4 Uhr 30 früh - Anruf:
Die Synagoge brennt!
Deutsch-Jüdische Familienschicksale
Zusammen mit dem
S'ensemble Theater Augsburg erinnert das Jüdische Kulturmuseum
Augsburg-Schwaben an die Ereignisse und Folgen des Pogroms vom
November 1938 ("Reichskristallnacht") in Augsburg.
Die Matinee "4 UHR 30 FRÜH - ANRUF: DIE SYNAGOGE BRENNT - WEGE DER FAMILIE
DANN" findet statt zusammen mit der Zeitzeugin Frau Lotte Treves, geb. Dann
aus Rom am
9. November 2003 um 11 Uhr im S'ensemble Theater in der Kulturfabrik,
Bergmühlstraße 34 (Eingang Walterstraße). Die Veranstaltung wird gefördert
durch das Kulturbüro der Stadt Augsburg.
Im Zentrum der im
vergangenen Jahr begonnenen Reihe "LEBENSLINIEN. DEUTSCH-JÜDISCHE
LEBENSSCHICKSALE" steht diesmal die Augsburger Familie Dann. Sie ist vielen
durch die 1998 von Gernot Römer im Wißner Verlag herausgegebenen
Lebenserinnerungen der vier
Schwestern Dann ein Begriff.
Albert Dann war 1897
aus Frankfurt am Main an den Lech gekommen. Rasch brachte es der fähige
Kaufmann in der damals blühenden Augsburger Textilbranche zu Wohlstand und
Einfluss. Die Familie lebte ein gutbürgerliches Leben, gleicher-maßen
aufgeschlossen für soziale Fragen wie für Literatur und Kunst. Die fünf
Töchter Sophie, Elisabeth, Thea, Gertrud und Lotte - 1918 starb Thea -
erhielten eine fortschrittliche Ausbildung: Sie besuchten das Stettensche
Institut bzw. das Maria-Theresia-Gymnasium und absolvierten anschließend
eine Ausbildung in einem sozialen Beruf. Die jüngste studierte Chemie.
Imponierend war Albert
Danns großes ehrenamtliches Engagement für die gesamte Stadt wie für die
jüdische Gemeinde. Seinen unermüdlichen freiwilligen Einsatz bei der
Stadtverwaltung (Lebensmittelverwaltung) während des Ersten Weltkriegs
honorierte die Stadt Augsburg 1927 mit dem Ehrentitel eines Kommerzienrats.
In der Kultusgemeinde war Albert Dann als "Synagogen-kommissär" tätig und
als solcher unter anderem auch für den Bau der Synagoge in der Halderstraße
(1913-1917) zuständig.
Nachdem die
Nationalsozialisten 1933 die Macht erhalten hatten, erfuhr die Familie
Schritt für Schritt die Entrechtung und Demütigungen nationalsozialistischer
Rassenpolitik. Während des Novemberpogroms erlebte Albert Dann die
Brutalität der Nazis am eigenen Leib. Endlich fiel der Entschluss, Augsburg
zu verlassen, aus Deutschland zu emigrieren. Aufnahme fanden die Mitglieder
der Familie im damaligen Palästina, in England und in Italien. Mühsam
begannen sie ein neues Leben.
Nach
einem Grußwort von Bürgermeisterin Eva Leipprand und einer Einführung durch
Frau Dr. Benigna Schönhagen thematisiert eine Lesung aus den
Tagebuch-notizen von Sophie Dann den Ablauf und die Folgen des Pogroms. Als
besonderer Gast ist Frau Lotte Treves aus Rom, eine der zwei noch lebenden
Dann-Schwestern, mit ihrer Familie anwesend. Im Gespräch mit den
Veranstaltern gibt sie Auskunft, wie sie selbst die Pogromnacht erlebt, was
sie vom Schicksal ihrer Familie erfahren und wie sich das Exil auf die
Familie ausgewirkt hat.
Für die musikalische Umrahmung sorgt Karl Berger am Vibraphon/Klavier. Der
renommierte Jazzmusiker aus Heidelberg lebt seit über 30 Jahren in den USA
und verblüfft seitdem die Jazz-Welt mit seinem innovativen, einfühlsamen
Spiel.
Im Foyer des S'ensemble Theaters wie im Jüdischen Kulturmuseums in der
Halderstr.6-8 wird begleitend zur Ausstellung eine kleine Fotoausstellung
zur Familie Dann gezeigt.
Für Oberstufenklassen
findet (nach Anmeldung im Jüdischen Kulturmuseum unter Tel. 0821-513658) am
Montag, den 10. November um 10 Uhr im Festsaal der Synagoge, Halderstr. 6-8,
eine Zeitzeugen-Veranstaltung mit Frau Lotte Treves, geb. Dann statt.
hagalil.com
04-11-2003 |