keinen Holocaust gegeben hat. Auch die Tatsache, dass einige
deutsche Juden 1933 glaubten, wenn sie Hitler unterstützten, dann würde
ihnen nichts geschehen, bedeutete nicht, dass Hitler Recht hatte. Die
Chomsky, Finkelstein und Friedman kommen und gehen, die Juden bleiben
bestehen.
hagalil.com
25-02-2004 |